Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
und das Wirken eines Regenzaubers. Noch dazu ist er andauernd seekrank. Rotbart hätte ihn dafür im Meer ertränkt.
Urenkel hin oder her, nehmt ihn besser wieder mit. Der gehört nicht nach Draegnok.“ Dann verengten sich die Augen des Wassermagiers und misstrauisch fuhr er fort: „Außerdem hörte ich, Ihr habt eine sehr intensive Bindung zu ihm, was Euch in die Lage versetzt, durch ihn wirken zu können. Das brauchen wir wohl beide nicht. Wenn Ihr Euch nun verabschieden wolltet.“
Das war ein unmissverständlicher Rauswurf und Meister Raiden ließ sich nicht lange bitten.
„Ich habe ohnehin in Naganor zu tun, Meister Savyen.“
Ein leichtes Nicken des Kopfes als Andeutung einer höflichen Verbeugung, dann herrschte Meister Raiden beim Verlassen des Raumes seine zwei Schützlinge an:
„Mitkommen!“
Und es ging endlich wieder zurück nach Ardeen. Wahrlich ein besserer Ort als die raue See.
Wenig später standen sie im Torraum der Zitadelle und Eryn fühlte sich regelrecht erleichtert.
Mit Meister Raiden hatte Eryn dann ein kurzes Gespräch über ihre gewonnenen Erkenntnisse und über Loyalität.
Die Abstammung von Meister Savyen erklärte einen Teil von Eryns vererbter Magie. Jedoch konnte man ausschließen, dass Meister Savyen die geheimnisvolle Stimme im Hintergrund war. Sein ganzes Verhalten und die Zusammenhänge sprachen dagegen.
Dann gab es direkte und harte Worte von Meister Raiden, was Eryns widerstandslose Kooperation mit dem Wassermagier betraf.
Eryns Gedanken dazu waren: Ist doch ganz einfach. Ich weiß inzwischen nur zu gut, wann ich eine Chance in den magischen Dingen habe und wann nicht. Es gibt Menschen, die aus der Vergangenheit lernen. Und es ist sinnlos sich quälen zu lassen, wenn man am Ende doch klein beigibt. Oder etwa nicht? Diese Überlegungen versuchte er vor Meister Raiden so gut wie möglich zu verbergen, was ihm offensichtlich auch gelang.
An den passenden Stellen sagte er dann „Ja, Meister“ und „Nein, Meister“ und der Herr von Naganor war zufrieden. Damit waren die vergangenen Wochen abgehakt und es ging wieder zurück zum normalen Alltagsleben.
Zwei Tage nach ihrer Rückkehr kam Ravenor abends zu Eryn ins Zimmer. Es war schon spät und der Tag war lang gewesen.
„Hallo Ravenor, ich bin schon kurz vorm Einschlafen.“
Was den jungen Offizier natürlich nicht besonders kümmerte.
„Eryn, du musst mir helfen! Hör zu, ich habe die ganzen Aufzeichnungen in Meister Werges Archiv durchgesehen und ich kann sie nicht finden.“
Schläfrig gähnte Eryn und setzte sich dann aber doch wieder im Bett auf. „Was nicht finden?“
„Na die verdammte Liste. Du weißt schon, die die ich versehentlich vertauscht habe.“
Jetzt klingelte es bei Eryn, während Ravenor eindringlich weitersprach: „Ich vermute Meister Werge hat die Liste Prinz Raiden hingelegt, mit den üblichen Berichten und der hat sie noch nicht gesehen, weil sonst...“
Oh, Ravenor geht wohl ganz schön die Muffe. „Wieso? Sagtest du nicht, der Prinz versteht schon ein bisschen Humor“, frotzelte der Magieranwärter den Freund.
„Mann, Eryn, ich war betrunken. Du weißt wie er ist. Wenn er diese Liste findet, dann mögen mir die Götter gnädig sein.“
Das klingt ja mitleiderregend. Wo ist deine große Selbstsicherheit bloß geblieben?
„Du läufst doch andauernd in sein Arbeitszimmer, Eryn. Sieh einfach nach, ob du den Wisch findest und dann wirf ihn ins Feuer. Wenn du das machst, hast du was gut bei mir.“
Und Eryn ließ sich von Ravenors Notlage wieder einmal erweichen. „Nicht dass du mir schon so viele Gefallen schuldest, dass ich sie gar nicht mehr aufzählen kann. Also gut, ich sehe, was ich machen kann.“
Der besorgte Ravenor war sehr erleichtert und verabschiedete sich.
Am nächsten Tag versuchte Eryn sein Glück und schlüpfte in einem günstigen Moment in Meister Raidens Arbeitszimmer. Dort türmten sich die Zettel auf dem Tisch und lagen in unordentlichen Haufen kreuz und quer. Nachdem der Herr von Naganor nicht besonders viel von Ordnung hielt, konnte der Zettel überall hineingerutscht sein. Zwei Stapel hatte Eryn bereits durch, da kam Meister Raiden unerwartet zur Tür herein.
„Was machst du da?“
„Ich dachte, ich mache etwas Ordnung, Meister Raiden.“ Der Schwarze Magier winkte unwirsch ab. „Lass das sein! Hier herrscht genug Ordnung. Nur kannst du sie nicht erkennen.“ Dann wurde Eryn weggeschickt. „Bring das Buch hier zu Meister Eriwen.
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