Archer Jeffrey
Schultz. »Er war Beamter im Reichsarbeitsministerium. Wir hatten uns vor vielen Jahren in einem hiesigen Schachklub kennengelernt, wo wir dienstags und freitags zusammen spielten – was wir übrigens auch nicht mehr durften, nachdem Hitler an die Macht gekommen war.«
»Aber wenn Lauber ein so guter Freund war, müßte er jetzt doch in der Lage sein, Ihnen die Anteile zurückzuverkaufen.«
»Ja, das wäre wohl möglich. Schließlich hat er nur einen nominellen Betrag dafür bezahlt – mit der mündlichen Vereinbarung, daß er mir die Anteile nach dem Krieg zurück überschreibt.«
»Ich bin sicher, er wird sein Wort halten, wenn er so ein guter Freund war«, meinte Armstrong.
»Das würde er ganz bestimmt, doch während des Krieges haben wir uns der politischen Verhältnisse wegen aus den Augen verloren. Das letzte Mal habe ich Lauber im Dezember 1942 gesehen. Wie viele andere Deutsche wurde er zum namenlosen Teil einer Statistik.«
»Aber Sie müssen doch wissen, wo er gewohnt hat«, sagte Armstrong und schlug sich mit seinem Offiziersstock leicht auf die Wade.
»Seine Familie wurde nach den ersten schweren Bombenangriffen aus Berlin evakuiert. Seit damals habe ich nichts mehr von Lauber gehört. Weiß der Himmel, wo er jetzt ist«, fügte Schultz mit einem Seufzer hinzu.
Dick gelangte zu der Ansicht, daß er nun alle Information besaß, die er brauchte. »Was ist mit dem Artikel über die Eröffnung des neuen Flughafens?« wechselte er das Thema.
»Wir haben bereits einen Fotografen dort. Ich hab’ mir gedacht, ich schicke noch einen Reporter, wegen der Interviews…«, erwiderte Schultz gehorsam, doch Armstrong war mit den Gedanken schon woanders. Kaum saß er wieder an seinem Schreibtisch, beauftragte er Sally, beim alliierten Kontrollrat anzurufen und festzustellen, wem Der Telegraf gehörte.
»Ich dachte immer, er gehört Arno«, sagte Sally verwundert.
»Ich auch. Aber das ist offenbar nicht der Fall. Kurz nach Hitlers Machtübernahme mußte er seine Anteile an einen Arier verkaufen. Er hat eine Abmachung mit seinem Freund Klaus Lauber getroffen und überließ ihm die Aktien zu einem Spottpreis. – Ich muß folgendes wissen, Sally: Erstens, gehören die Anteile immer noch Lauber? Zweitens, wenn ja, ist er noch am Leben? Und drittens, falls er noch lebt – wo, zum Teufel, steckt er? Sag bitte kein Wort darüber, Sally. Auch nicht zu Lieutenant Wakeham.«
Sally brauchte drei Tage, um die Bestätigung zu erhalten, daß Major Klaus Otto Lauber beim allierten Kontrollrat als Besitzer des Telegraf registriert war.
»Aber lebt er noch?« fragte Armstrong.
»Und ob«, erwiderte Sally. »Zur Zeit sitzt er in Wales fest.«
»Wie bitte?« sagte Armstrong erstaunt. »Wie ist das möglich?«
»Major Lauber befindet sich in einem Internierungslager in der Nähe von Bridgend, seit er vor drei Jahren als Angehöriger von Feldmarschall Rommels Afrikakorps gefangengenommen wurde.«
»Was konnten Sie sonst noch herausfinden?« fragte Armstrong.
»Das war’s schon«, erwiderte Sally. »Ich fürchte, der Major hatte keinen schönen Krieg.«
»Gut gemacht, Sally. Aber ich möchte gern noch mehr wissen. Versuchen Sie, alles über Lauber in Erfahrung zu bringen – wirklich alles. Geburtsdatum, Geburtsort, Ausbildungsgang, persönliche Dinge. Und dann möchte ich gern wissen, wie lange er im Arbeitsministerium tätig war, und wie es dann mit ihm weiterging – bis zu dem Tag, als man ihn in Bridgend interniert hat. Ich brauche jede Information, mag sie noch so unbedeutend erscheinen. Es gibt genug Leute, die uns einen Gefallen schulden. Spannen Sie diese Leute ein. Den anderen versprechen Sie einfach das Blaue vom Himmel. So, ich gehe jetzt zu Oakshott. Gibt’s sonst noch was?«
»Ein junger Journalist von der Oxford Mail würde gern ein Interview mit Ihnen führen. Er wartet schon über eine Stunde.«
»Vertrösten Sie ihn auf morgen.«
»Aber er hat Sie schriftlich um einen Termin ersucht, und Sie hatten sich einverstanden erklärt, ihm ein Interview zu geben.«
»Vertrösten Sie ihn auf morgen«, wiederholte Armstrong.
Sally kannte diesen Tonfall, und nachdem sie Mr. Townsend losgeworden war, legte sie alles andere zur Seite und machte sich an die Nachforschung über das nicht sonderlich bemerkenswerte Leben des Klaus Lauber.
Private Benson fuhr Armstrong zur Wohnung des kommandierenden Offiziers auf der entgegengesetzten Seite des britischen Sektors.
»Sie kommen wirklich mit den seltsamsten Anliegen«, sagte
Colonel
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