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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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einem Taxi kehrte er zu dem Friseur in Kensington
zurück, der enttäuscht wirkte, als sein Kunde ihm auftrug,
seinem Haar die vorherige Farbe zurückzugeben, die Wellen zu
glätten und den Scheitel zurückzuversetzen.
Ehe Daniel nach Hause zurückkehrte, hielt er an einer
verlassenen Baustelle in Pimlico an. Dort entledigte er sich der
Uniform mitsamt Mütze und verbrannte die Fotografie. Fröstelnd sah er zu, wie sein Vater in einer roten Flamme verschwand.

Mrs. Trentham 1938 – 1948
    32
    »Ich habe dich dieses Wochenende nach Yorkshire eingeladen, um dir zu sagen, wie mein Testament aussieht, soweit es dich betrifft.«
    Mein Vater saß hinter seinem Schreibtisch und ich davor in dem Ledersessel, in dem früher meine Mutter so gern gesessen hatte. Er hatte mich nach ihr genannt, Margaret Ethel, aber da endete die Ähnlichkeit, wie er nicht müde wurde, mich zu erinnern. Ich beobachtete ihn, wie er Tabak in seine Bruyerepfeife stopfte, und fragte mich, was er mir so feierlich mitteilen wollte. Er ließ sich Zeit, ehe er aufblickte und sagte: »Ich habe beschlossen, Daniel Trumper mein gesamtes Kapital zu vermachen.«
    Ich war durch diese Eröffnung wie gelähmt, so daß ich mehrere Sekunden brauchte, bis ich etwas sagen konnte.
»Aber Vater, jetzt, da Guy tot ist, müßte doch Nigel der rechtmäßige Erbe sein!«
»Daniel wäre der rechtmäßige Erbe, wenn dein Sohn ehrenhaft gehandelt hätte. Guy hätte sofort aus Indien zurückkehren und Miss Salmon heiraten müssen, als er davon erfuhr, daß sie sein Kind trug!«
»Aber Trumper ist Daniels Vater!« protestierte ich. »Das hat er auch immer zugegeben. Die Geburtsurkunde …«
»Er hat es nie bestritten, das stimmt. Aber halt mich nicht für einen Idioten, Ethel. Der Geburtsschein beweist lediglich, daß Charlie Trumper Verantwortungsgefühl hat, ganz im Gegensatz zu meinem verstorbenen Enkel. Jedenfalls können wir, die wir Guy in seinen Entwicklungsjahren kannten und auch Daniels Fortschritte verfolgten, nicht im geringsten an ihrem Verwandtschaftsverhältnis zweifeln.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich meinen Vater richtig gehört hatte. »Du hast Daniel Trumper selbst gesehen?«
»O ja«, erwiderte er gleichmütig und langte nach einer Streichholzschachtel auf seinem Schreibtisch. »Ich besuchte St. Paul zweimal. Einmal, als der Junge in einem Konzert mitspielte, konnte ich ihn zwei Stunden lang aus nächster Nähe beobachten – er war übrigens recht gut. Und das zweite Mal, ein Jahr später am Gründungstag, als er den NewtonMathematikpreis verliehen bekam, beschattete ich ihn, während er seine Eltern zum Tee im Garten des Rektors begleitete. Ich kann dir folgedessen versichern, daß er nicht nur wie Guy aussieht, sondern auch einige seiner Verhaltensweisen geerbt hat.«
»Aber gewiß verdient es Nigel doch, gleichberechtigt behandelt zu werden«, sagte ich, während ich verzweifelt hin und her überlegte, wie ich meinen Vater veranlassen könnte, es sich noch einmal zu überlegen.
»Nigel kann sich nicht mit ihm messen und wird es auch nie können«, antwortete mein Vater. Er zündete ein Streichholz an und begann mit diesem endlosen Saugen am Pfeifenstiel, das seinem Versuch, den Tabak zum Aufglühen zu bringen, immer vorausgeht. »Machen wir uns nichts vor, Ethel. Wir wissen beide schon eine ganze Weile, daß der Junge nicht einmal als Mitglied im Hardcastle-Vorstand geeignet ist, geschweige denn, mein Nachfolger zu werden.«
Während mein Vater dahinpaffte, starrte ich blind zu dem Gemälde mit zwei Pferden auf einer Koppel hoch, das an der Wand hinter ihm hing, und versuchte meine Gedanken zu sammeln.
»Ich bin sicher, du hast nicht vergessen, meine Liebe, daß Nigel nicht einmal seinen Abschluß in Sandhurst schaffte, wozu, wie ich hörte, heutzutage nicht mehr viel gehört. Vor kurzem erfuhr ich auch, daß er seine gegenwärtige Stellung bei Kitcat & Aitken nur hat, weil du Mr. Kitcat gegenüber durchblicken hast lassen, daß sie nach meinem Tod die Vermögensverwaltung von Hardcastle übertragen bekommen. Ich kann dir schon jetzt versichern, daß es dazu nicht kommen wird.« Er unterstrich es mit einem langen Zug an seiner Pfeife.
Ich brachte es nicht fertig, ihn anzusehen, und ließ statt dessen den Blick von dem Stubbs an der Wand zu den Reihen um Reihen von Büchern schweifen, die er seit seiner Jugend zusammengetragen hatte. Dickens, jede Erstausgabe; Henry James, ein moderner Schriftsteller, den er bewunderte, und zahllose Blakes jeder Art,

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