Archer Jeffrey
Verkäuferinnen für Damenmoden«, antwortete Arnold. »Ansonsten ist alles recht ruhig.«
Charlie zweifelte nicht daran, daß Tom Arnold und der Vorstand einen Monat lang auch ohne ihn zurechtkommen würden, und entschloß sich endlich zu der Reise, als er von den Vorbereitungen zur Jungfernfahrt der Queen Mary las. Er buchte zwei Kabinen.
Becky verbrachte herrliche fünf Tage an Bord und war glücklich, daß sogar ihr Mann sich endlich entspannte, nachdem er sich damit abgefunden hatte, daß es keine Möglichkeit gab, sich mit Tom Arnold in Verbindung zu setzen, auch nicht mit Daniel, der jetzt in seine erste Internatsschule ging. Tatsächlich begann Charlie, nachdem er eingesehen hatte, daß er niemanden behelligen konnte, selbst die Fahrt zu genießen, als er die vielen Möglichkeiten entdeckte, die das Schiff einem etwas übergewichtigen Mann mittleren Alters zu bieten hatte, der seinen Körper nicht gerade fit hielt.
Die große Queen lief am Montag morgen im Hafen von New York ein und wurde von Tausenden stürmisch begrüßt. Unwillkürlich mußte Charlie denken, wie anders es doch für die Pilgerväter gewesen sein mußte, die in ihrem kleinen Schiff dahingeschaukelt waren, ohne von einem Empfangskomitee begrüßt zu werden und ohne zu wissen, was sie von den Eingeborenen zu erwarten hatten. In Wahrheit wußte auch Charlie nicht genau, was ihn selbst hier erwartete.
Er hatte auf Daphnes Empfehlung im Waldorf Astoria reserviert, und nachdem sie ihre Koffer ausgepackt hatten, sah er keinen Grund mehr, herumzusitzen und zu faulenzen. Er stand am nächsten Morgen um halb fünf auf, und als er die New York Times durchblätterte, stieß er zum erstenmal auf den Namen Mrs. Wallis Simpson. Er las die Zeitungen aufmerksam, dann verließ er das Hotel und spazierte die Fifth Avenue auf und ab und studierte die Schaufenster. Interessiert stellte er fest, um wieviel die Manhattaner einfallsreicher und origineller waren als die Inhaber ähnlicher Geschäfte in der Oxford Street.
Sobald die Läden um neun Uhr geöffnet hatten, konnte er sich alles näher ansehen. Jetzt schlenderte er durch die vornehmen Geschäfte, begutachtete die Ware, beobachtete die Verkäufer, ja folgte sogar manchen Kunden durch den Laden, um zu sehen, was sie kauften. Die ersten drei Tage in New York kehrte er jeden Abend erschöpft ins Hotel zurück.
Erst am vierten Morgen, nachdem Charlie mit der Fifth Avenue und Madison durch war, begab er sich weiter zur Lexington, wo er Bloomingdale’s entdeckte. Becky erkannte, daß sie ihren Mann von diesem Augenblick an bis zum Ende ihres Aufenthalts in New York hier verloren hatte.
Während der ersten zwei Stunden fuhr Charlie nur die Rolltreppen hinauf und hinunter, bis er sich den Plan des Gebäudes eingeprägt hatte. Dann nahm er sich jedes Stockwerk einzeln vor, Abteilung um Abteilung, und machte sich reichlich Notizen. Im Parterre war eine Parfümerie-, eine Lederwarenund eine Schmuckabteilung; im ersten Stock gab es Tücher, Hüte, Handschuhe, Schreibwaren; im zweiten Stock Herrenmoden; im dritten Damenmoden; im vierten Haushaltswaren; und so weiter, immer höher, bis er entdeckte, daß sich die Büros auf dem zwölften Stock befanden, versteckt hinter einem Schild UNBEFUGTEN ZUTRITT VERBOTEN«. Zu gern hätte Charlie gewußt, wie dieses Geschoß angelegt war, aber er hatte keine Möglichkeit, es herauszufinden.
Am vierten Tag informierte er sich genauestens, wie die Verkaufstische angeordnet waren, und begann einen detaillierten Plan zu zeichnen. Als er am späten Vormittag mit der Rolltreppe zum dritten Stock hinauffuhr, versperrten ihm plötzlich zwei sehr athletisch gebaute junge Männer den W 7 eg.
»Stimmt was nicht?«
»Wir sind uns nicht sicher, Sir«, erwiderte einer der muskulösen Burschen. »Wir sind Hausdetektive und möchten Sie bitten, mit uns zu kommen.«
»Mit Vergnügen«, antwortete Charlie. Er konnte sich nicht denken, was ihr Problem war.
Er wurde in einem Aufzug zu dem Stockwerk gebracht, das er sich nie allein hatte ansehen können, und durch einen langen Korridor und eine Tür ohne Aufschrift zu einem fast kahlen Zimmer an seinem Ende. Es hingen keine Bilder an den Wänden, auf dem Boden lag kein Teppich, und die einzigen Möbelstücke waren drei hölzerne Stühle und ein Tisch. Dort ließen sie ihn allein. Einen Augenblick später kamen zwei etwas ältere Herren zu ihm.
»Wären Sie so freundlich, uns ein paar Fragen zu beantworten, Sir?« begann der größere der
Weitere Kostenlose Bücher