Archer Jeffrey
Pfund lieber selbst zu tragen, als zuzugeben, daß ich unüberlegt gehandelt hatte.
»Aber warum hast du die Sache nicht mit deiner Mutter oder deiner Tante besprochen, ehe du dich auf so etwas eingelassen hast?« fragte mich Daphne am sechsundzwanzigsten Tag. »Sie kamen mir beide sehr vernünftig vor.«
»Sie hätten nur den Kopfüber mich geschüttelt. Nein, danke«, entgegnete ich heftig. »Ganz abgesehen davon, daß sie nicht einmal gemeinsam sechzig Pfund auf den Tisch legen könnten. Und selbst wenn, würden sie wahrscheinlich keinen Penny in Charlie Trumper investieren.«
Am Ende des Monats blieb mir somit nichts anderes übrig, als mich zu John D. Woods Maklerbüro zurückzuschleppen und kleinlaut zu erklären, daß ich die neunzig Pfund leider nicht hätte und sie das Objekt anderweitig anbieten könnten. Wie mir vor Mr. Parkers »Hab’-ich-doch-gleich-gewußt«Miene graute, die er jetzt zweifellos aufsetzen würde!
»Aber die Dame, die Sie beauftragten, hat doch gestern alles erledigt«, versicherte mir Mr. Palmer und sah aus, als zweifle er an meinem Geisteszustand.
»Die Dame, die ich beauftragte?« wiederholte ich.
Mr. Palmer warf einen Blick auf die Unterlagen. »Ja, eine Miss Daphne Harcourt-Browne …«
»Aber warum?« fragte ich verwirrt.
»Ich fürchte, daß ich Ihnen diese Frage nicht beantworten kann, da ich diese Dame nie zuvor gesehen habe«, entgegnete Mr. Palmer.
»Ist doch ganz einfach«, erwiderte Daphne, als ich ihr an diesem Abend die gleiche Frage stellte. »Wenn Charlie Trumper auch nur halb so geschäftstüchtig ist, wie du behauptest, habe ich mein Geld gut angelegt.«
»Angelegt?«
»Ja. Meine Bedingung ist, daß ich mein Kapital plus vier Prozent Zinsen innerhalb der nächsten drei Jahre zurückbekomme.«
»Vier Prozent?«
»Richtig. Das ist schließlich derselbe Zinssatz, den ich für meine Kriegsanleihe bekomme. Solltest du nicht in der Lage sein, mir die volle Summe vor Ablauf des dritten Jahres zurückzubezahlen, stehen mir vom vierten Jahr an zehn Prozent des Gewinns zu.«
»Aber vielleicht gibt es keinen Gewinn.«
»In diesem Fall würde ich automatisch sechzig Prozent des Vermögenswerts übernehmen, für Charlie würden dann vierundzwanzig Prozent bleiben und für dich sechzehn. Genaueres findest du in diesem Vertrag.« Sie streckte mir ein geheftetes Dokument entgegen, das sieben Seiten umfaßte. »Es fehlt nur noch deine Unterschrift unten auf der letzten Seite.«
Ich las den Vertrag sorgfältig durch, während Daphne sich einen Sherry einschenkte. Sie oder ihre Anwälte hatten offenbar alle Eventualitäten in Betracht gezogen.
»Zwischen dir und Charlie Trumper gibt’s nur einen Unterschied«, sagte ich schließlich und setzte meine Unterschrift zwischen die zwei Bleistiftkreuze.
»Und der wäre?«
»Du wurdest in einem Himmelbett geboren.«
Da ich unmöglich das Geschäft selbst führen und gleichzeitig auf die Universität gehen konnte, wurde mir ziemlich rasch klar, daß mir nichts übrigblieb, als vorerst einen Geschäftsführer einzustellen. Daß die drei Mädchen, die bereits im Laden arbeiteten, jedesmal bloß kicherten, wenn ich Anweisungen gab, machte die Sache nur noch dringender.
Am folgenden Samstag machte ich einen Rundgang durch Chelsea, Fulham und Kensington und beobachtete durch die Schaufenster der drei Stadtteile junge Männer bei der Arbeit, in der Hoffnung, einen geeigneten Geschäftsführer für Trumper zu finden.
Schließlich entschied ich mich für einen Mann, der Gehilfe in einem Obstgeschäft in Kensington war, und wartete, bis er an diesem Abend seine Arbeit beendet hatte. Dann folgte ich ihm, als er sich auf den Heimweg machte.
Der rothaarige Bursche steuerte gerade mit schnellen Schritten die nächste Bushaltestelle an, als ich ihn einholte und ansprach.
»Guten Abend, Mr. Makins«, sagte ich.
»Hallo?« Er blinzelte erstaunt; offenbar wunderte er sich, woher diese fremde junge Frau seinen Namen kannte. Aber er blieb nicht stehen.
»Ich habe ein Obst- und Gemüsegeschäft in der Chelsea Terrace …«, sagte ich und hielt mit ihm Schritt, während er weiter zur Haltestelle eilte. Meine Worte überraschten ihn sichtlich noch mehr, doch er schwieg und beschleunigte nur das Tempo. »Und ich suche nach einem neuen Geschäftsführer.« Das veranlaßte Makins nun doch, ein wenig langsamer zu gehen und mich aufmerksamer zu mustern.
»Chapmans Laden«, sagte er. »Haben Sie ihn gekauft?«
»Es ist jetzt Trumpers Laden«, entgegnete ich. »Ich
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