Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
beide starke magische Anlagen hatten und auch schon in die Jahre gekommen waren. Das nahm sich die sanfte Kiris sehr zu Herzen. Rugen und Palas waren schwul und auch so etwas wie ein Paar, wodurch Lyra die Einzige war, die niemanden hatte. Aber jetzt war ja Eryn da. Weitere Erkenntnisse des Belanglosen waren, dass Kartenspielen eine nutzlose Beschäftigung darstellte, hingegen stundenlanges Klimpern auf der Laute – wie Ruge es tat – einen tieferen Sinn haben sollte. Direkte und klare Worte empfand man als aggressiv, und laut wurde man schon gar nicht. Streiten war barbarisch, allenfalls wurde diskutiert und wenn man anderer Meinung war, dann war ein spitzes „Wie du meinst“ die höchste Form der Opposition. Eryn ermangelte es – nach wie vor – an ‚Erkenntnis‘, ‚Einsicht‘ und ‚tiefer, innerer Ruhe‘, weshalb er immer noch jeden Tag seine vier Stunden im Garten verbringen durfte.
Lyra erklärte ihm zwar, dass er sich selbst von dem Bann befreien könne, wenn er den Zustand der tiefen Ruhe erreicht hätte, gab ihm aber keinerlei weiteren Hinweis, wie er das bewerkstelligen sollte.
All die Tage bekam er Meister Tellenor gar nicht zu Gesicht und fragte sich deshalb, warum dieser ihn überhaupt nach Gahaeris geholt hatte. Die Vermutung lag nahe, dass es nur darum ging, Prinz Raiden eins auszuwischen.
Zuerst hielt sich Eryn noch zurück, doch als er merkte, dass Lyra ihm zu vertrauen begann, stellte er vorsichtig Fragen zu verschiedenen Zaubern und bekam tatsächlich Antworten. Er hütete sich davor, Lyra zu löchern, wenn andere Grüne anwesend waren und vor allem Belos, denn der traute ihm nicht im Geringsten. Nur Lyra war geblendet durch das, was sie sehen wollte, und Eryn kam sich wirklich schlecht vor, dass er das für seine Zwecke ausnutzte.
So lernte er wenigstens den Lebensverlängerungszauber, der aber, wie Lyra darlegte, in jungen Jahren noch nicht entscheidend war. Da passierte es noch von selbst, wenn der Kreis Grün stark genug war. Erst später müsse man öfter nachhelfen.
Bei Fragen zu den Tieren ging Lyras Herz auf und sie gab bereitwillig Auskunft. So wollte Eryn wissen, was die Bewohner Gahaeris’ taten, wenn sie ein wildes Tier bedrohte? Das reichte dann von verstecken, emporschweben, besänftigen und kommunizieren bis hin zum Beherrschen des Tieres. Wobei das Beherrschen die letzte Möglichkeit darstellte, denn man zwang dabei einem anderen Lebewesen seinen Willen auf. Eryn hielt seine Klappe und nickte nur zustimmend. Und sie redeten über den Wald, wobei Lyra bei den verschiedensten Arten aus Oros Lexikon immer darauf verwies, ob das Tier im Wald um Gahaeris lebte und ob sie es selbst bereits gesehen hatte. Da waren durchaus ein paar ganz unangenehme Zeitgenossen darunter, das musste selbst Eryn zugeben.
Er versuchte, ihr aus dem Kreuz zu leiern, dass er gerne in den Wald gehen würde. Doch sie war vehement dagegen, nicht einmal in ihrer Begleitung, dazu wisse er zu wenig und könne sich nicht genügend schützen. Eryn war wieder einmal anderer Ansicht. Wenn man nämlich in Betracht zog, dass man Tiere auch töten konnte, dann fühlte er sich durchaus in der Lage, sicher durch den Wald zu streifen. Der Gedanke reizte ihn schon sehr, doch er beschloss abzuwarten.
Es mochten gut eineinhalb Monate vergangen sein, als Tellenor ihn zu sich rief.
„Elwin, ich hoffe, du hast dich inzwischen gut eingelebt.“
Eryn neigte zur Begrüßung leicht den Kopf: „Meister Tellenor, ich denke schon“, schleimte er ganz gegen seine Überzeugung.
Der Alte bedeutete ihm, Platz zu nehmen.
„Und, machst du Fortschritte?“
„Ich lerne gerade über die magischen Wesen aus dem Werk von Meister Oros. Wenn ich eine Frage stellen dürfte, Meister Tellenor?“
Der Herr des Grünen Turms bestärkte Eryn: „Nur zu, frag ruhig.“
„Warum wolltet Ihr mich hier haben? Noch habe ich nichts für Euch getan, außer kleine Heilringe zu erschaffen, aber das kann nicht von großem Interesse für Euch sein.“
Gespannt wartete Eryn auf die Antwort.
„Nun, Alyn, wie du vielleicht bemerkt hat, haben dich hier alle freundlich aufgenommen...“ Auslegungssache.
„...und wenn man bedenkt, wo du vorher warst, dann bist du sicherlich froh, hier zu sein.“
Hmmm.
„Nun, ich habe mit Meister Elderon gesprochen und wir sind überein gekommen, dass es – und da wirst du mir sicherlich zustimmen – nur zu deinem Besten ist, wenn du hier in Gahaeris bleibst.“
Hä, wie meint er das? „Ich
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