Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
kann, oder er hat eine starke Abstammung, was wahrscheinlicher ist. Rotbart war vermutlich ein starker Magier, aber von wem stammt er wiederum ab und ist er tatsächlich Eryns Großvater? Da sind viele Fragen offen, die mit einem Blick in die Vergangenheit leicht beantwortet werden könnten. Und nachdem der gute Rotbart so freundlich war, alle seine Knochen auf Traken zu deponieren, da dachte ich mir, es kann nicht schaden sich zu bedienen. Schließlich hat auch Eryn ein Recht zu erfahren von wem er abstammt.“
Langsam will ich es gar nicht mehr wissen. Wenn nun noch Schlimmeres zutage kommt als Rotbart .
Meister Savyen wirkte nachdenklich. Er holte den Knochen hervor, den er Eryn die Tage zuvor abgenommen hatte und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Plötzlich zerbröselte der Knochen zu Staub.
Eryn erschrak. Alle Mühen – umsonst.
Dann blickte Savyen in die Runde der Anwesenden. „Also gut. Es ist kein Geheimnis… nur eine unliebsame Erinnerung. Und nachdem ich weiß, dass Ihr die Sache umschwirren werdet, wie eine Schmeißfliege einen Haufen Scheiße, so erzähle ich Euch lieber selbst die Geschichte, bevor Ihr auch noch hier in Draegnok herumzuschnüffeln beginnt. Aber Ihr schuldet mir dafür einen Gefallen, Meister Raiden.“
„Wenn ich Antworten auf meine Fragen finde – gerne“, bestätigte der Herr von Naganor.
Später kann ich mir anhören, was er alles für mich getan hat. Oder ich bin wieder Gegenstand des Gefallens wie damals bei Meister Tellenor. Diese Turmherren sind einfach... grauenvoll .
„Rotbart hatte elf Kreise und war stark, aber er war auch verrückt. Na ja, vielleicht nicht wirklich verrückt, doch zumindest ziemlich grausam und unmoralisch. Jahrelang trieb er sein Unwesen an der Küste, brandschatzte und plünderte, bis ich ihm dann Einhalt gebot.“
Gedankenversunken machte Meister Savyen eine Pause und Meister Raiden fragte dazwischen: „Warum habt Ihr damit so lange gewartet? Oder war er zu stark für Euch?“
Der Alte lachte auf: „Ha! Stärke war nicht das Problem. Ich hätte ihm schon lange Einhalt gebieten können, doch ich wollte nicht. Ragan Rotbart war mein Sohn. Ich gab die Hoffnung nicht auf, doch schließlich musste auch ich einsehen, dass er sich nicht mehr ändern würde und ich habe ihn verflucht. Wenn er je wieder einen Fuß auf Land setzen würde, dann würde ihm das Fleisch von den Knochen faulen. Dadurch war er zu einem Leben auf See verdammt. Den Schaden, den er dort anrichten konnte, war gering verglichen mit dem, was er bei seinen Plünderungszügen an Land tat. Und als der Fluch gesprochen war, da wurde es ruhiger um Rotbart und die Meermaid.
Was genau geschah, weiß ich nicht. Doch die Meermaid sank und Ragan rettete sich nach Traken. Ob er zu erschöpft war, als er auf der Insel ankam, oder ob er den Tod suchte, als sein geliebtes Schiff auf den Grund des Meeres sank, keiner kann es sagen. Letztendlich fand er den Tod auf Traken.
Das sind die Antworten die Ihr sucht, Meister Raiden, und ich wünsche nun keine weiteren Schnüffeleien in meiner Vergangenheit mehr. Was passiert ist, geht nur mich etwas an und es sind Erinnerungen, die ich größtenteils vergessen möchte.“
Bei dieser Offenbarung schluckte Eryn. Hat der unsympathische alte Griesgram gerade zugegeben, dass er mein Urgroßvater ist? Manche Wahrheiten möchte man wirklich nicht kennen. Der zweite Gedanke Eryns war noch erschreckender: Was, wenn mein Urgroßvater darauf besteht, dass ich hier bleiben soll? Hier, in der furchterregenden Welt von elendig viel Wasser, schwankenden Schiffen und dem übellaunigen Alten . Das erscheint mir deutlich schlimmer als Meister Raidens viel gerühmte Arroganz.
Auch der Herr von Naganor kam zu derselben Schlussfolgerung und wollte Klarheit: „Überlegt Ihr, meinen Schüler hier in Draegnok zu behalten? Schließlich ist er Euer Nachfahre und ich könnte nichts dagegen machen. Blut ist bindend. Es ist Eure Entscheidung, Meister Savyen.“
Diesmal war kein Hohn und Spott in den Worten Prinz Raidens und dafür war Eryn dankbar.
Er will mich eigentlich nicht abgeben. Schön. Aber warum darf ich mich nie selbst entscheiden? Was habe ich mit Meister Savyen je zu schaffen gehabt? Es ist ihm völlig egal, dass ich sein Nachfahre bin, also warum sollte es mir etwas bedeuten ?
Als Meister Savyen antwortete, fiel Eryn ein Stein vom Herzen: „Vorerst hat der Junge genug für mich getan. Er ist kein Wassermagier. Dazu gehört mehr als die Ader Blau
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