Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
sie würde alles für ein Kind tun. Auch merkte sie, dass Bron immer mürrischer wurde und irgendwann würde er ihr die Schuld geben, dass sie ihm keinen Sohn schenken könne und er würde sich eine andere Frau suchen und sie verlassen. Das waren ihre Ängste, und obwohl Lyesell mit ihren blonden Haaren, den vollen Lippen und den großen blauen Augen eine sehr schöne Frau war, musste ihr die Finngul recht geben. Lyesell war keine Fenn. Sie kam aus dem Tiefland und war Bron in Liebe verfallen. Bron liebte sie auch, aber er war ein Clansmann, verbunden mit der Tradition und der Sippe. Der Wunsch nach Nachkommen beschäftigte ihn stark. Wenn Lyesells Schönheit im Laufe der Zeit verblassen würde, dann würden Brons Zweifel immer stärker werden. Dieses Wissen erfüllte die Finngul mit Bitterkeit. Doch die Götter zeigten ihr keinen Weg, wie sie helfen konnte. Und dann kam die Stimme zu ihr und sprach:
„Es ist Bron, der keine Kinder zeugen kann und nicht Lyesell. Schick die Frau zum heiligen Hain der Weiden, wenn es die richtige Zeit für sie ist, ein Kind zu empfangen. Dort soll sie warten und ein Wanderer wird kommen. Er wird ihr beischlafen und ein Kind zeugen. Nie wieder werden sie später den Weg miteinander kreuzen. Die Frau kann Bron später sagen, dass es sein Sohn ist. Wenn sie ihm jedoch die Wahrheit erzählt, wird sie alles, was ihr etwas bedeutet, verlieren. Nimm Wasser aus deinem Kessel und gib es der Frau. Sie soll es trinken, wenn sie am Hain wartet und auch du wirst Schweigen bewahren über das, was geschieht. Was gegeben wurde, kann auch wieder genommen werden.“
Lange dachte die Finngul über die Worte der Stimme nach. Im Angesicht der Götter war es nicht recht, so zu tun. Es verstieß gegen die Bräuche, sich mit Lug und Trug und dunkler Zauberei einzulassen. Aber die Stimme hatte nicht gelogen. Niemand würde zu Schaden kommen. Letztendlich würde es Glück und Freude bringen... und ein dunkles Geheimnis.
Das Wasser aus dem Kessel hatte die Finngul wie angewiesen in eine kleine Flasche gefüllt. Die Flüssigkeit glitzerte in einem dunklen Violett wie roter Wein. Kaum war die Flasche gefüllt, verschwand der Rest des verzauberten Wassers aus dem Kessel.
Auf dem Land der Fenn konnte keine Magie gewirkt werden, hatte sie ihr Leben lang gehört. Dennoch geschahen dort Dinge, die kaum etwas anderes sein konnten.
Wie mächtig muss jener sein, der sich hinter der Stimme verbirgt, sodass für ihn andere Gesetze gelten?, dachte sie. Jeder kannte die Geschichten über die Zaubererkriege, die ganze Länder vernichtet hatten, und schließlich den letzten großen Krieg zwischen den Zauberern und den Drachen.
Die Drachen waren keinen Deut besser als die Zauberer, immer brachten sie nur Leid über die unschuldigen Wesen, nur aus dem Bestreben, ihren Machtbereich zu erweitern.
Nach dem Drachenkrieg war Mittelland im Zaubernebel versunken – dem Nimrod, wie man es jetzt nannte. Keiner konnte es mehr betreten und niemand kam von dort heraus. Als sich Mittelland in das Nimrod verwandelte, verschwanden alle Drachen und die Zauberer waren sehr geschwächt in ihrer Zahl.
Ein Segen für alle anderen Lebewesen der Welt, seufzte sie wissend.
Das alles ging der Finngul durch den Kopf und doch schickte sie am nächsten Tag nach Lyesell. Die junge Frau war bereit, alles zu tun, um dieses Kind zu empfangen und sich die Liebe Brons zu sichern.
So geschahen die Dinge, wie es die Stimme ihr vorhergesagt hatte. Eryn wurde geboren und wuchs heran. Der kräftige und kluge Junge war der ganze Stolz seines Vaters.
Wieder vergingen Jahre und es waren schöne und glückliche Jahre. Dann wurde Eryn plötzlich krank. Ein hohes Fieber und hässlicher Ausschlag brachen bei ihm aus und wieder konnten keine Kräuter helfen. Bron brachte den Jungen zur Finngul und Lyesell war zutiefst verzweifelt. Brons Gesicht war eine eiserne Maske größter Sorge, während Lyesells rot geränderte Augen zeigten, dass sie geweint hatte. Beide fürchteten um das Leben ihres Sohnes. Die Finngul wollte keine Hoffnungen machen, denn sie sah bereits den Engel des Todes über dem Jungen schweben.
Sie sprach tröstende Worte und ermahnte die Eltern, an die glücklichen Jahre zu denken, die ihnen zusammen vergönnt gewesen waren. „Die Götter geben und die Götter nehmen“, sagte sie. „Doch noch einmal will ich alles in meiner Macht Stehende versuchen, um den Jungen zu retten.“ Dann schickte sie die Eltern heim.
„Wenn der Morgen kommt,
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