Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Stimme sprach der Herr von Naganor nun:
„Ihr wisst, warum Ihr hier seid?“
Oh Scheiße, der ist richtig sauer: „Ich vermute es, mein Prinz.“
Raiden drehte sich um und in seiner Hand befand sich das unsägliche Dokument.
„Mein Prinz, lasst mich erklären...“
Harte, kalte Augen ruhten auf ihm. „Da bin ich aber gespannt.“
Ravenor wollten die Worte im Hals stecken bleiben. „Mein Prinz, es war ein Witz, ein schlechter Scherz...“ Aber Prinz Raiden sah überhaupt nicht amüsiert aus. Eher ernst und wütend.
„Haltet Ihr Euch für einen Clown?! Ist das alles hier etwa ein Possenstück für Narren und Komödianten?“ Scharf und schneidend hingen die Worte im Raum und Ravenor fühlte sich jämmerlich in die Ecke getrieben.
„Natürlich nicht, mein Prinz. Es tut mir äußerst leid. Ein Missverständnis. Ich habe die Aufstellungen verwechselt. Es gibt da eine zweite, richtige Aufstellung...“
Da horchte Prinz Raiden auf. „Ihr habt die Listen doppelt geschrieben und wart dann auch noch so dumm, sie nicht auszutauschen?“
Das trifft es ziemlich genau.
Gerade in diesem Moment ging die Tür auf und Eryn schaute herein. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Situation erfasst.
„Mein Prinz, ich komme später wieder. Wenn Ihr nicht mehr beschäftigt seid.“
Doch der Fluchtversuch wurde vereitelt.
„Hiergeblieben!“
„Jawohl, mein Prinz!“ Eryn drückte sich zur Tür hinein und gesellte sich zu Ravenor. Nicht allzu nahe, denn der gerechte Zorn des Prinzen konnte nur allzu leicht überspringen und auch ihn treffen. Der Prinz aber konzentrierte sich bereits wieder auf den Übeltäter.
„Zwei Listen, eine die die Wahrheit enthält und eine andere fingierte. Was habe ich doch für ein Glück, dass mir die richtige Liste in die Hände gefallen ist.“
Ravenor sah stur geradeaus und dachte wieder einmal an Steine in der Wand. Das war seine Methode, sich vor dem unliebsamen Gedankenlesen zu schützen. Nichts denken, nichts sagen war noch das Klügste. Seine Sache war verloren.
„Drei Wochen lang saufen ohne Unterbrechung und das nicht zu knapp. So wird mein Geld verschwendet. Eryn, hast du dich auch daran beteiligt?“ Die Inquisition hatte begonnen.
„Meister Raiden, ich habe wenig getrunken und das nur zum Zwecke der Tarnung. Hauptsächlich habe ich die Anwesenden gescannt und ihre Gedanken gelesen. Schließlich wollten wir ja an Informationen kommen.“ Das entsprach der Wahrheit und durch den Seelenbann konnte Meister Raiden das auch leicht erkennen.
„...und Sir Ravenor?“
„Wie bereits erwähnt, wir mussten zum Zweck der Tarnung trinken. Und da Sir Ravenor das Vertrauen der anderen Gäste gewinnen musste, war er gezwungen etwas mehr zu trinken, um keinen Verdacht zu erregen.“ Es war Eryns Versuch, Ravenor zu decken, so gut er konnte, aber Prinz Raiden gab sich mit dieser vagen Andeutung nicht zufrieden.
„Was genau bedeutet ‚etwas mehr‘?“ Wieder lavierte Eryn herum, da beendete Ravenor selbst das Ganze. Es ist eh schon egal.
„Exzessiv, mein Prinz. Eryn trifft keine Schuld. Er hat vielmehr versucht, mich davon abzuhalten. Es ist geschehen und ich kann es nicht rückgängig machen. Ich schäme mich für mein Verhalten und bedaure es aufrichtig.“
Und dann brach das Wortgewitter über Ravenor hernieder.
„Es hat seinen Grund, warum der Alkohol in der Garde rationiert ist. Oder glaubt Ihr etwa ich möchte lauter versoffene Idioten in meiner Truppe haben? Ungeheuerlich. Ihr wollt Euer Kommando zurück, dabei habt Ihr nicht einmal Euch selbst im Griff. Glaubt Ihr da allen Ernstes, dass Ihr in der Lage seid Leute zu befehligen? Sir Ravenor der Säufer. Ich habe Euch über alle Maßen protegiert und das trotz Eurer früheren Verfehlungen. Ich würde Euch ja an den Pfahl schicken, damit sie Euch Hirn einprügeln, aber auch das haben wir ja schon des Öfteren vergebens versucht. Deftige Hiebe helfen wohl nicht mehr bei Euch. Kaum sind ein paar Tage vergangen, habt Ihr es wieder vergessen und tut Euch mit einem neuen Narrenstück hervor.“
Prinz Raiden machte eine Pause um Luft zu holen und Ravenor fragte leise:
„Werft Ihr mich nun aus der Garde, mein Prinz?“
„ NEIN ! “, schlug es ihm nun erstaunlicherweise entgegen. „Auf meine Fürsprache hin seid Ihr befördert worden. Soll ich jetzt zugeben, dass ich mich geirrt habe?“
Ein kleiner Funken Hoffnung erschien am düsteren Horizont. „Es wird nicht wieder vorkommen, mein Prinz.“ Es konnte nicht schaden,
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