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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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das in sie gesetzte Vertrauen und versicherte, daß sie sich voll für die Zukunft der Gesellschaft einsetzen würde.
»Noch irgendwelche Punkte?« erkundigte sich Charlie, während er seine Papiere ordnete.
»Ja«, antwortete Daphne. »Da ich das Vergnügen hatte, Miss Ross als stellvertretende Vorsitzende vorschlagen zu dürfen und dieser Antrag angenommen wurde, finde ich, daß ich mich guten Gewissens aus dem Vorstand zurückziehen kann.«
»Aber wieso?« fragte Charlie bestürzt.
»Weil ich im nächsten Monat fünfundsechzig werde, Herr Vorsitzender, und das halte ich für das richtige Alter, Platz für jüngeres Blut zu machen.«
»Dann kann ich nur sagen …«, begann Charlie, und diesmal unterbrach ihn niemand, als er eine lange, von Herzen kommende Rede hielt. Als er damit fertig war, klatschten wir alle mit der Hand auf den Tisch.
Nachdem die Ordnung wiederhergestellt war, sagte Daphne nur: »Danke. Nie hätte ich solche Dividenden von einer Sechzig-Pfund-Investition erwartet.«
Jedesmal nach einer Vorstandssitzung, bei der irgendein heikler Punkt zur Debatte gestanden hatte, sagte Charlie zu Hause zu mir, wie sehr er die besondere Art von aufreizendem, gesundem Menschenverstand der Marquise vermißte.
Und dann fragte ich ihn eines Tages, ob ihm auch meine Sticheleien so abgehen würden, wenn ich erst zurückgetreten sei.
»Wovon redest du da, Becky?«
»Nur daß ich nächstes Jahr fünfundsechzig werde und beabsichtige, Daphnes Beispiel zu folgen.«
»Aber …«, begann Charlie.
»Kein Aber, Charlie. Nummer 1 läuft auch ohne mich – und sogar noch besser, seit ich Christie’s den jungen Richard Cartwright abgeworben habe. Jedenfalls sollte man Richard meinen Platz im Vorstand anbieten. Schließlich hat er die meisten Pflichten, ohne bisher davon zu profitieren.«
»Aber eines sag’ ich dir«, entgegnete Charlie herausfordernd. »Ich habe nicht vor zurückzutreten, nicht einmal, wenn ich siebzig bin!«
1965 eröffneten wir drei neue Abteilungen: ›Teenager‹ mit gesamter Ober- und Unterbekleidung, Schallplatten und einer eigenen Cafeteria; ein Reisebüro, da immer mehr Berufstätige ihren Urlaub im Ausland verbringen wollten; und eine Geschenkabteilung »für den Herrn und die Dame, die alles haben«. Cathy meinte bei einer Sitzung auch, daß der ganze Karren nun, nach fast zwanzig Jahren, vielleicht einen neuen Anstrich brauchte, und sie meinte damit nicht die Fassade.
Charlie sagte, daß er sich für einen so radikalen Schritt nicht so recht begeistern könne, und erinnerte an das Zitat von Henry Ford, man solle niemals in etwas investieren, das etwas zu essen oder einen neuen Anstrich braucht. Doch als Arthur Selwyn und die anderen Vorstandsmitglieder meinten, eine Aufpolierung sei längst überfällig, gab er seinen hinhaltenden Widerstand auf.
Ich hielt mein Versprechen – oder meine Drohung, wie Charlie es sah – und trat drei Monate nach meinem fünfundsechzigsten Geburtstag zurück. So war Charlie der einzige, der vom ursprünglichen Vorstand noch übrig war.
Zum erstenmal, soweit ich mich entsinne, gab Charlie zu, daß er anfing, sein Alter zu spüren. Jedesmal, wenn er um das Protokoll der letzten Sitzung bat, gestand er mir, ließ er den Blick um den Tisch schweifen und erkannte, wie wenig er noch mit den meisten der Anwesenden gemein hatte. Die »sprühenden neuen Intelligenzler«, wie Daphne sie genannt hatte – Finanziers, Übernahmespezialisten und PublicRelations-Leute –, sie alle waren irgendwie distanziert von dem einen Element, das für Charlie immer wesentlich war: dem Kunden.
Sie redeten von Defizitfinanzierung, Darlehensoptionsplänen, Fernsehwerbung und der Notwendigkeit eines eigenen Computers, häufig ohne Charlie überhaupt nach seiner Meinung zu fragen.
»Was kann ich dagegen tun?« fragte mich Charlie nach einer Vorstandssitzung, bei der er kaum den Mund aufgemacht hatte.
Er machte ein finsteres Gesicht, als ich es ihm sagte.
In der folgenden Woche gab Arthur Selwyn bei der Jahreshauptversammlung bekannt, daß der Gewinn für 1966 vor Steuern 1.078.600 Pfund betragen würde. Charlie blickte zu mir hinunter auf die vordere Reihe, und ich nickte heftig. Er wartete bis zu: »Sonst noch irgendwelche Punkte?«, ehe er aufstand und vor der gesamten Versammlung sagte, daß er die Zeit für gekommen halte, sich zurückzuziehen. Ein anderer müsse den Karren in die siebziger Jahre schieben.
Alle im Saal wirkten bestürzt. Man sprach vom Ende einer Ära und einem unersetzlichen

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