Archer Jeffrey
nicht wieder vorkommt«, versprach Armstrong, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er das bewerkstelligen sollte. »Was sonst noch?«
»Die Zensur«, erwiderte Schultz düster. »Der Prüfer legt jedes Wort in meinen Artikeln auf die Goldwaage. Das führt unweigerlich dazu, daß die Berichte zwei, drei Tage zu spät erscheinen und dadurch jede Aktualität verlieren. Und weil der Zensor den Rotstift stets bei den interessantesten Artikeln ansetzt, bleibt nicht viel Lesenswertes übrig.«
»Ich verstehe«, sagte Armstrong. »Von nun an werde ich die Überprüfung vornehmen, was Sicherheitsrisiken betrifft. Und ich werde mit dem Zensor reden, damit Ihnen diese Probleme in Zukunft erspart bleiben. Sonst noch was?«
»Ja, Captain. Das größte Problem wird erst dann auf mich zukommen, wenn der Strom nicht mehr ausfällt.«
»Das begreife ich nicht«, gestand Armstrong. »Wieso kann es zum Problem werden, wenn die Druckmaschinen ungestört laufen?«
»Weil mir dann das Papier ausgeht.«
»Wie hoch ist Ihre derzeitige Auflage?«
»Hundert-, hundertzwanzigtausend. Im Höchstfall.«
»Und Der Berliner? «
»Eine Viertelmillion ungefähr.« Schultz machte eine Pause. »Regelmäßig.«
»Ich werde dafür sorgen, daß Sie genug Papier für eine tägliche Auflage von einer Viertelmillion erhalten. Aber Sie müssen sich noch bis Ende des Monats gedulden.«
Schultz, normalerweise ein sehr höflicher Mann, kam nicht einmal auf die Idee, sich zu bedanken, als Captain Armstrong ihn verließ, um zu seinem Büro zurückzukehren. Mochte dieser britische Offizier noch so selbstsicher sein – Schultz hielt es für unmöglich, daß der Mann seine Versprechen einlösen konnte.
Gleich nach seiner Rückkehr wandte Armstrong sich an Sally und bat sie, eine Liste sämtlicher Dinge zu tippen, um die Schultz gebeten hatte. Als die Liste fertig war, überprüfte Armstrong sie; dann gab er Sally den Auftrag, zwölf Kopien anzufertigen und ein Treffen der gesamten Belegschaft zu organisieren. Eine Stunde später zwängten sich alle Mitarbeiter in Armstrongs Büro.
Sally gab jedem eine Kopie der Liste. Armstrong ging sie vor versammelter Mannschaft durch; dann sagte er: »Ich will alles haben, was auf dieser Liste steht, und zwar pronto. Sobald sämtliche Punkte abgehakt sind, bekommt jeder von euch drei Tage Urlaub. Aber bis es soweit ist, werdet ihr täglich arbeiten, von frühmorgens bis spätabends, auch an den Wochenenden. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Einige nickten, doch keiner sagte etwas.
Neun Tage später traf Charlotte in Berlin ein. Armstrong schickte Benson zum Bahnhof, um sie abzuholen.
»Wo ist mein Mann?« fragte sie, als ihr Gepäck hinten im
Jeep verstaut wurde.
»Er hat ein sehr wichtiges Treffen, das sich nicht ver
schieben ließ, Mrs. Armstrong. Aber ich soll Ihnen ausrichten,
daß er heute abend so rasch wie möglich heimkommt.« Als Dick nach Hause kam, stellte er fest, daß Charlotte
bereits ausgepackt und ein Abendessen zubereitet hatte. Sie
umarmte und küßte ihn zärtlich.
»Ich bin ja so glücklich, daß du endlich hier bist, Liebling«,
sagte er. »Tut mir leid, daß ich dich nicht selbst vom Bahnhof
abholen konnte.« Er blickte ihr in die Augen. »Aber ich schufte
wie ein Ochse. Ich hoffe, du hast Verständnis dafür.« »Aber natürlich«, versicherte Charlotte ihm. »Du mußt mir
beim Essen alles über deinen neuen Posten erzählen.« Armstrong erzählte ihr nicht nur beim Essen davon – er
redete immer noch über seinen Job, als sie das schmutzige
Geschirr einfach auf dem Tisch stehen ließen und zu Bett
gingen.
Am nächsten Morgen kam Dick zum erstenmal, seit er in
Berlin war, zu spät ins Büro.
Dank Captain Armstrongs Verbindung zum organisierten Schwarzhandel dauerte es bloß neunzehn Tage, bis fast jeder Artikel auf der Liste beschafft worden war; der Rest wurde mit Dicks wirkungsvoller Mischung aus Charme, Einschüchterung und Erpressung von anderen Betrieben requiriert. Als plötzlich ohne Anforderungsschein eine originalverpackte Riesenkiste mit sechs neuen Remington-Schreibmaschinen im Büro auftauchte, sagte Dick zu Lieutenant Wakeham: »Tu einfach so, als würdest du die Dinger gar nicht sehen.«
Wann immer Armstrong auf ein Hindernis stieß, erwähnte er lediglich die Worte »Colonel Oakshott« und »Kontrollrat«. Dies hatte fast immer zur Folge, daß der betreffende widerstrebende Beamte das Formular für die benötigten Gegenstände doch noch in dreifacher Ausfertigung
Weitere Kostenlose Bücher