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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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verbrachte Becky viele Stunden im Art Institute, wo sie besonders von Wyeth’ und Remingtons Werken angetan war, und sie fand, daß sie auch in London ausgestellt werden sollten. Tatsächlich kehrte sie mit einer Landschaft von Wyeth und einer Bronzestatuette von Remington in einem neuerstandenen Koffer nach England zurück, doch das britische Publikum bekam sowohl das eine wie das andere erst Jahre später zu sehen, denn als sie ausgepackt waren, wollte Charlie sie nicht mehr aus dem Haus lassen.
Am Ende des Monats waren die Trumpers erschöpft, doch fest entschlossen, noch oft nach Amerika zu reisen, obwohl sie befürchteten, daß sie nie imstande sein würden, die hier empfangene Gastfreundschaft zu vergelten, sollten die Fields oder die Bloomingdales sie je in London besuchen. Und um den einzigen kleinen Gefallen, um den John Field Charlie bat, versprach dieser sich selbst und sofort nach ihrer Heimkehr zu kümmern.
    Die Gerüchte von des Königs Verhältnis zu Mrs. Simpson, das, wie Charlie gesehen hatte, von der amerikanischen Presse in solchen Einzelheiten behandelt wurde, gelangten jetzt erst allmählich ans Ohr der Öffentlichkeit in England, und Charlie fand es traurig, als der König es schließlich für nötig erachtete abzudanken. Die unerwartete Verantwortung wurde dem darauf unvorbereiteten Herzog von York auferlegt, der König George VI. wurde.
    Die andere Neuigkeit, die Charlie mit ziemlicher Sorge verfolgte, war die wachsende Macht Adolf Hitlers in Deutschland, und er konnte einfach nicht verstehen, weshalb der Premierminister, Mr. Chamberlain, nicht ein bißchen gesunden Menschenverstand benutzte und einsah, daß dieser Mann ordentlich eins auf die Nase brauchte.
    »Er ist kein Straßenhändler im East End«, erklärte Becky ihrem Mann beim Frühstück. »Er ist das Oberhaupt eines Staates.«
    »Um so schlimmer«, brummte Charlie. »Denn wenn Herr Hitler es je wagte, sich in Whitechapel sehen zu lassen, würde ihm genau das passieren.«
    Tom Arnold hatte Charlie nach dessen Rückkehr nichts Umwälzendes zu berichten, doch er erkannte rasch, welche Auswirkungen der Amerika-Besuch auf seinen Vorsitzenden gehabt hatte, als ihn Charlie in den nächsten Tagen mit Anweisungen und Ideen nur so überschüttete.
    »Die vereinigten Geschäftsinhaber«, warnte Arnold den Vorsitzenden bei ihrem Montagstreffen, nachdem Charlie wieder einmal die Vorzüge Amerikas in den Himmel gehoben hatte, »reden jetzt ernsthaft von den Auswirkungen, die ein Krieg mit Deutschland auf das Geschäft haben würde.«
    »Das sieht ihnen ähnlich«, sagte Charlie abfällig und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Beschwichtigungspolitiker alle miteinander. Ganz abgesehen davon, daß Deutschland irgendeinem von Britanniens Verbündeten sowieso nicht den Krieg erklären wird – sie würden es nicht wagen. Schließlich können sie nicht vergessen haben, was das letzte Mal passiert ist. Also, was gibt es sonst für Probleme?«
    »Weniger weltbewegende«, antwortete Tom von der anderen Seite des Schreibtisches. »Ich habe immer noch nicht den richtigen Geschäftsführer für das Juweliergeschäft gefunden, nachdem Norman Slade in den Ruhestand gegangen ist.«
    »Annoncieren Sie in den Fachblättern, und lassen Sie es mich wissen, sobald sich etwas ergibt. Noch was?«
»Ja. Ein Herr Ben Schubert hat gebeten, Sie sprechen zu dürfen.«
»Und was will er von mir?«
»Er ist ein jüdischer Flüchtling aus Deutschland, aber er weigert sich, mir zu sagen, weshalb er mit Ihnen sprechen will.«
»Dann geben Sie ihm einen Termin, wenn er wieder an Sie herantritt.«
»Er sitzt in diesem Augenblick in Ihrem Vorzimmer.«
»Im Vorzimmer?« fragte Charlie ungläubig.
»Ja. Er kommt jeden Morgen und sitzt nur stumm da.«
»Haben Sie ihm denn nicht gesagt, daß ich in Amerika war?«
»Natürlich«, versicherte ihm Tom, »aber das änderte nicht das geringste an seinem Entschluß.«
»Bitten Sie ihn herein.«
Ein kleiner, gekrümmter, müde aussehender Mann, der, wie Charlie annahm, nicht viel älter war als er, betrat das Büro des Vorsitzenden und wartete, daß ihm ein Stuhl angeboten würde. Charlie kam hinter seinem Schreibtisch hervor und schob einen Sessel für seinen Besucher heran, ehe er sich erkundigte, was er für ihn tun könne.
Mr. Schubert schilderte Charlie, wie er mit seiner Gemahlin und seinen beiden Töchtern aus Hamburg geflohen war, nachdem so viele seiner Bekannten von den Schlägertrupps der SA mißhandelt worden und selbst

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