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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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von unschätzbaren handgeschriebenen Briefen bis zu Jubiläumsausgaben. Dann kam der zweite Schlag.
»Da es offensichtlich kein Familienmitglied gibt, das fähig wäre, meine Nachfolge in der Firma anzutreten«, fuhr er fort, »bin ich, wenngleich zögernd, zu dem Schluß gekommen, daß ich, vor allem aufgrund des bevorstehenden Krieges, die Zukunft von Hardcastle neu überdenken muß.« Der beißende Geruch von Tabak hing in der Luft.
»Aber du würdest doch nie zulassen, daß das Geschäft in andere Hände kommt?« sagte ich ungläubig. »Dein Vater hätte …«
»Mein Vater hätte getan, was für alle Betroffenen am besten ist, und zweifellos hätten erbgierige Verwandte ganz unten auf seiner Liste gestanden.« Seine Pfeife verweigerte den Dienst, also zündete er ein zweites Streichholz an. Er sog noch einmal, ehe ein Ausdruck der Zufriedenheit in sein Gesicht trat und er weitersprach. »Ich habe mehrere Jahre lang an Vorstandssitzungen von Harrogate Haulauge und der Yorkshire Bank teilgenommen und kürzlich erst von John Brown Engineering, wo ich, wie ich denke, meinen Nachfolger gefunden habe. Sir Johns Sohn mag ja nicht gerade ein begnadeter Vorsitzender sein, aber er ist tüchtig und, was noch wichtiger ist, er ist ein Yorkshiremann. Wie auch immer, ich bin nun überzeugt, daß eine Fusion mit dieser Firma das beste für alle Betroffenen ist.«
Ich konnte ihn noch immer nicht direkt ansehen, während ich mich bemühte, ihm zuzuhören.
»Man hat mir ein sehr gutes Angebot für meine Anteile geboten.« Dann fügte er hinzu: »Die Dividenden werden mit der Zeit ein ordentliches Einkommen für dich und Amy bringen, das für mehr als nur eure Bedürfnisse sorgt.«
»Aber Vater, wir hoffen beide, daß du noch sehr viele Jahre lebst.«
»Mach dir nicht die Mühe, einem Greis um den Bart zu streichen, der sehr wohl weiß, daß der Tod nicht mehr fern sein kann. Ich mag ja alt sein, aber senil bin ich sicher noch nicht.« ,
»Vater!« protestierte ich, doch er wandte sich wieder seiner Pfeife zu und zeigte sich von meiner Erregung in keiner Weise betroffen. Also versuchte ich es auf andere Weise.
»Bedeutet das, daß Nigel gar nichts erbt?«
»Nigel bekommt, was ich unter den Umständen für richtig und angemessen halte.«
»Ich fürchte, ich weiß nicht recht, was du damit meinst, Vater.«
»Dann werde ich es dir erklären. Ich habe ihm fünftausend Pfund vermacht, mit denen er nach meinem Tod machen kann, was er will.« Er hielt inne, als überlege er, ob er noch etwas hinzufügen solle. »Ich habe dir zumindest eine Peinlichkeit erspart«, sagte er schließlich. »Auch wenn Daniel Trumper nach deinem Tod mein gesamtes Vermögen erbt, wird er das erst an seinem dreißigsten Geburtstag erfahren. Inzwischen wirst du weit über siebzig sein, und es wird dir möglicherweise leichterfallen, dich mit meiner Entscheidung abzufinden.«
Noch zwölf Jahre, dachte ich, und eine Träne rann mir die Wange hinab.
»Gib dir keine Mühe mit Tränen, Ethel, oder mit Hysterie, ja nicht einmal mit scheinbar vernünftigen Argumenten.« Er stieß eine lange Rauchwolke aus. »Mein Entschluß ist gefaßt, und nichts, was du sagen oder tun könntest, wird daran etwas ändern.«
Er paffte nun wie ein Schnellzug, der aus dem Bahnhof fährt. Ich holte ein Taschentuch aus meinem Handtäschchen, in der Hoffnung, dadurch ein klein wenig Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
»Und solltest du auf die Idee kommen, später einmal das Testament anzufechten mit der Behauptung, ich sei unzurechnungsfähig gewesen« – ich blickte entsetzt auf –, »wozu du durchaus fähig bist, sollst du wissen, daß ich das Testament von Mr. Baverstock aufsetzen und von einem Richter im Ruhestand bezeugen ließ, außerdem von einem Kabinettsminister und, was vielleicht noch relevanter ist, von einem Arzt von Sheffield, einem Spezialisten für Geisteskrankheiten.«
Ich wollte gerade solche Verdächtigungen empört von mir weisen, als es leise an die Tür klopfte und Amy hereinkam.
»Bitte entschuldige, wenn ich störe, Papa. Ich wollte nur fragen, ob ich für den Tee im Salon decken lassen soll oder ob du lieber hierbleiben möchtest?«
Mein Vater lächelte seine älteste Tochter an. »Der Salon ist mir sehr recht, mein Liebes«, sagte er mit viel sanfterer Stimme, als er je zu mir gesprochen hat. Er erhob sich ein wenig wacklig hinter seinem Schreibtisch, leerte seine Pfeife in den nächsten Aschenbecher und folgte meiner Schwester ohne ein weiteres Wort langsam aus dem

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