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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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sich zurück, dem Vater zu antworten, daß das keine große Leistung wäre. »Was mir Sorgen macht, ist dein Gesundheitszustand, Vater. Ich möchte nicht in England bleiben, wenn ich dir zu Hause ein bißchen Streß abnehmen könnte.«
    »Ich habe mich nie besser gefühlt, mein Junge«, versicherte Sir Graham. »Der Arzt sagt, daß sich alles normalisiert hat. Solange ich’s nicht übertreibe, habe ich noch viele Jahre vor mir. Du wirst mir von viel größerem Nutzen sein, wenn du in der Fleet Street dein Handwerk von der Pike auf lernst, als wenn du jetzt heimkommst und mir im Grund genommen keine allzu große Hilfe bist. Tja, dann werde ich Beaver mal anrufen. Und du schreib ihm ein paar Zeilen – heute noch!«
    Keith schrieb am gleichen Nachmittag an Lord Beaverbrook. Drei Wochen später lud der Besitzer des Express Sir Graham Townsends Sohn zu einem fünfzehnminütigen Vorstellungsgespräch ein.
    Keith traf eine Viertelstunde zu früh am Arlington House ein. Einige Minuten spazierte er am St. Jame’s auf und ab, bevor er den beeindruckenden Büropalast betrat. Er mußte weitere zwanzig Minuten warten, bis eine Sekretärin ihn zu Lord Beaverbrooks riesigem Büro mit Blick auf den St. James’ Park führte.
    »Wie geht es Ihrem Vater?« fragte Beaver als erstes. »Danke, gut, Sir«, antwortete Keith, der vor Beavers
    Schreibtisch stand, da ihm kein Platz angeboten worden war. »Und Sie möchten in seine Fußstapfen treten?« Der alte
Mann blickte ihn an.
»Ja, Sir, das möchte ich.«
»Gut, dann melden Sie sich morgen früh um zehn Uhr in
Frank Butterfields Büro beim Express. Er ist der beste
stellvertretende Chefredakteur der gesamten Fleet Street. Noch
Fragen?«
»Nein, Sir.«
»Gut«, sagte Beaverbrook. »Richten Sie Ihrem Vater meine
besten Grüße aus.« Er senkte den Kopf, womit er Keith
offenbar zu verstehen geben wollte, daß das Gespräch beendet
war. Dreißig Sekunden später war Keith zurück auf dem St.
James’ und zweifelte beinahe daran, daß diese Begegnung
tatsächlich stattgefunden hatte.
Am nächsten Morgen meldete er sich bei Frank Butterfield
in der Fleet Street. Der stellvertretende Chefredakteur war
ständig unterwegs und eilte von einem Redakteur zum anderen.
Keith hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Schon bald war
ihm klar, weshalb Butterfield dreimal geschieden war. Wenige
Frauen würden Wert darauflegen, mit einem solchen Mann
Schritt zu halten und ein solches Leben zu teilen. Jeden Abend,
außer am Samstag, brachte Butterfield die Zeitung gewissermaßen zu Bett – und sie war eine Herrin, die nichts verzieh. Im Laufe der Wochen langweilte es Keith immer mehr,
nichts anderes zu tun, als Frank überallhin zu folgen. Es
drängte ihn danach, ein besseres Bild darüber zu bekommen,
wie die Zeitung hergestellt wurde, wie der ganze Betrieb
überhaupt lief und organisiert und geleitet wurde. Frank, der
sich der Ungeduld des jungen Mannes bewußt wurde,
entwickelte ein Programm, das dafür sorgen sollte, daß sein
Adlatus stets vollauf beschäftigt war. Keith verbrachte drei
Monate im Vertrieb, die nächsten drei in der Anzeigenabteilung, und weitere drei in der Herstellung. Dort stieß er auf
zahllose Fälle von Schlamperei: Gewerkschafter, die Karten
spielten, während sie an den Druckerpressen hätten stehen
sollen, oder die sich zwischen den schweren Aufgaben, Kaffee
zu trinken oder Wetten beim nächsten Buchmacher
abzuschließen, eine Arbeitspause gönnten. Manche schoben
sogar mehrere Stechkarten unter verschiedenen Namen in die
Stempeluhr und steckten den Lohn für jede Karte ein. Als Keith sechs Monate beim Express war, hegte er längst
seine Zweifel, daß der Inhalt das einzig Wichtige für den
Erfolg einer Zeitung war. Hätten er und sein Vater an ihren
gemeinsamen Sonntagvormittagen nicht die Anzeigenseiten im
Courier genauso intensiv lesen sollen wie die Titelseite? Und
wenn sie im Arbeitszimmer seines alten Herrn die Schlagzeilen
der Gazette kritisiert hatten – wäre es da nicht produktiver
gewesen, sich zu vergewissern, daß Sir Grahams Unternehmen
nicht mehr Arbeiter beschäftigte, als tatsächlich benötigt
wurden? Oder ob die Honorare und Spesen der Journalisten
nicht ins Uferlose abglitten? So hoch die Auflage und der
Absatz einer Zeitschrift auch sein mochte – das Hauptaugenmerk sollte darauf gerichtet sein, so gewinnbringend wie
möglich zu wirtschaften. Über dieses Problem diskutierte Keith
oft mit Frank Butterfield. Frank war der Meinung, daß sich an
den

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