Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
und in der standen Ravenor, Eryn und ein weiterer Mann. Eryn verbeugte sich gerade zum wiederholten Male.
„Was tun sie da?“, fragte Lord Boron verwundert und Meister Raiden brachte unter Lachen hervor: „Einen Etikettemeister. Ich habe einen Etikettemeister kommen lassen.“
Nun grinste auch Lord Boron: „Mein Prinz, Ihr seid wahrlich teuflisch. Diese Art der Bestrafung ist schlimmer als der Pfahl. Was haben die beiden schon wieder ausgefressen?“
Im Hintergrund hörte man Meister Lovin: „Zzzt, Zzzt, eleganter, meine Herren, wenn ich bitten dürfte.“ Prinz Raiden schob Lord Boron magisch einen Stuhl hin.
„Gar nichts. Und die zwei tun mir auch wirklich leid. Es ist nur so, dass Danian – oh entschuldigt meine respektlose Ausdrucksweise, mein werter Bruder, König Danian von Ardeen, wünscht, dass die beiden mich beim nächsten Bankett am Hofe begleiten sollen. Und nun müssen wir die Defizite in ihren Umgangsformen aufarbeiten.“
Gerade sah man wie Ravenor aufbrauste: „Das ist albern. Es kann doch wirklich keinen Unterschied machen, ob man sich fünf Zentimeter mehr oder weniger verbeugt. Also ich bin der Meinung, wir sollten diesen ‚Unterricht‘ hier umgehend einstellen. Sagt Prinz Raiden einfach, Ihr habt Eure Aufgabe erfüllt und gebt ihm zu verstehen, dass diese Farce nun beendet ist.“
Aber der Meister der Etikette war unerbittlich: „Zzzt, Zzzt, Sir Ravenor, Euer Verhalten lässt zu wünschen übrig. Der Prinz wird sich heute Abend Eure Fortschritte ansehen wollen und ich hoffe, er ist dann mit Euren ersten kleinen Erfolgen zufrieden. Auch möchte ich den Prinzen nicht mit Klagen über Euer rüdes Benehmen behelligen müssen. Also bitte bemüht Euch!“
Ravenor sah aus, als ob er Meister Lovin gleich am Hals packen wollte. Da intervenierte Prinz Raiden: „Sir Ravenor, reißt Euch zusammen und tut, was Meister Lovin von Euch verlangt.“
Er hatte laut gesprochen, sodass Lord Boron ebenfalls alles mitbekam. In der Halle unten hörte nur Ravenor die Worte telepathisch in seinem Kopf. Man konnte sehen, wie der heftig erschrak, sich dann aber bequemte, Meister Lovins Anweisungen Folge zu leisten.
„Ich wusste, dass das nicht lange gut geht“, bemerkte Prinz Raiden: „Darum beobachte ich sie und ganz ehrlich, ich habe selten so gelacht. Die Gesichter dazu, einfach herrlich. Wenn ich meine schützende Hand nicht über Meister Lovin halte, dann fürchte ich, fallen die zwei bald wie blutrünstige Bestien über ihn her.“
In der Halle unten raunte Ravenor Eryn gerade zu: „Der Prinz beobachtet uns“, und der brummte zurück: „War zu erwarten.“
Dann sah Eryn in den Raum und winkte: „Hallo, Meister Raiden.“
Unmittelbar danach nickte Eryns Kopf leicht nach vorne.
„Für die Frechheit eine Kopfnuss, dann weiß er wenigstens, dass ich sie tatsächlich beobachte“, erklärte Prinz Raiden dem Grauen Wolf, während es unten in der Halle einen Tadel für die unaufmerksamen Schüler durch den Etikettemeister gab:
„Zzzt, Zzzt, meine Herren. Ihr seid nicht richtig bei der Sache.“
Und da zeigte es sich, dass der Taktstock des Etikettemeisters für mehr gut war, als den Musikern ihren Einsatz vorzugeben. Mit einem pfeifenden Geräusch traf der Stock Ravenors Unterarm.
Da verzog Lord Boron sein Gesicht und meinte:
„Uh, mein Etikettemeister hatte auch so einen Stock. Ich habe mich immer gefragt, ob es wirklich ein Taktstock ist, oder eher ein Schlagstock. Wisst Ihr, Prinz Raiden, ich habe öfter Albträume von meinem Etikettemeister gehabt, als von den Gemetzeln in der Schlacht. Darum habe ich für meine Kinder einen recht angenehmen Zeitgenossen nach Griscont geholt. Wo habt Ihr den hier eigentlich her? Der sieht wahrlich furchterregend aus.“
Der Prinz machte keinen Hehl daraus: „Von Danian. Es war seine Idee, die beiden hoffähig zu machen. Nun, da hab ich ihm gesagt, das wird nur etwas, wenn er mir den strengsten Etikettemeister schickt, den er in Arvon findet. Die zwei hier sind schließlich keine Kinder mehr und mit allen Wassern gewaschen. Da muss man hart durchgreifen, wenn man noch etwas erreichen will. Nette Worte sind da zwecklos. Die nehmen die zwei nicht ernst. Ihr habt ja gesehen, wie Ravenor bereits die Revolution geprobt hat und Eryn habe ich gleich vorweg einen Magieblocker verpasst, sonst würde der sich da umgehend herauszaubern.“
Die beiden Herren im Studierzimmer hatten ihren Spaß, während den anderen zwei Herren in der Halle selbiger gänzlich
Weitere Kostenlose Bücher