Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Eryn gänzlich. Das Bein wurde besser, trotzdem durfte Eryn den Raum nicht verlassen. Und da man ihm nicht mehr traute, waren alle Türen und Fenster nun mit starken Bannen gesichert. Niemand hatte mehr Mitleid mit ihm und Belos trug ihm auf, einen ganzen Sack voller Ringe zu bezaubern. Eine andere Beschäftigung wurde ihm nicht mehr gestattet.
Selbst Oros Lexikon hatten sie ihm wieder weggenommen. Er hätte zu gerne unter ‚T‘ wie Tageroth nachgelesen, was für ein Wesen das überhaupt gewesen war.
Ab dem Zeitpunkt, als Raiden von ihm Besitz ergriffen hatte, konnte Eryn sich an nichts mehr erinnern und als er wieder er selbst gewesen war, da lag das mörderische Wesen mit einem Speer durchbohrt vor ihm auf dem Waldboden. Zu gerne hätte ich gewusst, wie Meister Raiden sich verteidigt hat.
Ein weiterer Ring landete in der Kiste für fertige Produkte. Die Zauberei bewerkstelligte er nun ohne nachzudenken einfach nebenher. Er hatte in Erwägung gezogen, sich stur zu stellen und keinen Ring mehr zu bezaubern.
Aber was dann, wenn ich Gahaeris nicht mehr verlassen werde? Was, wenn Meister Raiden keinen Erfolg hat? Unter diesen Umständen musste er zumindest versuchen, sich mit den Magiern hier wieder gut zu stellen. Eryn hoffte innigst: Bitte, Meister Raiden, holt mich endlich hier heraus!
Meister Elderon hatte Meister Savyen in Draegnok besucht und kaum, dass er nach Aleroth zurückgekehrt war, bestürmten ihn Meister Raiden und Meister Tellenor abwechselnd in der Sache mit dem jungen Magierschüler. Die eine Seite, dann die andere, Raiden, Tellenor und erneut Raiden und wieder Tellenor. Sie stritten sich wie Kinder um ein Spielzeug, bis es Meister Elderon zu bunt wurde und er beide aufforderte, nach Aleroth zu kommen.
„Wir setzen uns an einen Tisch und finden eine Lösung für das Problem“, hatte er schlichtend vorgeschlagen. Doch um ehrlich zu sein, war er nicht wirklich erfreut über die Aussicht, Raiden und Tellenor nun in Kürze hier zu haben. Da prallten die unterschiedlichsten Weltanschauungen aufeinander.
Meister Elderon nahm wahr, wie sich das Tor öffnete und Tellenor... nein, Raiden – stellte er erstaunt fest – noch vor der vereinbarten Zeit hereinkam.
Wenig später stand der Schwarze Magier im Raum, diesmal sogar in die Robe eines Magiers seines Kreises gekleidet. Obwohl für Elderons Empfinden die Robe immer noch zu reich verziert war, um als schlicht und angemessen für einen Magier zu gelten. Aber alleine der Umstand, dass Meister Raiden überhaupt zur Robe gegriffen hatte und dass er sogar vor dem vereinbarten Zeitpunkt kam, waren unverkennbare Zeichen dafür, wie wichtig ihm die Angelegenheit mit Eryn war.
„Sei gegrüßt, Raiden. Du bist etwas… zu früh.“
„Meinen Gruß, Meister Elderon, ich hatte gehofft, mit Euch noch einmal unter vier Augen sprechen zu können.“
Ja, das dachte ich mir bereits. „Da ich inzwischen schon mehrfach mit dir und mit Meister Tellenor gesprochen habe, halte ich es für sinnvoll, zu warten. Nur im Gespräch zu dritt lässt sich das Problem lösen. Wir kommen anders, denke ich, nicht mehr weiter.“
An Meister Raidens weicher Stimme konnte man nicht erkennen, dass seine Pläne der Vorabmanipulation gerade zunichte gemacht worden waren: „Wie Ihr wünscht, Meister Elderon.“
Sie mussten nicht lange warte, da kam auch der Herr des Grünen Turmes. Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln zur Begrüßung setzten sie sich alle und Elderon bat Meister Tellenor, als Erster zu sprechen.
„Nun, ich habe meine Absichten schon zuvor dargelegt. Ich halte es für besser, wenn der Junge in Gahaeris bleibt, denn schon jetzt ist der Einfluss von Naganor auf ihn unverkennbar und wir alle wissen, wohin uns diese egoistische Denkweise gebracht hat. Oder besser gesagt, welcher Möglichkeiten sie uns beraubt hat.“
Das war ein direkter Angriff auf Meister Raiden, der nun darauf erwiderte: „Meister Tellenor, wir reden nicht von der Vergangenheit, sonst dürfte man Euren Beitrag in den Drachenkriegen nicht unerwähnt lassen.“
Die Konversation blieb erstaunlich höflich, obwohl die angedeuteten Anschuldigungen im Raum hingen.
„Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Meister Adors machtgieriges Streben verurteile und den Großen Grauen ob seiner Weisheit achtete.“
„...Und als die Erde brannte vom Atem der Drachen, da igelte sich der Grüne Turm ein und hielt sich aus allem heraus. So weiß es die Geschichtsschreibung zu berichten...
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