Archer Jeffrey
Chelsea teil, danach an einer kleinen Feier in Charlies Wohnung über dem Läden.
Ich dachte bereits, daß sich vielleicht alles zum Besten entwickelt hatte, als mich einige Monate später Daphne anrief und sagte, daß sie mich gern in einer dringenden Sache sprechen möchte. Ich lud sie zum Mittagessen im Club ein, wo sie mir einen Brief von Captain Trentham zu lesen gab, den sie am Morgen erhalten hatte. Mir wurde sogleich bewußt, daß Mrs. Trentham von meinem Brief an Forbes erfahren haben mußte, in dem ich vor den Folgen eines gebrochenen Heiratsversprechens warnte, und die Sache sogleich in die Hand genommen hatte. Ich fand nun, daß es an der Zeit war, ihren Sohn wissen zu lassen, daß er damit nicht durchkam.
Ich überließ Daphne sich selbst und einer Tasse Kaffee, um mich in das Schreibzimmer zurückzuziehen und bei einem starken Cognac einen noch stärkeren Brief aufzusetzen. Ich fand, daß ich ihn unter den gegebenen Umständen so diplomatisch und realistisch wie nur möglich formulierte und keinen Punkt außer acht ließ. Daphne dankte mir und versprach, den Brief wörtlich zu übernehmen und Trentham zu schicken.
Ich traf sie nicht mehr, bis wir uns einen Monat später bei ihrer Hochzeit wiedersahen, und das war kaum der geeignete Zeitpunkt, das Thema Trentham anzuschneiden.
Nach der Trauung spazierte ich um die Anlage am Vincent Square herum, wo der Empfang stattfinden sollte. Ich hielt wachsam nach Mrs. Trentham Ausschau, die wahrscheinlich auch eingeladen war, denn ich hatte keine Sehnsucht nach einem zweiten Gespräch mit dieser Dame.
Ich freute mich jedoch, als ich in dem riesigen Pavillon, der extra für diese Feier aufgebaut worden war, auf Charlie und Becky stieß. Ich hatte das Mädchen nie zuvor so strahlend gesehen, und Charlie war regelrecht elegant in einem Cut, grauer Krawatte und Zylinder. Die goldene Taschenuhr, die von seiner Weste hing, war, wie ich erfuhr, ein Hochzeitsgeschenk von Becky. Sie hatte sie von ihrem Vater geerbt, wie sie erzählte, doch der Rest des Staates, erklärte Charlie, müsse am nächsten Morgen zu den Gebrüdern Moss zurück.
»Wäre es nicht an der Zeit, daß Sie sich einen eigenen Cut leisten? Es wird in Zukunft sicherlich noch so manche ähnliche Anlässe geben, wozu Sie einen brauchen.«
»Ganz sicher nicht«, erwiderte er. »Das wäre reine Vergeudung.«
»Aber wieso?« fragte ich. »Gewiß sind die Kosten …«
»Weil ich beabsichtige, ein eigenes Schneidergeschäft zu kaufen. Ich habe schon geraume Zeit ein Auge auf Nummer 127, und wie Mr. Crowther meint, dürfte es bald zum Verkauf kommen.«
Gegen diese Logik konnte ich nichts einwenden. Seine nächste Frage verblüffte mich ungemein.
»Haben Sie je von Marshall Field gehört, Colonel?«
»War er im Regiment?« fragte ich und dachte nach.
»Nein.« Charlie grinste. »Marshall Field ist ein Kaufhaus in Chicago, in dem man alles bekommen kann, was man je im Leben braucht oder sich wünscht. Mehr noch, Field hat hundertfünfundachtzigtausend Quadratmeter Verkaufsfläche, alles unter einem Dach!«
Eine grauenvolle Vorstellung! Aber ich versuchte nicht, den Wortschwall des begeisterten Jungen zu dämpfen. »Das Gebäude nimmt einen ganzen Häuserblock ein!« gab er mir zu verstehen. »Können Sie sich einen Laden mit achtundzwanzig Eingängen vorstellen? Den Anzeigen nach gibt es bei Field vom Apfel bis zum Automobil alles, und er hat vierundzwanzig verschiedene Arten von beidem. Stellen Sie sich vor, er hat den Einzelhandel in den Staaten revolutioniert, indem er als erstes Geschäft den Ratenkauf eingeführt hat. Er behauptet in seiner Werbung auch, daß er alles, was er nicht vorrätig hat, innerhalb einer Woche beschaffen kann.«
»Soll das heißen, daß wir Field im Austausch für Chelsea Terrace 147 kaufen sollen?« fragte ich naiv.
»Nicht gleich, Colonel. Aber wenn es mir gelingt, nach und nach jedes Geschäft in der Chelsea Terrace aufzukaufen, könnten wir etwas Ähnliches in London aufziehen und ihm vielleicht sogar die erste Zeile seiner frechen Anzeigen stehlen.«
Ich wußte, daß er es erwartete, darum fragte ich, was diese erste Zeile besagte.
»Der größte Laden der Welt«, antwortete Charlie.
»Und was sagen Sie dazu?« wandte ich mich an Becky.
»In Charlies Fall«, entgegnete sie, »müßte es der größte Karren der Welt sein.«
17
Trumpers erste Jahreshauptversammlung wurde über der Obstund Gemüsehandlung im Wohnzimmer von Chelsea Terrace 147 abgehalten. Der Colonel, Charlie und
Weitere Kostenlose Bücher