Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
hinzugehen, wohin ich möchte?“, fragte er vorsichtshalber noch einmal nach.
„Nun, nicht ganz. In Anbetracht dessen, dass du ein Magierschüler mit großem Potential und noch geringem Wissen bist, werde ich dich nicht allein umherstreifen lassen. Zu viele Gefahren lauern auf dem Weg. Du solltest weiter bei einem Herrn der Türme lernen, bis du selbst in der Lage bist, die Wege der Magie zu verstehen. Damit schränkt sich deine Auswahl auf Naganor, Gahaeris, Aleroth, Draegnok – den Blauen Turm von Meister Savyen und eventuell Averis – den Orangen Turm von Meister Oderon ein.“
Eryn ließ es sich kurz durch den Kopf gehen . In Gahaeris will ich auf keinen Fall bleiben . Die Meister Savyen und Oderon kenne ich überhaupt nicht. Meister Elderon fast genauso wenig. Nur Meister Raiden, den kenne ich inzwischen ziemlich gut und wenn ich mich jetzt gegen Naganor entscheide, dann verzeiht Meister Raiden mir das niemals. Und da bestehen Verbindungen und Versprechen, die ich auch nicht ignorieren kann. Also war seine Entscheidung klar.
„Ich möchte nach Naganor zurückkehren. Meister Raiden ist mein Mentor und hat mich bisher vieles gelehrt. Ich bin ihm zur Treue verpflichtet, als Mann der Schwarzen Garde, als sein Schüler und... durch den Bann. Ich verdanke Meister Raiden viel.“ Gleich mal eine Runde Einschleimen, das kann nicht schaden. Es ist ja durchaus die Wahrheit. Ich verdanke ihm viel Gutes und viel Schlechtes, aber das Schlechte brauche ich jetzt ja nicht zu erwähnen.
Meister Raiden konnte sich ein Siegeslächeln nicht verkneifen, wohingegen Meister Tellenor die Mundwinkel kurz nach unten zog, um seiner Missbilligung Ausdruck zu verleihen.
Meister Elderon wahrte seine Gelassenheit.
„Gut, es ist deine freie Entscheidung. Dann wirst du nach Naganor zurückkehren.“
„Jetzt gleich?“, fragte Eryn in freudiger Stimmung und auch der Herr von Naganor war in absoluter Geberlaune. „Meister Tellenor, benötigt Ihr meinen Schüler noch?“
Es fiel dem Angesprochenen schwer es zuzugeben: „Drei Tage würde ich mir noch erbitten.“
„Gewährt, in meiner Großzügigkeit!“
Drei weitere Tage, dachte Eryn gequält.
Doch Meister Raiden hatte sein Ziel erreicht und sonnte sich in seinem Erfolg. Ein triumphaler Sieg über den unliebsamen Meister Tellenor schmeckte wahrlich süß.
Eryn kehrte erst einmal mit Meister Tellenor nach Gahaeris zurück, aber er war inzwischen doch recht guter Stimmung. Meine Tage hier sind gezählt .
Der Meister des Grünen Turms hatte es nun plötzlich eilig, Eryn zu sich zu rufen. Kaum waren die Begrüßungsworte verklungen, da war Meister Tellenors nächster Satz:
„Öffne bitte die Ader Gold, Junge. Die Prozedur ist dir ja bekannt.“
Eryn nickte und kam der Aufforderung nach. Natürlich, es geht wie immer ums Bezaubern . Aber es war dennoch interessanter als alle anderen Aufgaben, die Eryn in Gahaeris bisher erhalten hatte. Beim Bezaubern konnte er dem zaubernden Meister wenigstens zusehen und versuchen zu verstehen, was der gerade tat.
Kurz vor seiner Abreise war dann Lyra doch noch zu ihm gekommen. Sie bedauerte ihn, dass er zu diesem verderbten Schwarzen Magier zurückkehren wollte. Aber Eryn entgegnete, dass er nicht hierhergehöre und Naganor nicht so schlimm sei, wie sie alle glaubten.
Dann war er auch schon unterwegs zum Tor in Gahaeris und Belos brachte ihn hindurch.
Kaum dass er zwei Schritte durch den vertrauten Portalraum gegangen war, rief ihn Meister Raiden bereits in sein Arbeitszimmer. Es war ein gutes Gefühl, wieder in der vertrauten Umgebung zu sein. Hinzu kam, dass man sich nach einer gewissen Zeit nur noch an die guten Dinge erinnert und vergisst, wie anstrengend und fordernd es die meiste Zeit über in Naganor gewesen war.
Im Arbeitszimmer angekommen salutierte Eryn vorschriftsmäßig.
„Mein Prinz, melde mich zurück in Naganor.“
Und das Unglaubliche geschah, Meister Raiden fand tatsächlich nette Worte des Willkommens: „Schön, dass du wieder da bist.“
Ravenor war ebenfalls im Raum und versuchte den Inhalt eines Bücherregals zu ordnen, wobei er seine Tätigkeit unterbrochen hatte, seit Eryn den Raum betreten hatte.
„Und, was hast du in Gahaeris gelernt?“, fragte ihn Meister Raiden.
Am liebsten hätte Eryn gar nichts gesagt, denn er schämte sich wegen seiner minimalen Fortschritte.
„Mein Prinz, im Grunde genommen nur einen Heilzauber, mit dem ich Ringe bezaubert habe, und die Magie zur Verlängerung des
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