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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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mir durchging, erkannte ich, daß meine Ambition, einen zweiten Laden dazuzukaufen, kein Wunschtraum mehr bleiben mußte. Dann standen unerwartet gleich zwei Geschäfte in einem Monat zum Verkauf. Ich wies Becky an, das Geld dafür irgendwie herzubekommen.
Daphne teilte mir vertraulich mit, daß Becky große Schwierigkeiten hatte, die erforderliche Summe aufzutreiben, und obwohl ich nichts sagte, rechnete ich doch damit, daß Becky erklären würde, es sei einfach unmöglich, vor allem, da ich das Gefühl hatte, sie sei in Gedanken völlig bei Trentham und der Tatsache, daß er in Kürze nach Indien verlegt würde. Als sie dann am Tag seiner Abreise erklärte, sie hätten sich offiziell verlobt, hätte ich ihm ohne Zaudern die Kehle durchschneiden können – und danach mir –, aber Daphne versicherte mir, daß es mehrere junge Damen in London gab, die sich zur einen oder anderen Zeit der Illusion hingegeben hätten, Captain Guy Trentham würde sie in Kürze heiraten. Doch Becky blieb so überzeugt von Trenthams ehrlicher Absicht, daß ich nicht wußte, welchem der beiden Mädchen ich glauben sollte.
In der folgenden Woche kam mein alter Kommandeur mit einer Einkaufsliste seiner Gattin in den Laden. Ich werde nie den Augenblick vergessen, als er eine Geldbörse aus seiner Jackentasche holte und darin nach Kleingeld kramte. Bis dahin war ich nie auf den Gedanken gekommen, daß auch ein Colonel in der wirklichen Welt leben könnte. Jedenfalls verließ er den Laden erst, nachdem er versprochen hatte, mir zwei Zehnshillingkarten für den Regimentsball zu schicken; das hat er auch getan.
Meine Euphorie – ein weiteres Harcourt-Browne-Wort – über die Wiederbegegnung mit dem Colonel dauerte etwa vierundzwanzig Stunden. Dann vertraute mir Daphne an, daß Becky in anderen Umständen war. Als erste Reaktion wünschte ich, ich hätte Trentham an der Westfront umgebracht, statt zu helfen, das Leben des Schufts zu retten. Ich nahm an, daß er sofort von Indien zurückkehren würde, um sie zu heiraten, ehe das Kind zur Welt kam. Mir wurde allein schon bei dem Gedanken übel, daß er sich wieder in unser Leben drängen würde, aber es war das einzige, was ein Gentleman unter diesen Umständen tun konnte, andernfalls hätte Becky ein Leben als Ausgestoßene der Gesellschaft zu gewärtigen.
Etwa zu dieser Zeit erklärte Daphne, daß wir unbedingt ein Aushängeschild, einen Strohmann, brauchten, wenn wir einen größeren Kredit von der Bank bekommen wollten. Becky würde da nichts erreichen, weil sie eine Frau war, ihr Geschlecht würde sie von vornherein disqualifizieren – wieder eines von Daphnes Wörtern –, aber sie war so taktvoll, nicht zu sagen, daß mich wiederum mein Akzent »disqualifizieren« würde.
Auf dem Rückweg vom Regimentsball erklärte Becky Daphne vergnügt, daß der Colonel genau der richtige Mann sei, uns zu vertreten, wann immer es darum ging, von einer Bank ein Darlehen zu erbitten. Ich war nicht sehr optimistisch, aber Becky hatte bereits bei der Gattin des Colonels vorgefühlt und bestand darauf, daß wir uns zumindest an ihn wenden und ihm erklären sollten, was wir uns vorgestellt hatten.
Das taten wir, und zu meiner Überraschung erhielten wir zehn Tage später einen Brief von ihm, in dem er zusagte.
Ein paar Tage später gab Becky zu, daß sie ein Kind erwartete. Von diesem Augenblick an interessierte ich mich nur noch dafür, herauszufinden, was sie von Trenthams Absichten gehört hatte. Zu meiner Bestürzung erfuhr ich, daß sie es dem Kerl noch nicht einmal mitgeteilt hatte, obwohl sie inzwischen bereits fast vier Monate schwanger war. Ich ließ sie schwören, daß sie ihm noch in dieser Nacht schreiben würde, allerdings weigerte sie sich, ihm mit einer Klage wegen gebrochenen Eheversprechens zu drohen. Am nächsten Tag versicherte mir Daphne, daß sie vom Küchenfenster aus gesehen hatte, wie Becky den Brief einwarf.
Ich bat den Colonel um ein Gespräch und klärte ihn über Beckys Zustand auf, bevor es die ganze Welt wußte. Er meinte etwas geheimnisvoll: »Überlassen Sie Trentham mir!«
Sechs Wochen später sagte mir Becky, daß sie immer noch keine Antwort von Trentham bekommen habe, und ich spürte zum erstenmal, daß ihre Gefühle für den Mann erkalteten.
»Gut«, sagte ich, »dann können wir das Thema Guy Trentham vielleicht abhaken.«
Ich bat sie sogar, mich zu heiraten, aber sie nahm meinen Antrag nicht ernst, obwohl ich in meinem ganzen Leben nichts ernster gemeint habe. Ich lag

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