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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Leitung des Familienbesitzes zu übernehmen. So sehr sie ihn auch immer bewundert hatte in der dunkelblauen Uniform mit den vier Messingknöpfen im gleichen Abstand, den Stiefeln mit den Sporen und der komischen rot-weiß-blau karierten Mütze, wollte sie doch einen Gutsherrn, keinen Soldaten als Ehemann. Ein Leben in Indien, Afrika, den Kolonien hatte sie nie gereizt.
Als sie in die Malet Street einbogen, sahen sie eine Menge Leute die steinerne Freitreppe eines imposanten Baus hinaufsteigen. »Das muß das Senatshaus der Universität sein!« rief sie, als hätte sie eine neue Pyramide entdeckt.
»Jawohl, Mylady«, bestätigte Hoskins.
»Und vergiß nicht, Percy …«, begann Daphne.
»Ja, altes Mädchen?«
»Rede nicht unaufgefordert. Wir sind hier nicht gerade auf vertrautem Parkett, und ich möchte nicht, daß wir uns eine Blöße geben. Hast du die Einladungen eingesteckt und die Platzkarten?«
»Ich habe sie hier irgendwo.« Er kramte in seinen Taschen.
»Sie sind in der linken Brusttasche Ihres Jacketts, Eure Lordschaft«, sagte Hoskins und hielt den Wagen an.
»Ja, natürlich!« sagte Percy. »Danke, Hoskins.«
»Gern geschehen, Eure Lordschaft«, entgegnete Hoskins.
»Folge jetzt einfach der Menge«, wies Daphne Percy an. »Und mach ein Gesicht, als würdest du jede Woche an so was teilnehmen.«
Sie kamen an mehreren livrierten Türhütern und Platzanweisern vorbei, ehe sie ihre Karten herzeigen mußten und zur Reihe M geführt wurden.
»So weit hinten habe ich noch nie gesessen«, sagte Daphne.
»Und ich habe nur einmal versucht, mich so weit zurückzuhalten«, gestand Percy. »Und das war, als die Deutschen die Bühne für sich beanspruchten.« Wieder hüstelte er.
Die beiden saßen ganz still und blickten geradeaus, während sie warteten, daß sich etwas tat. Die Bühne war, von vierzehn Stühlen abgesehen, leer, und zwei davon, die in der Mitte standen, hätte man fast als Throne bezeichnen können.
Um vierzehn Uhr fünfundfünfzig kamen zehn Männer und zwei Frauen in Talaren – die, wie Daphne fand, wie lange schwarze Morgenröcke aussahen – und langen purpurnen Stolen auf die Bühne und schritten in einer Zweierreihe zu ihren Plätzen. Nur die beiden Throne blieben leer. Um Punkt drei Uhr wurde Daphnes Aufmerksamkeit auf den Innenbalkon gelenkt, wo Fanfarenschmettern die Ankunft der hohen Gäste ankündigte. Alle erhoben sich, als der König und die Königin eintraten, um ihre Plätze in der Mitte des Universitätssenats einzunehmen. Alle, außer dem Königspaar, blieben stehen, bis die Nationalhymne zu Ende war.
»Bertie macht sich ganz gut da oben«, bemerkte Percy, als er sich wieder setzte.
»Bitte, sei still«, wisperte Daphne. »Hier kennt ihn sonst niemand.«
Ein älterer Herr in langer schwarzer Robe, der einzige, der stehengeblieben war, wartete, bis sich alle gesetzt hatten, dann machte er einen Schritt vorwärts, verbeugte sich vor dem Königspaar und begann mit seiner Ansprache.
Als der Vizekanzler, Sir Russell Russell-Wells, bereits eine geraume Weile sprach, flüsterte Percy seiner Verlobten ins Ohr: »Wie soll jemand wie ich, der Latein als Wahlfach schon im vierten Semester aufgegeben hat, diesen ganzen Quatsch verstehen?«
»Ich habe selber nicht länger als ein Jahr durchgehalten.«
»Dann bist du mir keine große Hilfe, altes Mädchen«, wisperte Percy.
In der Reihe vor ihnen drehte sich jemand um und blickte sie ungehalten an.
Während der weiteren Zeremonie bemühten Daphne und Percy sich, still zu sein. Daphne hielt es jedoch mehrmals für nötig, die Hand fest auf Percys Knie zu legen, wenn er immer wieder unruhig auf dem unbequemen Holzstuhl hin und her rutschte.
»Der König hat es da leichter«, wisperte Percy. »Er sitzt auf einem verdammt großen Kissen.«
Endlich kam der Augenblick, auf den sie gewartet hatten. Der Vizekanzler, der die Namen der Graduierenden auf seiner Liste aufrief, war endlich zu den Ts gekommen. Er rief: »Bakkalaureus, Mrs. Charles Trumper vom Bedford College.« Der Applaus verdoppelte sich fast, wie jedesmal, wenn eine Frau die Stufen hinaufstieg, um ihr Diplom vom König entgegenzunehmen. Becky machte einen Knicks vor dem König, der ihr – wie das Programm es nannte – einen »purpurnen Talar« über ihre Robe legte und das zusammengerollte Dokument übergab. Wieder knickste sie und machte zwei Schritte rückwärts, ehe sie zu ihrem Platz zurückkehrte.
»Hätte es selber nicht besser machen können«, lobte Percy und klatschte ebenfalls.

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