Archer Jeffrey
beiden.
»Selbstverständlich«, versicherte ihnen Charlie, verwundert über dieses seltsame Benehmen.
»Woher kommen Sie?« erkundigte sich der erste.
»Aus England.«
»Und wie sind Sie hierhergekommen?« fragte der zweite.
»Mit der Queen Mary auf ihrer Jungfernfahrt.« Ihm entging nicht, wie sehr diese Auskunft die beiden verblüffte.
»Aber warum spazieren Sie dann seit zwei Tagen im ganzen Kaufhaus herum und machen sich Notizen, ohne daß Sie auch nur einen Artikel gekauft hätten?«
Charlie lachte laut. »Weil mir sechsundzwanzig Läden in London gehören«, erklärte er. »Ich will nur sehen, wie Sie es hier in Amerika machen und Ihre Geschäftsmethoden mit meinen in England vergleichen.«
Die beiden Männer flüsterten nervös miteinander. »Dürften wir bitte Ihren Namen erfahren, Sir?«
»Trumper. Charlie Trumper.«
Einer der zwei stand auf und ging. Charlie hatte das dumpfe Gefühl, daß sie ihm nicht glaubten. Das erinnerte ihn an damals, als er Tommy von seinem ersten Laden erzählt hatte. Der andere Mann schwieg, also saßen sie einander mehrere Minuten stumm gegenüber, bis die Tür aufschwang und ein großer, eleganter Herr in braunem Anzug, braunen Schuhen und einer goldenen Krawatte hereinkam. Er rannte fast auf Charlie zu und breitete zur Begrüßung die Arme aus.
»Entschuldigen Sie, Mr. Trumper«, bat er. »Wir hatten keine Ahnung, daß Sie in New York sind, geschweige denn in unserem Haus. Ich bin John Bloomingdale, und das ist mein kleines Kaufhaus, das Sie sich näher angesehen haben, wie ich hörte.«
»Das stimmt«, bestätigte Charlie. Doch ehe er ein weiteres Wort sagen konnte, fügte Mr. Bloomingdale hinzu: »Das ist nur fair, denn auch ich habe mir Ihre Läden in der Chelsea Terrace angeschaut und ein paar gute Ideen von dort mit nach Hause genommen.«
»Von Trumper?« vergewisserte sich Charlie ungläubig.
»Ja, natürlich. Haben Sie in unserem Schaufenster denn nicht die amerikanische Flagge gesehen, auf der die achtundvierzig Staaten durch verschiedenfarbige Blumen repräsentiert werden?«
»Schon«, antwortete Charlie, »aber …«
»Eine Idee, die wir von Ihnen gestohlen haben, als meine Frau und ich zum Silberjubiläum drüben waren. Und nun stehe ich Ihnen ganz zur Verfügung, Sir.«
Die beiden anderen Herren lächelten nun.
An diesem Abend waren Becky und Charlie zum Abendessen in das Sandsteinhaus der Bloomingdales Ecke Sixty-first und Madison eingeladen, und John Bloomingdale beantwortete Charlies Fragen bis früh in den Morgen hinein.
Am nächsten Tag führte Mr. Bloomingdale Charlie höchstpersönlich durch sein »kleines Kaufhaus«, während Patty Bloomingdale Becky das Metropolitan Museum und die Frick Collection zeigte und sie mit Fragen über Mrs. Simpson löcherte, die Becky jedoch beim besten Willen nicht beantworten konnte, weil sie überhaupt erst in Amerika von dieser Frau gehört hatte.
Die Trumpers verabschiedeten sich mit Bedauern von den Bloomingdales, bevor sie mit dem Zug nach Chicago weiterfuhren, wo sie ein Zimmer im Stevens bestellt hatten. Doch bei ihrer Ankunft in der windigen Stadt stellten sie fest, daß aus ihrem Zimmer eine Suite geworden war und Mr. Joseph Field von Marshall Field ein paar persönliche Zeilen hinterlassen hatte, in denen er die Hoffnung ausdrückte, sie würden ihm die Ehre geben, am nächsten Tag mit ihm zu Abend zu speisen.
Beim Dinner im Haus der Fields am Lake Shore Drive wies Charlie auf die Fieldsche Werbung hin, daß das Kaufhaus eines der größten der Welt sei. Die Chelsea Terrace, sagte er, sei um fast zweieinhalb Meter länger.
»Ah«, entgegnete Mr. Field, »aber wird man Sie einundzwanzig Stockwerke hoch bauen lassen, Mr. Trumper?«
»Zweiundzwanzig!« konterte Charlie, ohne eine Ahnung zu haben, wie es mit der amtlichen Genehmigung dafür in London aussah.
Am nächsten Tag bereicherte Charlie seine Kenntnisse über Kaufhäuser durch seine eingehende Besichtigung des Hauses von Mr. Field. Er bewunderte, wie das gesamte Personal offenbar als Team zusammenarbeitete. Die Verkäuferinnen trugen alle gutsitzende, schicke Kittel mit einem goldfarbenen »MF« an den Revers, die Abteilungsleiter graue Anzüge und die Geschäftsführer dunkle, zweireihige Blazer.
»Das erleichtert es den Kunden, meine Leute zu finden, wenn sie sich ratsuchend oder aus sonst einem Grund an jemanden wenden möchten«, erklärte Mr. Field, »vor allem, wenn Gedränge herrscht.«
Während sich Charlie in die Methoden von Marshall Field vertiefte,
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