Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Und lass das sein. Ich bin nicht dein Vorgesetzter, sondern versuche dir lediglich zu helfen.“
Trotzig schwieg Eryn. Zum Glück kannst du überhebliche Ratte meine Gedanken nicht lesen. Das ist die einzige Verbesserung zu Naganor, die mir einfällt.
„Geh nun und widme dich deiner Arbeit, Eryn, wir sprechen später darüber.“
„Jawohl, Meister Belos!“ Dann wandte sich Eryn ab und ging zurück zu dem Haufen kleiner eiserner Ringe.
In seinem Zimmer warf er sich auf das Bett, ließ die Ringe beim Bezaubern einzeln durch die Luft schweben, um sie dann in einem kunstvollen Turm aufzustapeln. Rein magisch natürlich. Als der Turm schon eine ziemliche Höhe erreicht hatte, wurde es immer schwieriger, neue Ringe aufzustapeln. Schließlich stürzte das Gebilde in sich zusammen. Das war für Eryn das aufregendste Ereignis an diesem beschissenen Tag.
Eigentlich wollte er die anderen nicht mehr sehen und das Essen war auch keine Verlockung für ihn. So beschloss er, auf seinem Zimmer zu bleiben, aber Lyra machte seine Absichten zunichte. Sie kam, um ihn abzuholen. Und da sie die Einzige war, mit der er hier in Gahaeris einigermaßen auskam, wollte er es sich mit ihr nicht auch noch verscherzen. Schweigend saß er dann beim Essen, während die restlichen Anwesenden – wie gewohnt – ihrem belanglosen, kultivierten Gerede nachgingen. Irgendwann fiel es Lyra auf, dass er sich so zurückhielt.
„Eryn, was ist los mit dir? Die ganze Zeit schon sagst du nicht ein Wort.“
„Hmm, ich hab nichts zu sagen“, bemerkte er brummig, was Belos zu einem Kommentar veranlasste.
„Unser Kleiner hier ist beleidigt. Zuerst bittet er mich, etwas Neues lernen zu dürfen, und als ich ihm dann die Aufgabe stelle, tief in sich zu gehen, glaubt er, ich hätte ihn bestraft.“
Alle fanden das sehr amüsant, außer Eryn natürlich. Und dann kamen die üblichen Phrasen: „Er wird es auch noch lernen.“
„Alles braucht seine Zeit.“
Innerlich kotzte Eryn, trug es aber nicht nach außen: „Ja, ich verstehe einfach zu wenig. Vielleicht könnten mir Bücher helfen, tiefere Erkenntnisse zu erlangen.“ Bücher lesen ist besser, als Ringe zu bezaubern, war Eryns Hintergedanke, und Bücher konnten ihn mehr Zauber lehren, als dies die Grünen Magier bisher getan hatten.
Es entbrannte eine gepflegte Diskussion darüber, ob es wichtiger wäre, zuerst Ruhe und Gelassenheit zu finden oder die Aneignung von Wissen voranzutreiben. Zuletzt kam ein Kompromiss zustande, der beides zuließ. Und wenn Eryn das richtig verstanden hatte, dann würde er morgen sowohl weitere Stunden im Garten verbringen müssen, als auch ein Buch zu lesen bekommen. Zumindest ein Teilerfolg . Warum er aber wieder sinnlos im Garten sitzen sollte, entzog sich Eryns Verständnis.
Der Morgen kam und Eryn war gespannt, welches Buch sie ihm geben würden. Es war Lyra, die mit einem dicken Wälzer, den sie mit beiden Armen umschlungen hielt, zur Tür hereinkam.
„Warum bist du nicht zu unserer Gymnastikstunde gekommen?“, fragte sie direkt heraus.
Eryn zuckte die Schultern. „Hab nicht mehr daran gedacht.“
Natürlich hatte er daran gedacht, aber keinerlei Lust verspürt. Auch in der Garnison hatten die Magier aus der IV. solche Übungen absolviert, worüber sich Ravenor und auch Eryn köstlich amüsiert hatten. Es waren leichte, gymnastische Übungen und fließende Bewegungen mit meditativem Charakter.
Eryn selbst hatte nie daran teilnehmen müssen, da er zu dieser Zeit mit der V. Kompanie Exerzieren, Feldübungen oder Waffenübungen absolvierte. Nur für die magischen Lehren war er freigestellt worden. Und für alle, die kräftiges Schwitzen gewohnt waren, sah das irgendwie lächerlich aus.
Lyras Gesichtsausdruck wirkte enttäuscht und Eryn hatte das Gefühl, dass Lyra größeres Interesse an ihm hatte als die Übrigen. Ein weibliches Interesse, wohlgemerkt. Sie war nicht sein Typ und er empfand auch nichts für sie, dennoch beschloss er in bester Ravenor-Manier etwas Süßholz zu raspeln, um wenigstens eine Verbündete hier zu bekommen.
„Ich werde morgen da sein. Es interessiert mich, was ihr da macht.“
Lyras Miene hellte sich auf. Das schwere Buch hielt sie immer noch im Arm.
Zum Glück kommt hier keiner an meine Gedanken ran. Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich schon dabei. „Das Buch ist viel zu schwer für so eine zierliche Person wie dich, Lyra.“ Und Eryn wirkte einen Zauber, um das Gewicht des Buches zu reduzieren.
„Oh“, meinte Lyra
Weitere Kostenlose Bücher