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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Becky saßen um einen kleinen runden Fisch und wußten nicht so recht, wie es angehen sollte, bis der Colonel die Versammlung eröffnete.
    »Ich weiß, daß wir nur zu dritt sind; trotzdem bin ich der Meinung, daß wir all unsere künftigen Versammlungen auf professionelle Weise durchführen.« Charlie zog die Brauen hoch, versuchte jedoch nicht, des Colonels Redefluß zu unterbrechen. »Ich habe mir deshalb die Freiheit genommen, Punkte für die Tagesordnung zusammenzustellen, denn sonst kann man leicht vergessen, Wichtiges zur Sprache zu bringen.« Der Colonel schob seinen beiden Partnern ein Blatt zu, auf dem er mit feinsäuberlicher Schrift fünf Punkte auflistete. »Der erste Punkt auf der Tagesordnung ist der Geschäftsbericht, und ich möchte Becky bitten, uns zu sagen, wie sie die gegenwärtige finanzielle Lage sieht.«
    Becky hatte ihren Bericht sorgfältig Wort für Wort niedergeschrieben, nachdem sie im vergangenen Monat zwei große, ledergebundene Geschäftsbücher, eines rot, eines blau, in der Schreibwarenhandlung in Nummer 137 gekauft hatte und während der vergangenen vierzehn Tage, nur jeweils Minuten nachdem Charlie zum Covent Garden aufgebrochen war, aufgestanden war, um dafür zu sorgen, daß sie jedwede Frage beantworten konnte, die vielleicht bei ihrer ersten Versammlung aufgeworfen würde. Sie schlug das rote Buch auf und begann langsam zu lesen, wobei sie hin und wieder auf das blaue Buch verwies, das ebenso groß und beeindruckend war, und auf dessen Einband in Gold das Wort JOURNAL geprägt war.
    »Bei Ende des Geschäftsjahres am 31. Dezember 1921 hatten die sieben Läden einen Umsatz von eintausenddreihundertundelf Pfund und vier Shilling, woraus wir einen Gewinn von zweihundertneunzehn Pfund und elf Shilling erklärten und siebzehn Prozent vom Umsatz aufwiesen. Unsere Schulden bei der Bank betragen momentan siebenhunderteinundsiebzig Pfund; darin sind unsere Steuerabgaben für das Jahr enthalten. Aber der Wert der sieben Läden bleibt im Buch mit eintausendzweihundertneunzig Pfund, der exakte Preis, den wir für sie bezahlten. Das ist jedoch nicht ihr gegenwärtiger Marktwert.
    Ich habe eine separate Kostenaufgliederung für jedes Geschäft gemacht«, sagte Becky und reichte Charlie und dem Colonel Kopien ihrer Arbeit. Beide studierten sie mehrere Minuten eingehend, ehe sie etwas sagten.
    »Das Lebensmittelgeschäft bringt immer noch die meisten Erträge, wie ich sehe«, stellte der Colonel fest, während sein Monokel die Gewinn- und Verlustspalten auf und ab wanderte. »Das Haushaltsgeschäft macht endlich keine Verluste mehr, und die Schneiderei frißt einen Teil unserer Gewinne auf.«
    »Ja«, bestätigte Charlie. »Da bin ich an einen schönen
    Heiligen geraten, als ich sie kaufte.«
»Einen was?« fragte der Colonel verwirrt.
»Einen Schwindler«, brummte Becky, ohne vom Buch
    aufzublicken.
»Ich fürchte ja.« Charlie nickte. »Ich mußte für das Geschäft
verdammt tief in die Tasche greifen, habe obendrein zuviel für
den Bestand bezahlt und stand schließlich mit Personal da, das
nicht richtig ausgebildet war und nichts taugte. Aber es geht
aufwärts, seit Ihr Major Arnold den Laden übernommen hat.« Der Colonel lächelte. Es war erfreulich, daß die Einstellung
eines seiner ehemaligen Stabsoffiziere sich als solcher Erfolg
erwies. Tom Arnold war bald nach dem Krieg in die Saville
Row zurückgekehrt und hatte feststellen müssen, daß seine alte
Stellung als zweiter Geschäftsführer bei Hawkes mit einem
Veteran besetzt worden war, den man ein paar Monate eher als ihn entlassen hatte, und man von ihm erwartete, daß er mit der eines Substituten zufrieden war. Aber das war er nicht. Als der Colonel ihm von der Möglichkeit erzählte, ein Geschäft in
Chelsea zu führen, hatte er sofort zugegriffen.
»Es ist schon merkwürdig«, sagte Becky, mit dem Blick
noch im Buch, »daß die Moral der Leute, wenn es um die
Begleichung von Schneiderrechnungen geht, ganz anders ist,
als in jedem anderen Geschäft. Seht euch doch bloß die
Schuldnerliste an!«
»Stimmt«, bestätigte Charlie. »Aber ich fürchte, das wird
erst besser werden, wenn es Major Arnold gelungen ist,
tüchtigen Ersatz für mindestens drei Leute von seinem
gegenwärtigen Personal zu finden. Ich rechne nicht damit, daß
er während der nächsten zwölf Monate Gewinn machen wird,
allerdings hoffe ich, daß er bis Ende 1923 zumindest nicht
mehr in den roten Zahlen ist.«
»Gut«, sagte der Colonel. »Was ist mit

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