Archer Jeffrey
am Trinity College; aber ich fand, daß es eher Dads Adelserhebung im Buckingham-Palast gewesen war.
Die Zeremonie erwies sich als doppelte Freude, denn auch mein alter Lehrer, Professor Bradford, wurde wegen seiner Verdienste auf dem Gebiet der Codeentschlüsselung zum Ritter geschlagen – seine Frau ging leer aus, wie meine Mutter sofort bemerkte. Ich war ebenso empört darüber wie sie. Dad hatte seinen Teil dazu beigetragen, daß wir Briten nicht hungern mußten; aber wie Churchill im Unterhaus darlegte, hatten die Erfolge unseres kleinen Teams den Krieg wahrscheinlich um ein Jahr verkürzt.
Wir trafen uns danach alle im Ritz zum Tee, und irgendwann, was verständlich war, wandte sich das Gespräch der Frage zu, wie ich mir meine weitere Zukunft vorstellte, nun, da der Krieg zu Ende war. Ich rechne es Vater hoch an, daß er nie vorschlug, ich solle bei Trumper einsteigen, um so mehr, da ich wußte, wie sehr er sich einen zweiten Sohn gewünscht hatte, der die Firma einmal übernehmen würde. Während der Sommerferien wurde mir das Glück, das mir zuteil geworden war, noch mehr bewußt, da Vater sehr viel geschäftliche Probleme hatte und Mutter ihre eigene Sorge um die Zukunft von Trumper nicht verbergen konnte. Aber wenn ich fragte, ob ich helfen könne, sagte sie immer nur: »Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut.«
Nachdem ich nach Cambridge zurückgekehrt war, nahm ich mir vor, mir keine Gedanken mehr darüber zu machen, falls mir der Name Trentham je wieder unterkommen sollte. Doch gerade weil der Name in meiner Gegenwart nie offen erwähnt wurde, spukte er weiter in meinem Unterbewußtsein. Vater war immer mit allem so frei heraus gewesen, daß ich mir nicht erklären konnte, warum er ausgerechnet in dieser Sache geheimnistuerisch war, und zwar so sehr, daß ich es einfach nicht wagte, damit zu ihm zu kommen.
Vielleicht wären Jahre vergangen, ohne daß ich mir die Mühe gemacht hätte, noch etwas in dieser rätselhaften Angelegenheit zu unternehmen, wäre nicht dieser Anruf eines Morgens in Little Boltons gewesen – ich hatte, als es klingelte, den Nebenapparat abgehoben, während Vater fast gleichzeitig nach dem Hauptanschluß griff.
Tom Arnold, Vaters rechte Hand, war am anderen Ende und sagte: »Zumindest können wir froh sein, daß Sie Syd Wrexall vor Mrs. Trentham erreicht haben.«
Ich legte sofort auf, aber ich wußte jetzt, daß ich keine Ruhe haben würde, wenn ich dieser Sache nicht auf den Grund ging
– und zwar, ohne daß meine Eltern es je erfahren würden. Warum nahm man in einer solchen Lage immer gleich das Schlimmste an? Ganz sicher würde sich die Lösung als etwas völlig Harmloses erweisen.
Obwohl ich selbst Syd Wrexall nie begegnet war, erinnerte ich mich doch, daß er der Wirt des »Musketier« gewesen war, eines Pubs, der stolz am Ende der Chelsea Terrace gestanden hatte, bis er ausgebombt worden war. Vater hatte den Besitz noch während des Krieges erworben und später, nach dem Wiederaufbau, dort ein Einrichtungshaus eröffnet.
Dick Barton brauchte nicht lange, herauszufinden, daß Mr. Wrexall London während des Krieges verlassen hatte und seither einen Pub in einem verschlafenen Nest namens Hatherton in Cheshire betrieb.
Ich brachte drei Tage damit zu, meine Strategie für Mr. Wrexall zu planen, und erst als ich überzeugt war, daß ich alle Fragen wußte, die gestellt werden mußten, wagte ich die Fahrt hinauf nach Norden. Ich mußte jede Frage, deren Antwort ich brauchte, so formulieren, daß sie nicht als Fragen zu erkennen waren. Aber ich wartete trotzdem noch einen Monat mit dieser Fahrt und ließ mir einen Bart wachsen, damit mich Wrexall nicht erkennen würde. Ich glaubte zwar nicht, daß ich ihn je gesehen hatte, aber es war ja möglich, daß er mich von irgendwoher kannte und sofort wissen würde, wer ich war, sobald ich seinen Pub betrat. Ich ersetzte sogar meine alte Brille durch ein eleganteres Modell, das ich privat bezahlte.
Für meine Fahrt wählte ich einen Montag, weil ich ihn für den ruhigsten Wochentag für ein Mittagessen in einem Pub hielt. Ehe ich mich auf den Weg machte, rief ich vorsichtshalber im »Fröhlichen Wildschütz« an, und Mrs. Wrexall versicherte mir, daß ihr Mann den ganzen Tag dasein würde. Ich hängte ein, ehe sie nachfragen konnte, weshalb ich das wissen wollte.
Während meiner Fahrt nach Cheshire paukte ich laufend eine Reihe von Nichtfragen. In Hatherton angekommen, parkte ich den Wagen in einer Seitenstraße in
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