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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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sein als in
Whitechapel?«
»Vielleicht, weil es um die Stellen vor dem Komma geht«,
meinte Becky.
»Dann versetz das Komma, Miss Salmon. Es ist nämlich an
der Zeit, daß du aufhörst, ein stiller Teilhaber zu sein, und
selbst was tust.«
»Und was ist mit meinen Prüfungen?«
»Nutz die Extra-Zeit, die du jetzt haben wirst, nachdem dein
Freund ja nach Indien versetzt wurde.«
»Guy fährt erst morgen.«
»Dann sei dir noch ein Tag Frist gestattet. Aber ich möchte,
daß du dich morgen wieder in die Maklerfirma John D. Wood
begibst und einen Termin mit diesem jungen Bleichgesicht
machst – wie heißt er doch gleich?«
»Palmer.«
»Ja, Palmer. Weis ihn an, für uns einen Preis für beide
Geschäfte auszuhandeln, und sag ihm, daß wir auch an allen
anderen Objekten in der Chelsea Terrace interessiert sind, die
in Zukunft zum Verkauf angeboten werden.«
»Alle anderen Objekte in der Chelsea Terrace?«
vergewisserte sich Becky, die sich auf der Rückseite ihres
Lehrbuchs Notizen gemacht hatte.
»Ja, und wir werden Darlehen für fast den gesamten
Kaufpreis brauchen, also geh zu mehreren Banken und sieh zu,
daß du sie zu möglichst günstigen Konditionen bekommst. Und
zieh gar nicht erst etwas über vier Prozent Zinsen in Betracht.« »Nichts über vier Prozent«, wiederholte Becky. Sie blickte
auf und fügte hinzu: »Aber sechsunddreißig Geschäfte,
Charlie? Ist das nicht ein bißchen vermessen?«
»Ich weiß, das so etwas nicht von heute auf morgen geht.«
    In der Bibliothek des Bedford Colleges versuchte Becky, Charlies Traum, der nächste Mr. Selfridge zu werden, einstweilen zu vergessen, und bemühte sich, ihren Aufsatz über den Einfluß Berninis auf die Bildhauerei des siebzehnten Jahrhunderts fertig zu schreiben. Aber immer wieder schweiften ihre Gedanken von Bernini zu Charlie und dann weiter zu Guy. Als ihr klar wurde, daß sie sich einfach nicht konzentrieren konnte, beschloß sie widerstrebend, die Fertigstellung ihres Essays zu verschieben und sich gedanklich der Zukunft zu widmen, bis sie mehr Muße fand, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
    Während der Mittagspause setzte sie sich auf die rote Ziegelmauer vor der Bibliothek, kaute einen Apfel und überlegte. Schließlich warf sie das Kerngehäuse in einen nahen Papierkorb, packte ihre Bücher in die Aktenmappe und kehrte zur Chelsea Terrace zurück. Dort angekommen, betrat sie die Metzgerei, wo sie eine kleine Lammkeule kaufte und Mrs. Kendrick mitfühlend sagte, sie habe gehört, daß ihr Mann einen Herzanfall gehabt habe und daß sie ihm gute Besserung wünsche. Als sie bezahlte, fiel ihr auf, daß die Verkäuferinnen zwar gut ausgebildet waren, aber nicht gerade Eigeninitiative bewiesen. Kundinnen verließen das Geschäft nur mit dem, was sie verlangt hatten, was Charlie nie zugelassen hätte. Dann stellte sich Becky bei Trumpers Obst- und Gemüseladen an und ließ sich von Charlie bedienen.
    »Etwas Besonderes, Madam?«
     
    »Zwei Pfund Kartoffeln, ein Pfund Tomaten, einen
    Weißkohl und eine Zuckermelone.«
»Sie haben Glück, Madam. Die Melone ist ganz reif und
saftig und sollte heute abend noch gegessen werden«, erklärte
Charlie, nachdem er ganz leicht neben dem Stiel darauf
gedrückt hatte. »Könnte ich Madam für sonst noch etwas
interessieren?«
»Nein, danke, guter Mann.«
»Das macht drei Shilling und vier Pence, Madam.« »Aber bekomme ich denn nicht auch einen Cox-OrangeApfel als Draufgabe, wie alle anderen Mädchen?«
»Bedauere, Madam, das ist nur bei Stammkundinnen üblich. Aber ich ließe mich vielleicht überreden, wenn Sie mich für heute abend zu dieser Melone einladen. Dann könnte ich Ihnen in allen Einzelheiten meinen Plan für Chelsea Terrace erklären,
den größten …«
»Heute abend geht es nicht, Charlie. Guy reist morgen nach
Indien ab.«
»Natürlich, hab’ ich vergessen, entschuldige.« Charlies
Stimme klang ungewohnt nervös. »Morgen, vielleicht?« »Ja, warum nicht?«
»Dann führ’ ich dich zur Abwechslung mal zum Essen aus.
Ich hol’ dich um acht Uhr ab.«
»Einverstanden, Partner.« Becky hoffte, daß sie ein bißchen
wie Mae West klang.
Charlie wurde abgelenkt, als eine dicke Frau Beckys Platz
einnahm.
»Ah, Lady Nourse«, sagte Charlie und kehrte wieder zu
seinem Cockney zurück. »Rüben, wie gewöhnlich, und
Kohlrabi, oder ‘aben wir ‘eut was ganz Besonderes vor,
M’lady?«
Becky blickte über die Schulter und sah, wie Lady Nourse,
die bestimmt nicht jünger als sechzig war, errötete und

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