Archer Jeffrey
Charlie nickte, als Hadlow bewundernd sagte: »Dann erkläre ich mich mit ›einem Gebot darüber‹ einverstanden.«
»Darf ich vorschlagen«, warf der Colonel ein, »daß Mrs. Trumper das Bieten übernimmt, denn bei ihrer Erfahrung …«
»Wie freundlich von Ihnen, Colonel, aber ich werde trotzdem die Hilfe meines Mannes brauchen.« Becky lächelte. »Und die des gesamten Vorstands. Wissen Sie, ich habe bereits einen Plan ausgearbeitet.« Und sie erklärte ihnen, wie sie sich die Sache gedacht hatte.
»Das wird ein Spaß«, freute sich der Colonel, als sie geendet hatte. »Aber darf ich bei der Versteigerung mit dabei sein?«
»Natürlich«, versicherte ihm Becky. »Sie alle werden dabei sein, doch von Charlie und mir abgesehen müssen Sie, schon ein paar Minuten ehe die Versteigerung beginnt, in der Reihe unmittelbar hinter Mrs. Trentham Platz genommen haben.«
»Verdammtes Weib!« entfuhr es dem Colonel, dann sagte er hastig: »Entschuldigen Sie bitte.«
»Stimmt.« Becky fuhr fort: »Aber vor allem dürfen wir nicht vergessen, daß sie eine Amateurin ist.«
»Was hat das zu besagen?« erkundigte sich Hadlow.
»Manchmal lassen sich Amateure vom Auktionsfieber mitreißen. In einem solchen Fall haben Profis keine Chance, denn der Amateur erhält häufig den Zuschlag, weil er ein Gebot zu hoch geht. Wir müssen bedenken, daß dies möglicherweise die erste Versteigerung ist, bei der Mrs. Trentham selbst mitbietet oder auch nur teilnimmt, und da sie auf das Objekt so versessen ist wie wir und obendrein über höhere Mittel verfügt, bleibt uns nur die List, um das Objekt an uns zu bringen.« Alle Anwesenden waren anscheinend derselben Meinung.
Sobald die Sitzung vorbei war, ging Becky ihren Plan mit Charlie im Detail durch und veranlaßte ihn sogar dazu, bei einer von Sotheby’s Auktionen teilzunehmen und Gebote für ein silbernes Teeservice zu machen. Er führte die Anweisungen seiner Frau durch, bekam jedoch den Zuschlag für ein Senffaß aus der Regency-Zeit, das er überhaupt nicht hatte haben wollen.
»Aus Fehlern lernt man«, versicherte ihm Becky. »Ärgere dich nicht, sondern sei froh, daß du keinen Rembrandt ersteigert hast.«
Während des Abendessens erklärte sie Charlie feinere Nuancen, die bei Auktionen zu beachten waren, als sie es bei der Sitzung für nötig erachtet hatte. Er erfuhr, daß es Zeichen gab, die man mit dem Auktionator vereinbaren konnte, so daß man mitbieten konnte, ohne daß andere auf einen aufmerksam wurden, während man selbst herausfinden konnte, wer dagegen bot.
»Aber wird denn Mrs. Trentham nicht auf dich aufmerksam?« wunderte sich Charlie und schnitt seiner Frau ein Stück Brot ab. »Immerhin werdet schließlich nur ihr beide als Bieter übrigbleiben.«
»Nicht, wenn du sie bereits aus der Fassung gebracht hast, bevor ich mich überhaupt ins Gefecht stürze«, versicherte ihm Becky.
»Aber der Vorstand war sich einig, daß du …«
»Daß ich ein Gebot über fünftausend gehen dürfte.«
»Aber …«
»Kein Aber, Charlie.« Sie gab ihrem Mann noch Irish Stew nach. »Am Morgen der Versteigerung möchte ich, daß du richtig auffällst. Du wirst dich in deinem besten Anzug in die siebte Reihe am Quergang setzen und ungeheuer zufrieden mit dir selbst aussehen. Dann wirst du ostentativ bis zu einem Gebot über dreitausend Pfund mitsteigern. Wenn Mrs. Trentham das nächste Gebot macht, was sie zweifellos tun wird, stehst du auf und stürmst mit verärgerter Miene hinaus, und ich biete in deiner Abwesenheit weiter.«
Charlie halbierte eine Kartoffel. »Klingt nicht schlecht. Aber bestimmt wird Mrs. Trentham rasch dämmern, was du vorhast.«
»Bestimmt nicht«, widersprach Becky. »Weil ich einen Code mit dem Auktionator vereinbart haben werde, den sie unmöglich erkennen, geschweige denn entschlüsseln kann.«
»Aber würde ich denn verstehen, was du machst?« Charlie stand auf und räumte die Teller weg.
»O ja«, versicherte ihm Becky, »denn du wirst genau wissen, was ich tue, wenn ich den Brillencode benutze.«
»Brillencode? Aber du trägst doch gar keine Brille.«
»Am Auktionstag schon, und solange ich sie aufhabe, wirst du wissen, daß ich noch biete. Sobald ich sie abnehme, biete ich nicht weiter. Wenn du den Saal verläßt, wird der Auktionator sehen, sobald er in meine Richtung blickt, daß ich meine Brille noch trage. Mrs. Trentham wird glauben, daß du ausgestiegen bist, und wird gar nichts dagegen haben, daß jemand anders weiterbietet, solange sie sicher ist, daß er
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