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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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eingegangen, Charlie Trumper«, rügte Becky.
»Vielleicht, aber ich kannte zumindest ihr Limit. Dagegen habe ich keine Ahnung, was du noch im Ärmel hattest.«
»Ich beging einen echten Fehler«, gestand Becky. »Als ich die Brille wieder aufsetzte … Worüber lachst du, Charlie Trumper?«
»Dem Himmel sei Dank für echte Amateure!«
»Was meinst du damit?«
»Mrs. Trentham glaubte, du würdest wirklich bieten und sie sei hereingelegt worden, also ging sie ein Gebot zu weit. Tatsächlich war sie nicht die einzige, die vom Auktionsfieber mitgerissen wurde. Ich kann bereits ein gewisses Mitleid nicht verhehlen …«
»Für Mrs. Trentham?«
»Ganz sicher nicht«, antwortete Charlie heftig. »Für Mr. Fothergill. Er wird neunzig Tage im Himmel schweben, ehe er mit einem gewaltigen Plumps wieder auf der Erde landet.«

Mrs. Trentham 1919 – 1927
    22
    Ich glaube nicht, daß mich jemand als Snob bezeichnen könnte. Allerdings bin ich der Meinung, daß die Maxime: »Alles hat seinen Platz, und dorthin gehört es«, auch auf Personen zutrifft.
    Ich wurde in der Blüte des viktorianischen Empires in Yorkshire geboren, und ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich feststelle, daß meine Familie in dieser Epoche unserer Insel eine beachtliche Rolle spielte.
    Mein Vater, Sir Raymond Hardcastle, war nicht nur ein Erfinder und Industrieller von großem Ideenreichtum und Können, er gründete auch eine der erfolgreichsten Firmen des Landes. Und er behandelte seine Arbeiter stets, als gehörten sie zur Familie; dieses Beispiel, das er gab, wann immer er mit jenen zu tun hatte, die das Leben stiefmütterlicher behandelte als ihn, war mein Vorbild, nach dem ich mein eigenes Leben zu richten versuchte.
    Ich habe keine Brüder, nur eine ältere Schwester, Amy. Obwohl nur wenige Jahre zwischen uns liegen, könnte ich nicht behaupten, daß wir uns je sehr nahe gestanden haben. Vielleicht, weil ich ein sehr aufgeschlossenes, sogar lebhaftes Kind war, sie dagegen schüchtern und zurückhaltend, ja abweisend, vor allem gegenüber dem anderen Geschlecht. Vater und ich bemühten uns, einen passenden Gemahl für sie zu finden, doch das erwies sich als unmöglich, und sogar Vater gab schließlich auf, als Amy ihren vierzigsten Geburtstag hinter sich hatte. Doch seit Mutters viel zu frühem Tod kümmert sie sich ganz um das Wohlergehen meines geliebten, nun greisen Vaters – was, wie ich hinzufügen möchte, beiden zum Nutzen gereicht.
    Ich andererseits hatte keinerlei Schwierigkeiten, einen Gatten zu finden. Wenn ich mich recht entsinne, war Gerald der vierte oder der fünfte Verehrer, der sich vor mich hinkniete und mich anflehte, ihn zu heiraten. Gerald und ich begegneten uns zum erstenmal, als ich auf dem Landsitz von Lord und Lady Fanshaw in Norfolk zu Gast war. Die Fanshaws waren alte Freunde meines Vaters, und ihr jüngerer Sohn Anthony hofierte mich bereits eine geraume Weile. Wie sich herausstellte, bestand keine Chance, daß er den Landbesitz oder den Titel seines Vaters erben würde, deshalb sah ich keinen Grund, dem jungen Mann Hoffnung zu machen, unsere bisherige Beziehung könne zu einer dauerhaften werden. Wenn ich mich nicht irre, war Vater nicht sehr erfreut über mein Verhalten, möglicherweise hat er mir damals sogar eine Predigt gehalten. Aber ich versuchte jedenfalls, ihm klar und deutlich zu machen, daß Gerald zwar vielleicht nicht der aufregendste meiner Verehrer sein mochte, er jedoch die unleugbaren Vorteile hatte, aus einer Familie zu kommen, die Land in drei Grafschaften besaß und bewirtschaftete und außerdem einen Landsitz in Aberdeen ihr eigen nannte.
    Unsere Vermählung fand im Juli 1894 in St. Mary’s Church in Great Ashton statt, und die Empfängnis unseres ältesten Sohnes Guy ein Jahr später; schließlich ist es gut, eine angemessene Zeit abzuwarten, ehe man seinen Erstgeborenen in die Welt setzt, denn so gibt man keinen Grund für müßiges Gerede.
    Mein Vater behandelte meine Schwester und mich gleich, doch hatte ich oft das Gefühl, daß er mich lieber hatte. Wäre nicht sein Gerechtigkeitssinn gewesen, hätte er bestimmt mir alles vererbt; denn er war ganz vernarrt in Guy. Aber so bekommt Amy nach dem Tod meines Vaters die Hälfte seines riesigen Vermögens. Weiß der Himmel, was sie damit machen wird; denn ihre einzigen Interessen sind Gärtnern, Häkeln und ein gelegentlicher Besuch des Scarborough-Festivals.
    Aber um zu Guy zurückzukommen: Jeder, der ihn sah, bemerkte, welch schönes Kind er sei;

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