Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
die noch verbleiben, auszunüchtern.“
Da war er wieder, der pflichtbewusste, korrekte und vorschriftengetreue Sir Askir, was Ravenor zu lautem Lachen veranlasste. „Askir, du bist eine Memme. Tschuldigung, dass ich dir das an deinem Geburtstag sagen muss“, dann heizte er die Menge auf: „Habt ihr den Prinzen nicht gehört? Die ganze Nacht trinken und dann den ganzen Tag durchhalten. Das sind wahre Männer. Und ich will es euch nicht verheimlichen. Der werte Prinz reißt euch allen morgen so oder so den Arsch auf. Also warum sollten wir uns die gute Laune verderben lassen? Ich sage euch, lasst uns lachen, lasst und trinken, die Nacht um die Ohren hauen und morgen früh kotzen wir halt auf den Boden – na und.“
In Erinnerung an die Geschichte mit dem Weinkeller bemerkte Eryn: „Das mit dem Kotzen ist keine gute Idee... aber der Rest gefällt mir. Übrigens, Ravenor, du bist morgen auch dabei. Hat mir Meister Raiden gerade verraten.“
„Hab ich auch nicht anders erwartet. Wollte es vorhin nur nicht unversucht lassen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt... hab halt verloren. Und nun, meine Herren, wie sieht es aus?“ Er suchte bereits nach ein paar Gläsern, die noch ganz waren und schenkte neu ein.
Im Hintergrund sprachen die anderen durcheinander. Es gab verschiedenste Meinungen unter den Männern, aber als Ravenor Askir ein Glas reichte, da war der Gastgeber überzeugt und die Feier kam erneut in Gang.
Nur Gahret zog den Schwanz ein und beschloss, gleich schlafen zu gehen. Hohn und Spott der anderen begleiteten ihn auf seinem Weg zur Tür hinaus. Und kaum schloss sich diese hinter ihm, war er auch schon vergessen. Die Runde vergnügte sich nun damit, kreative Trinksprüche auszubringen, die leicht ins Makabere abdrifteten: „Trinken auf verlorenem Posten.“ – „Der letzte Schluck des Verurteilten.“ – „Trink oder stirb.“ – „Der ertrinkende Fisch.“ – „Die Ratten vom Tisch.“ Und dann wurde es absolut sinnfrei.
Irgendwann ging dann doch einer nach dem anderen und der Raum leerte sich, bis der harte Kern der Feier nur mehr fünf Personen zählte. Askir, der Gastgeber, der seine Pflicht als selbiger sehr ernst nahm und nicht gehen würde, bevor nicht auch der letzte Gast ebenfalls den Heimweg angetreten hätte. Dabei zählten die Alkoholleichen nicht. Cerdik war im Sitzen nach vorne auf den Tisch gefallen und eingeschlafen.
Zwischen zerbrochenen Flaschen und anderem Unrat lag Leonas Darkir leise schnarchend am Boden. Nur Eryn hatte sich einen luxuriösen Diwan aus Mänteln erstellt. Sogar einen Tiefschlaf-Heilzauber brachte er noch zuwege. Der würde ihn am nächsten Tag um einiges besser aussehen lassen als seine Kameraden. Eigentlich wollte er zuerst zurück in sein Zimmer, aber der Tunnelsprung brachte ihn gerade mal ans andere Ende des Raumes und dort sprang er dann Kopf voran an die Wand. Nach diesem misslichen Versuch mit Beule hielt er es für besser, lieber hierzubleiben.
„Weck mich dann“, meinte er noch zu Ravenor, der genauso gedankenverloren „Ja, ja“, antwortete und sich anschließend weiter mit Askir unterhielt. „Weißt du, Askir, im Grunde genommen bist du ganz in Ordnung, wenn du nicht gerade meinst so tun zu müssen, als ob du jemand Besseres wärst. Ich meine, sind wir mal ehrlich, in meinen Adern fließt das Blut des Königshauses von Ardeen, da frage ich mich natürlich, was an deiner Abstammung besser sein soll.“
Es war kein hitziges Streitgespräch, sondern vielmehr die tiefere Philosophie total Betrunkener. „Ravenor, du verstehst das nicht. Es ist die Erziehung, die dich zum Adel macht. Und da hast du einfach nichts mitbekommen.“ Ravenor trank einen tiefen Schluck während Askir redete: „Hmmm, sagt mein Alter auch immer.“
Ungläubig fragte Askir: „Du nennst den Prinzen ‚Alter‘?“
„Nur wenn er es nicht hört. Oder glaubst du, ich bin lebensmüde? Er hat mir für weniger schon die Hölle heiß gemacht. Ist schon komisch. Einerseits bin ich nicht sein Sohn, aber wenn es darum geht, hervorzustechen, dann habe ich zu gewinnen, weil alles andere undiskutabel ist.“
Inzwischen schenkte Askir nach: „Ist bei meinem Alten auch so und noch beschissener, selbst wenn ich gewinne, dann bekomme ich zu hören: Deine Brüder waren besser. Tja, die Pfeifen konntest du besiegen, weil sie nichts taugen, aber gegen deine Brüder hättest du keine Chance.“ Dann machte er Ravenor Vorhaltungen: „Und, als ich das letzte Mal daheim war, musste
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