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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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müßte, Sally, bekämen Sie eine Gehaltserhöhung. Bleiben Sie an Lauber dran, und halten Sie mich auf dem laufenden, falls Sie was Neues herausfinden – auch die kleinste Kleinigkeit.«
Beim Abendessen erklärte Dick seiner Frau, er würde unter anderem deshalb nach Großbritannien fliegen, um schon mal die Fühler auszustrecken, wie es mit einer Stellung für ihn aussähe, sobald er aus der Armee entlassen war. Charlotte zwang sich zu einem Lächeln, doch in letzter Zeit hatte sie mitunter das Gefühl, daß Dick ihr nicht alles erzählte. Sprach sie ihn darauf an, antwortete er stets mit »Streng geheim!«.
Private Benson brachte Dick am nächsten Morgen zum Flughafen.
Die Lautsprecheranlage in der Abflughalle ertönte: »Captain Richard Armstrong wird gebeten, seine Dienststelle anzurufen.« Dick hätte es bestimmt getan, wäre sein Flugzeug nicht bereits auf der Startbahn losgerollt.
Als die Maschine drei Stunden später in London landete, marschierte Armstrong über die Rollbahn auf einen Corporal zu, der an einem auf Hochglanz polierten Austin lehnte und ein Schild hochhielt, auf dem in großen Lettern »CAPTAIN ARMSTRONG« stand. Kaum sah der Corporal den Offizier auf sich zukommen, nahm er Haltung an und salutierte.
»Ich muß sofort nach Bridgend«, sagte Dick, ehe der Soldat dazu kam, auch nur den Mund zu öffnen.
Sie fuhren über die A40, und Armstrong nickte sehr bald ein. Er erwachte erst, als der Corporal verkündete: »Nur noch zwei Meilen, Sir, dann sind wir da.«
Als sie sich dem Lager näherten, überkamen Dick die Erinnerungen an seine eigene Internierungszeit in Liverpool. Diesmal aber standen die Wachen stramm und salutierten, als er durchs Tor gefahren wurde. Der Corporal hielt den Austin vor dem Büro des Kommandanten.
Als Dick eintrat, erhob sich ein Captain hinter dem Schreibtisch, um ihn zu begrüßen. »Roach«, stellte er sich vor. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Er streckte die Rechte aus, und Armstrong schüttelte sie. Captain Roach hatte keinerlei Auszeichnungsstreifen über der Brusttasche und sah aus, als hätte er den Ärmelkanal allenfalls auf einem Tagesausflug überquert. Bestimmt war er noch nie in Feindberührung gekommen. »Niemand hat mir genau erklärt, wie ich Ihnen behilflich sein kann«, sagte er, während er Armstrong einen bequemen Sessel am Kamin anbot.
Dick kam sofort zur Sache. »Ich möchte eine Liste aller Gefangenen dieses Lagers. Mit drei von ihnen möchte ich zwecks Erstellung eines Berichts sprechen, den ich anschließend dem Kontrollrat in Berlin vorlege.«
»Kein Problem.« Der Captain nickte. »Aber warum haben Sie sich für Bridgend entschieden? Die meisten Nazigenerale sind in Yorkshire interniert.«
»Ich weiß«, entgegnete Armstrong. »Aber eine allzu große Auswahl wurde mir nicht geboten.«
»Verstehe. Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen, mit wem Sie sprechen möchten? Oder soll ich aufs Geratewohl drei Namen für Sie aussuchen?« Captain Roach hielt ihm ein Klemmbrett entgegen, und Armstrong fuhr mit dem Zeigefinger die mit Schreibmaschine getippte Namensliste hinunter. Er lächelte. »Ich werde mit einem Unteroffizier, einem Leutnant und einem Major sprechen«, sagte er und kreuzte drei Namen an. Dann gab er dem Captain das Klemmbrett zurück.
Roach betrachtete Dicks Auswahl. »Bei den ersten beiden gibt’s kein Problem. Aber mit Major Lauber werden Sie bedauerlicherweise nicht sprechen können.«
»Ich habe die uneingeschränkte Vollmacht des…«
»Selbst wenn Sie die uneingeschränkte Vollmacht von Mr. Attlee persönlich hätten, würde Ihnen das nichts helfen«, unterbrach Roach ihn. »Soweit es Lauber betrifft, kann ich nichts für Sie tun.«
»Warum nicht?« brauste Armstrong auf.
»Weil er vor zwei Wochen gestorben ist. Ich habe ihn letzten Montag in einem Sarg nach Berlin zurückgeschickt.«
    MELBOURNE COURIER 12. September 1950
Sir Graham Townsend verstorben
    Der Leichenzug hielt vor der Kathedrale. Keith stieg aus dem vordersten Wagen, bot seiner Mutter den Arm und führte sie die Freitreppe hinauf, gefolgt von seinen Schwestern. Als sie das Gotteshaus betraten, erhoben sich die Trauergäste von den Bänken. Einer der Kirchenräte schritt den Townsends voraus den Mittelgang hinunter zu der noch leeren ersten Bankreihe. Keith konnte regelrecht spüren, wie mehrere Augenpaare ihn zu durchbohren schienen, und aus allen Blicken sprach dieselbe Frage: »Ob du es wohl schaffen wirst?« Kurz darauf wurde der Sarg an ihnen

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