Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
bin sechs Monate hier, dafür hat Meister Raiden sein Wort gegeben. Also werde ich diese Zeit über auch in Gahaeris bleiben.“ Eigentlich nur mehr viereinhalb Monate, um genau zu sein. Und keinen Tag länger.
Meister Tellenor musterte ihn eindringlich, bevor er sprach: „Du musst nach dem halben Jahr nicht zurückkehren. Meister Raiden kann dich nicht zwingen, denn letztendlich entscheidet Meister Elderon. Außerdem ist Raiden kein Mensch, der Schüler ausbilden sollte. Sein Charakter ist... zweifelhaft und er vergiftet nur dein Herz.“
Was??? Soll das heißen, ich bin hier für Jahre eingesperrt? Absolute Scheiße! So ein Leben halte ich auf Dauer nicht aus! Da ist Naganor noch ein besserer Ort. Warum meinen alle zu wissen, was für mich das Beste ist und halten es dabei nicht einmal für notwendig, mich um meine Meinung zu fragen? Das kotzt mich echt an.
Zu spät merkte Eryn, dass Meister Tellenor in seinen Gedanken war. Die anderen Turmbewohner hatte er so leicht ausschließen können, dass er nicht mehr daran dachte, sich zu kontrollieren. Tellenor schüttelte missbilligend den Kopf.
„Das hat dieser Schwarzmagier dich gelehrt. Wut, Zorn und Hass besitzen schon einen Teil deines Herzens. Du musst dich wieder davon befreien. Vergiss die Schrecken von Naganor und lerne hier, Frieden zu finden. Mit der Zeit wirst du es verstehen und froh darüber sein, Enim.“
Wenn Eryn eins bei Meister Raiden gelernt hatte, dann war das die Kontrolle der Gedanken. Den Fehler würde er nicht noch einmal machen. Höflich und sanft entgegnete er: „Ihr habt sicherlich recht, Meister Tellenor. Naganor hat mich sehr geprägt und manches, was ich dort erlebt und gelernt habe, ist mit Sicherheit falsch. Ich werde mich bemühen, wahre Erkenntnis zu erlangen, auch wenn der Weg weit sein mag.“ Mein Name ist Eryn! Eryn! Eryn! Eryn! Eryn!
„Das sind schon bessere Worte, lasse dem auch Taten folgen... Eryn. Und nun geh und widme dich deinen Aufgaben.“
Nichts tat Eryn lieber, denn es fiel ihm äußerst schwer, die Gedanken auf Belangloses zu richten. Es war ein richtiger Schock für ihn, dass er für lange Zeit hierbleiben sollte.
Gut, in Naganor ist es auch nicht immer schön gewesen und der Prinz ist mehr als schwierig, aber ich habe Freunde dort. Richtige Freunde! Und ich konnte mein Wissen vertiefen und Antworten auf meine Fragen finden . Torzauber und das Unhaer will ich erforschen und Meister Raiden hat nie meinen Wissensdurst unterbunden. Es waren andere Sünden, die der Prinz nicht tolerierte. Faulheit, Dummheit, Unachtsamkeit, Unhöflichkeit, Schlampigkeit und noch ein paar Eigenschaften, die man als ‚durchaus nicht erstrebenswert‘ einstufen konnte. Mit anderen Worten, der Prinz von Ardeen behandelte ihn hart, aber gerecht, wohingegen die aufgesetzte Freundlichkeit hier in Gahaeris Eryn eher heuchlerisch vorkam. An sein klägliches Weiterkommen in der Magie hier im Grünen Turm wollte er dabei gar nicht denken. Diese ganzen Überlegungen bestärkten ihn in seinem Entschluss, Gahaeris zu verlassen, doch dazu würde er in den Wald gehen müssen. Was ihm durchaus, trotz aller Warnungen, als eine sehr verlockende Abwechslung erschien.
So verwendete er die nächsten Tage darauf, sich vorzubereiten. Schließlich wollte er nicht gleich wieder zum Grünen Turm zurückkehren. Strategie und Taktik, Informationen sammeln und Planung, das waren Themen, mit denen er sich gut auskannte. So scannte er die Umgrenzungsmauer, um zu erfahren, mit welcher Magie sie belegt war. Die Schutzzauber bezogen sich nur auf Eindringlinge, hielten aber keinen ab, der hinauswollte. Das war schon mal gut. Eryn suchte auch den Turm vorsichtig ab, ob dort Zauber waren, die ihn beobachten oder halten sollten. Wieder negativ. Das sieht gar nicht so schlecht aus. Proviant und Wasser brauche ich nicht, das kann ich inzwischen magisch unterwegs sammeln. Eine Flasche wäre gut und Taschen. Bei den Waffen entschied er sich, nur das Messer mitzunehmen. Wenn sie mich erwischen, dann kann ich glaubhaft behaupten, ich hatte das Messer dabei um... Pilze zu pflücken. Ja, das ist gut. Bei einem Schwert oder Pfeil und Bogen käme ich in größere Erklärungsnot .
Und wenn ich eines von meinem guten Kumpel Ravenor gelernt habe, dann das, dass man sich immer eine entsprechende Ausrede bereitlegen sollte . Selbst wenn das in der Vergangenheit auch nicht immer erfolgreich gewesen ist.
Die restlichen Stunden verbrachte er mit der üblichen Routine, und im
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