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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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widersprach ich. »Immerhin wird Becky auf
der Universität von London ihr Bakkalaureat machen, und das
ist mehr, als meine ganze Familie zusammen in elf
Jahrhunderten geschafft hat.«
»Das mag ja sein«, gestand Mrs. Trentham zu, »doch das
sind wohl kaum die passenden Voraussetzungen, Guy in seiner
militärischen Laufbahn weiterzuhelfen, schon gar nicht jetzt,
da sein Regiment nach Indien versetzt wird.«
Diese Neuigkeit kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Ich war auch ziemlich sicher, daß Becky nichts davon wußte. »Und wenn er nach England zurückkommt«, fuhr Mrs.
Trentham fort, »werde ich ein Mädchen aus gutem Haus, mit
genügend Geld und vielleicht sogar ein bißchen Intelligenz für
ihn suchen. Gerald mag wegen kleinlicher Vorurteile nicht
Colonel und Regimentskommandeur geworden sein, aber ich
lasse nicht zu, daß es Guy ebenso geht, das versichere ich dir!« »Ich war ganz einfach nicht gut genug«, sagte der Major
schroff. »Sir Danvers war für den Posten viel besser
qualifiziert. Außerdem wolltest sowieso nur du, daß ich
Colonel werde.«
»Trotzdem. Ich finde, nach Guys Abschluß in Sandhurst …« »Es gelang ihm, einigermaßen gut abzuschneiden – als einer
von vielen«, erinnerte der Major sie. »Das heißt noch lange
nicht, daß er der Beste war, meine Liebe.«
»Aber an der Front hat er das Militärverdienstkreuz
bekommen, und seine lobende Erwähnung …«
Der Major brummte etwas auf eine Weise, die schließen
ließ, daß er das schon viele Male hatte hören müssen. »Ihr seht also«, fuhr Mrs. Trentham fort, »ich kann durchaus
zuversichtlich sein, daß Guy einmal Regimentskommandeur
werden wird. Und ich will euch auch nicht verheimlichen, daß
ich das Mädchen bereits ausgewählt habe, das ihm dabei von
Nutzen sein kann. Schließlich können Frauen ihren Männern
zur Karriere verhelfen oder sie ihnen kaputtmachen, das weißt
du doch, Daphne.«
»Da kann ich dir allerdings nicht widersprechen, meine
Liebe«, brummte ihr Gatte.
Ich kehrte ein wenig erleichtert nach London zurück, denn ich war sicher, daß Beckys Beziehung mit Guy nach dieser Begegnung zu einem baldigen Ende kommen mußte. Je mehr ich den Kerl in letzter Zeit gesehen hatte, desto weniger traute
ich ihm.
Als ich am Abend in die Wohnung zurückkam, saß Becky
mit verheulten Augen und zitternd auf dem Sofa. Sie erzählte
mir ihre Version dessen, was an dem Wochenende geschehen
war, das sie im nachhinein als total verunglückt ansah, fügte
aber hinzu, daß Guy ihr so etwas wie einen Antrag gemacht
hatte.
Ich wollte gerade auf Indien zu sprechen kommen, als sie
sagte: »Sie haßt mich.«
»Sie weiß dich noch nicht zu schätzen«, formulierte ich
meine Antwort, soweit ich mich entsinne. »Aber ich kann dir
versichern, daß der Major dich für ein großartiges Mädchen
hält.«
»Wie lieb von ihm«, sagte Becky. »Er hat mich auf dem
Landsitz herumgeführt, weißt du.«
»Liebes, man bezeichnet dreihundert Hektar nicht als
Landsitz. Besitz vielleicht, aber nicht Landsitz.«
»Meinst du, daß Guy sich jetzt nicht mehr sehen lassen
wird, nach dem, was in Ashurst passiert ist?«
Ich hätte fast »hoffentlich« gesagt, aber es gelang mir,
meine Zunge zu zügeln. »Wenn er Charakter hat, läßt er sich
nicht beeinflussen«, antwortete ich diplomatisch.
Tatsächlich kam Guy sie in der folgenden Woche wieder
besuchen, und soweit ich es in Erfahrung bringen konnte,
brachte er das Thema Mutter nie wieder zur Sprache, auch
nicht das mißglückte Wochenende.
Ich hatte nun jedenfalls das Gefühl, daß mein langfristiger
Plan für Charlie und Becky gut vorankam – bis ich nach einem
langen Wochenende zurückkehrte und zu meiner Bestürzung
eines meiner Lieblingskleider achtlos auf den
Wohnzimmerboden geworfen vorfand. Ich folgte der Spur aus Kleidungsstücken zu Beckys Tür, die ich vorsichtig einen Spalt öffnete, und sah zu meinem Entsetzen weitere meiner Kleidungsstücke nebst einigen von Guy vor dem Bett liegen. Dabei hatte ich so sehr gehofft, Becky würde den Kerl längst durchschaut haben, ehe es soweit kommen könnte.
    Guy brach am nächsten Tag bereits nach Indien auf, und Becky erzählte Gott und der Welt, daß sie mit ihm verlobt sei, obwohl sie weder seinen Ring trug, noch die Gesellschaftsspalte irgendeiner Zeitung ihre Version der Geschichte bestätigte. »Mir genügt Guys Wort«, erklärte sie mir. Da konnte man nur sprachlos sein.
    Als ich an jenem Abend heimkam, fand ich sie schlafend in meinem Bett. Beim Frühstück

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