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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Straßenseite erreicht. »Ein Drückeberger, wie er im Buch steht.« Er kicherte abfällig. »Jedenfalls hilft er jetzt einmal in der Woche in Ihrem Regimentsmuseum aus, wenn man ihm glauben darf.«
Gleich am nächsten Tag ging ich in das kleine Regimentsmuseum in London, aber der Kurator sagte mir, daß Banger Smith nur jeweils am Donnerstag komme, und nicht einmal darauf könne man sich verlassen.
Ich schaute mich in dem Raum um, der voll von Andenken an die Geschichte des Regiments war: zerfledderte Fahnen, die von ehrenvoll geschlagenen Schlachten zeugten; ein Glaskasten mit Uniformen; veraltete Waffen und Kriegsutensilien vergangener Tage; und riesige Karten, auf denen mit farbigen Nadelköpfen gezeigt wurde, wo und wann das Regiment seine ehrenvollen Schlachten geschlagen hatte.
Da der Kurator nur wenige Jahre älter war als ich, wäre es sinnlos gewesen, ihn mit Fragen über den Ersten Weltkrieg zu belästigen. So kehrte ich am Donnerstag zurück und fand einen alten Soldaten in einer Ecke sitzend, der so tat, als wäre er beschäftigt.
»Banger Smith?«
Der Alte war bestimmt nicht sehr viel größer als eins fünfzig, und er dachte gar nicht daran, sich von seinem Stuhl zu erheben. Er blickte mißtrauisch zu mir hoch.
»Und wenn?«
Ich zauberte einen Zehnshillingschein vor seine Nase.
Er schaute erst den Geldschein, dann mich mit argwöhnischen Augen an. »Was woll’n Sie?«
»Können Sie sich vielleicht zufällig an einen Captain Guy Trentham erinnern?«
»Sind Sie von der Polizei?«
»Ich bin Anwalt. Sein Nachlaßverwalter.«
»Ich wett’, der Schuft hat niemand nichts ‘interlassen.«
»Bedaure, aber ich bin nicht befugt, darüber zu reden. Ich möchte Sie nur fragen, ob Sie wissen, was aus ihm geworden ist, nachdem er die Füsiliere verlassen hat? Das Regiment hat nach 1922 keine Unterlagen über ihn.«
»Warum auch? Die Fussies ‘ab’n ihm zum Abschied nicht g’rad ‘ne Parade abge’alten. Der verdammte ‘undsfott ‘ätt’ ausgepeitscht ge’ört, sag’ ich.«
»Wieso?«
»Von mir erfahr’n Sie nichts mehr. Regimentsge’eimnis«, fügte er hinzu und tupfte sich an die Nase.
»Aber haben Sie vielleicht eine Ahnung, wohin er sich begeben hat, nachdem er Indien verließ?«
»Kost’ Sie mehr als zehn Bob«, sagte der alte Soldat kichernd.
Ich zog zwei weitere Zehnshillingscheine aus der Tasche.
»Is’ nach Australien abgedampft, wissen Sie. Is’ dort verreckt, und seine Mutter ‘at ihn überführen lassen. Is’ nicht schad’ um ihn. Wenn’s nach mir ging, tat sein verdammtes Bild nicht mehr an der Wand ‘ängen.«
»Sein Bild?«
»Ja. MGs, nach den VCs und DSOs, ganz ‘inten, oben links in der Ecke.« Er schaffte es sogar, den Arm zu heben, um in die Richtung zu deuten.
Ich ging langsam zu der Ecke, in die Banger Smith gewiesen hatte, vorbei an den sieben FüsilierViktoriakreuzträgern und mehreren Kriegsverdienstordensträgern zu den Militärverdienstkreuzträgern. Sie hingen in chronologischer Reihenfolge: 1914 – drei; 1915 – dreizehn, 1916 – zehn, 1917 – elf, 1918 – siebzehn. Captain Trentham, so war zu lesen, war das Militärverdienstkreuz nach der zweiten Schlacht an der Marne, am 21. Juli 1918, verliehen worden.
Ich starrte hinauf zu dem Bild eines jungen Offiziers in der Uniform eines Captain, und ich wußte, daß ich nach Australien fahren mußte.
    30
    »Und wann möchtest du fahren?«
»In den Sommerferien.«
»Hast du genügend Geld für eine solche Reise?«
»Ich habe fast noch die ganzen fünfhundert Pfund, die du
    mir zur Graduierung geschenkt hast – genau gesagt, habe ich davon bloß die hundertachtzig Pfund für den neuen MG genommen. Weißt du, ein Junggeselle mit Unterkunft im College braucht kein großes Privateinkommen.« Daniel blickte auf, als seine Mutter den Salon betrat.
    »Daniel plant, im Sommer nach Amerika zu fahren.« »Wie aufregend.« Becky stellte Blumen auf ein Beistelltischchen neben die Remingtonstatuette. »Dann mußt du unbedingt die Fields in Chicago und die Bloomingdales in New York besuchen, und wenn du genügend Zeit hast, könntest du auch …«
Daniel, der sich an die Kamineinfassung lehnte, unterbrach sie: »Ich möchte zu Waterstone in Princeton und zu Stinstead in Berkeley.«
Becky blickte von ihrem Blumenarrangement auf. »Kenne ich sie?«
»Kann ich mir eigentlich nicht denken, Mutter. Es sind beides Mathematikprofessoren.«
Charlie lachte.
»Schon gut. Hauptsache, du schreibst uns regelmäßig«, sagte seine Mutter. »Ich

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