Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Haerkin.“
„So richtig begeistert hören Sie sich nicht gerade an. Aber dass Sie nicht mit Herz und Seele bei der Garde sind, wissen wir ja alle. Und nun stehen Sie nicht so rum und machen sich nützlich. Der Küchenmeister wird Sie einweisen.“
Die Poxe möge Sir Haerkin treffen. Doch Eryns geheimer Wunsch ging nicht in Erfüllung. Der Tag war somit eindeutig versaut.
Die Wagen waren vollgeladen mit Fässern, Säcken und Kisten unterschiedlichster Größe und allesamt schwer und unhandlich. So zumindest schien es Eryn, der sich abplagte, während der Fuhrwerksbesitzer und sein Lakai eine ruhige Kugel schoben. Prinzipiell hätte sich Eryn beschweren können, doch nachdem Sir Haerkin mit im Spiel war, unterließ er dies tunlichst. Geschäftig hakte der Fuhrwerksbesitzer die abgeladenen Waren auf einer Liste ab. Wie Eryn mitbekam, hieß der Mann Luren und sein Helfer hörte auf den Namen Augrin.
Während er sich den nächsten Sack Mehl auf die Schultern schwang, fluchte Eryn gedanklich vor sich hin. Warum muss Meister Raiden gerade jetzt in wichtigen Angelegenheiten unterwegs sein.
Ein bis zwei Wochen wollte der Herr von Naganor abwesend sein und in dieser Zeit sollte Eryn natürlich nicht faul in der Zitadelle herumsitzen. Also war er kurzerhand wieder in die Kaserne geschickt worden.
„Militärische Grundausbildung kann nicht schaden und ist ein Ausgleich zur geistigen Tätigkeit“, hatte Meister Raiden Eryn dabei erklärt und der stimmte dem obligatorisch zu.
Zu welch elender Heuchelei man hier stets gezwungen wird. Wie ich den Satz hasse: ‚Oder sind Sie anderer Meinung?‘ Natürlich bin ich anderer Meinung, aber das will sowieso keiner wissen und wehe, ich äußere meine Meinung dann auch noch...
„He, Kerl, der Sack muss hier rüber!“, herrschte ihn Luren an, der sich gerade ziemlich gut vorkam, da er einen Soldaten befehligen durfte. Eryn brummte nur missmutig vor sich hin und lud dann den Mehlsack an der gewünschten Stelle ab.
Ob ich mit Magie versuchen sollte, die Säcke leichter zu zaubern? Die Versuchung war groß, doch Eryns Wissen darüber mehr als mangelhaft. Also beschränkte er sich auf die Erfrischung seines Körpers. Ovar, Ovar. Diesen Zauber beherrschte er inzwischen bis zur Perfektion.
Endlich war der erste Wagen entladen und Eryn wollte sich daranmachen, die leeren Fässer und Kisten aufzuladen, die Augrin schon bereitgestellt hatte.
Er griff nach einem der Fässer und kippte es, da scheuchte ihn Luren weg: „Nimm dir den anderen Wagen vor, das hier kann Augrin erledigen.“
Mit sehr säuerlicher Miene stapfte Eryn hinüber zum zweiten Wagen. Natürlich, der um einen Kopf größere Augrin kann ja nur die leichten Fässer stemmen. Doch als Eryn das Fass gekippt hatte, war ihm aufgefallen, dass dieses leere Fass doch noch recht schwer gewesen war und so beobachtete er Augrin heimlich dabei, wie dieser die Fässer auflud.
Es hat den Anschein, dass dieses Leergut doch mehr Gewicht hat, als es haben sollte, schlussfolgerte Eryn und nach der Geschichte in der Mine hatte er ein Gespür für Ungereimtheiten entwickelt. Deshalb bemühte er seine Spionagemagie und schickte ein Auge aus, doch selbiges zerplatzte, kaum dass es Eryns Aura verlassen hatte. Was zur Poxe ist denn das?, wunderte er sich kurz, doch dann wurde es ihm selbst klar. Wichtige Gebäude in der Garnison waren mit Schutzzaubern belegt, die das Spionieren verhinderten. Schließlich sollte nicht jeder beliebige Magier Militärgeheimnisse in Erfahrung bringen können. Hätte nicht gedacht, dass die Vorräte unter ‚streng geheim‘ fallen. Wahrscheinlich war das nur eine besondere Übung für die Magieranwärter der höheren Stufen und ihnen sind die sinnvollen Gebäude zum Verzaubern ausgegangen. Für mich jetzt etwas ärgerlich, denn ich hätte zu gerne überprüft, ob die Fässer wirklich leer sind.
Doch es bot sich für Eryn keine Gelegenheit mehr, das herauszufinden. Gerade so mit dem Abladen fertig, konnte Eryn dann auf dem Exerzierplatz antanzen, um dort lustig Marschieren mit der III. zu üben. Dabei ließ es sich Sir Haerkin nicht nehmen, Eryns Leistung persönlich zu begutachten und seine sehr treffenden Kommentare dazu abzugeben.
Der ist heute wieder einmal drauf, dachte sich Eryn und versuchte die Worte des Kommandanten weitestgehend zu ignorieren.
Endlich war der ‚böse Zauber‘ vorbei und Eryn beschloss, nach Dienstende hinüber ins Dorf zu gehen. Denn Luren hatte erwähnt, dass sie gedachten, dort
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