Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Beeindruckend waren die Häuser aus Stein. Selbst die Straße war mit Steinplatten ausgelegt. Das war ein großer Vorteil bei Regen, wo sich sonst Staub und Dreck in tiefen Morast verwandeln würden. An den Häusern hingen Schilder mit aufgemalten Zeichen.
„Sind das Zauberrunen?“, fragte Eryn staunend.
„Nein, das sind Schriftzeichen der Tiefländer. Ich kenne nur ein paar davon. Das hier bedeutet ‚Schmiede‘. Wir werden später noch hierhin zurückkehren.“
Die Menschen in der Stadt trugen weniger Felle und Leder. Sie waren in Stoffe gekleidet, von denen manche hübsch verziert waren.
„Wir könnten Mutter so ein Kleid mitbringen“, schlug Eryn vor, „Es würde an ihr viel schöner aussehen als an der alten Frau da.“
Bron lachte. „Da magst du recht haben. Sehen wir mal, wie viel Münzen uns übrig bleiben. Für ein schönes Stück Stoff wird es, hoffe ich, schon reichen. Da vorne ist schon der Marktplatz. Am besten, du sagst nichts, wenn ich handle. Handeln will auch gelernt sein. Sieh nur zu und lass dir nichts anmerken.“
Zielstrebig steuerte Bron auf einen Stand zu, der Lederwaren und Felle feilbot. Nach einer herzlichen Begrüßung und ein paar Worten über die alten Zeiten folgte ein gegenseitiges Lamento über die Schwierigkeiten der Jagd und die des Warenverkaufs. Dann drohte Bron, seine Waren einem anderen Händler zu verkaufen und der Fellhändler gab ein weiteres Zugeständnis, aber wie bereits die fünf davor wäre dies mit Sicherheit sein letztes. Ein weiteres Hin und Her folgte und dann wurde ein allerletzter Preis vereinbart und mit Handschlag besiegelt. Der Händler zählte die Münzen ab und die Waren wurden von zwei Gehilfen abgeladen. Anfangs hatte Eryn sich noch für die Feilscherei interessiert, doch es gab so viel auf dem Markt zu sehen, was seine Neugierde noch mehr weckte.
„Vater, wohin gehen wir jetzt? Sieh, dort drüben verkaufen sie den Saft der Götter.“ Bei den Fenn war Alkohol nur zu ganz bestimmten Anlässen gestattet.
„Eryn, die Götter der Fenn sind weise, denn der Saft der Götter macht aus Menschen Narren und so trinken die Fenn nur zu den heiligen Festen davon. In den Augen der Götter sind wir alle Narren, aber im Umgang mit anderen Menschen sollten wir unsere klaren Sinne behalten und uns nicht zum Narren machen.“
„Dort drüben verkaufen sie Stoffe und hier lauter Backwaren.“
Da entdeckte Eryn ein stattliches Ross, erheblich größer als ihre Ponys und mit wildem, feurigem Temperament. Es warf den Kopf, schnaubte und scharrte mit den Hufen.
„Vater, sieh den Hengst dort drüben! Den würde ich gerne haben.“
Bron lachte erneut. „Das glaube ich gleich! Ein edles Pferd, aber für die Berge sind unsere Ponys besser. Das Tier dort ist für die weite Steppe, nicht für schmale Bergpfade, wo es sich nur die Beine brechen würde.“
Sehnsüchtig schaute Eryn zurück, als sie schon an dem edlen Hengst vorbei waren. Sie gingen über den Markt und kauften an einem Stand gebratenes Fleisch und Brot. Es schmeckte umso besser, da es schon lange her war, seit sie das letzte Mal gegessen hatten.
Später besuchten sie die Waffenschmiede und Bron erstand Pfeilspitzen und ein neues Beil. An anderen Ständen erwarben sie weitere Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs.
Eryn beobachtete inzwischen alles in der neuen Umgebung. Da gab es in schöne Stoffe gekleidete Leute, die sich für ungemein wichtig hielten. Im krassen Gegensatz dazu standen die zerlumpten und ausgehungerten Gestalten, die wie Dreck behandelt wurden.
Die Fenn kannten keine Klassengesellschaft. Der Clan sorgte für alle und jeder tat das Seine dazu. Ging es einer Familie schlecht, so gaben alle anderen etwas, um die Not zu lindern.
Der Clanführer wurde von den Männern des Clans gewählt.
Wichtige Entscheidungen fällte der Clan im Rat der anerkannten Krieger. Bron versuchte, Eryn die Hierarchie der Tiefländer zu erklären, wusste aber selbst nicht über alles Bescheid.
„Sie haben einen Führer, den sie König nennen und der wiederum bestimmt Unterführer, denen er Macht und Land gibt. Es gibt viele Schichten in der Bevölkerung. Freie, Unfreie und Verurteilte.“
Im Clan sprachen alle von gleich zu gleich. Hier in der Stadt gab es hohe Herren, mit denen die anderen in unterwürfiger Weise sprachen. Eine große Rolle spielte auch der Besitz von Geld. Die Fenn lachten über so etwas und wenn einer gierig wurde und begann Besitz anzuhäufen, so sagte man bei den Fenn:
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