Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
ich wegen dir unablässig den Schwertkampf üben. Ich geh schon gar nicht mehr heim, weil es mich nur ankotzt.“
„Auf die alten Säcke! Brachte Ravenor einen neuen Trinkspruch aus und hob sein Glas: „Die alle gleich sind.“ Und sie stießen an, dann sinnierte Ravenor weiter: „Deiner gibt dir wenigstens Geld, der hohe Herr von Naganor knausert nur rum. Weißt du, wie oft er mir schon den Sold gekürzt hat? Er gibt mir gerade so viel, dass ich nicht betteln gehen muss. Hat er, glaube ich, auch mal wortwörtlich so gesagt.“
„Das ist echt mies“, kam die bemitleidende Zustimmung.
„Ja, sehe ich auch so.“ Ravenor nahm eine Flasche zur Hand, aber als kein Tropfen mehr herauskam, stellte er sie auf den Tisch. Weil er sie aber auf einen Haufen Müll gestellt hatte, kippte die Flasche um, rollte über den Tischrand und fiel dann auf den Boden, wo sie zerschellte.
„Ist noch was da?“, fragte Ravenor nun und sie suchten zu zweit unter den herumstehenden Flaschen. Die leeren wurden dann gleich achtlos weggeworfen und schlugen rund um die Schlafenden ein, die davon aber zum Glück nichts mitbekamen. Ravenor und Askir taten das auch nicht, um die anderen zu treffen, sondern um den Überblick zu behalten, welche Flaschen sie bereits inszipirt... insperziert... ach scheiß drauf – angeschaut hatten. Als sie dann noch eine letzte Flasche fanden, war der Jubel groß und sie kehrten wieder auf ihre Plätze zurück.
„In diesen Flaschen ist einfach nichts drin. Zwei Gläser gefüllt und sie sind schon zur Hälfte leer.“
Wie ein Kommandant ließ Sir Askir seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. „Die armen Schweine, die das morgen aufräumen müssen“, stellte er fest.
Aber Ravenor war mitleidlos. „Trifft die Rekruten. So war es doch schon immer.“
Askir trank geziert: „Eigentlich ist das nicht gerecht, wir saufen und andere müssen dafür leiden.“
Hierbei lachte Ravenor laut auf: „Bei dir muss immer alles gerecht sein. Und ich fürchte wir werden morgen auch ziemlich leiden – ach was, in wenigen Stunden – dann nämlich lernst du mal die Gerechtigkeit des Prinzen kennen und ich sage dir eines, ich würde lieber freiwillig hier aufräumen, als mir wieder mal die volle Packung abzuholen.“
„Ich denke immer noch, du übertreibst. Der Prinz ist zwar hart, aber gerecht.“
Diese Meinung teilte Ravenor absolut nicht. „Der Prinz ist hart und grausam, fängt auch mit ‚g‘ an, ist aber etwas anderes. Was mich dem einzig und erwartungsvoll entgegenblicken lässt, ist der Umstand, dass ihr, liebe Lordlinge, euer blaues Wunder erleben werdet. Kann mir schon vorstellen, wie das abläuft und ich halte das auch aus... selbst wenn ich die ganze Nacht durchsaufe. Aber ihr?“
„Prost, Angeber! Trink lieber, damit du aufhörst zu reden. Manchmal ist dein Gesülze einfach unerträglich.“
Sie entrangen der letzten Flasche den allerletzten Tropfen und wenig später war auch dieser ihre Kehlen hinuntergeronnen. „Und was jetzt?“, fragte Askir und als Antwort pfefferte Ravenor sein Glas an die Wand. „Verdammt, ein Unentschieden. Die Weinflaschen haben verloren. Sir Askir, ich muss Euch leider zuerkennen, dass Ihr Euch wider Erwarten tapfer geschlagen habt und trotz der langen Schlacht noch aufrecht steht, wo doch so viele gefallen sind.“
Auch Askir warf sein Glas weg. „Eine schöne Rede zum Schluss, Sir Ravenor, rührt mich fast zu Tränen. Wie lange können wir jetzt noch schlafen?“
„Gar nicht mehr. Uns bleibt noch eine Stunde. Und weil du Geburtstag hast, weihe ich dich in Ravenors Ausnüchterungszauber ein.“
Besagter Zauber bestand hauptsächlich aus kaltem Brunnenwasser, innerlich wie äußerlich angewendet, und ‚Ovar-Ovar‘, dem Erfrischungszauber. Zurück am Ort der Verwüstung weckten sie Cerdik, Leonas und Eryn, die, obwohl sie geschlafen hatten, noch elender aussahen als Ravenor und Askir.
Eine Stunde war wenig Zeit für die Aufgaben, die nun vor ihnen lagen: überhaupt in die Gänge zu kommen, Erfrischungszauber zaubern, zurück zur Zitadelle tunneln, rasieren, waschen, volle Ausrüstung anlegen, Erfrischungszauber zaubern, Pferde putzen und satteln, Erfrischungszauber zaubern, hinüberreiten zur Garnison, Rüstungszauber anwenden, damit alles glänzte und dann in einer exakten Reihe mit den anderen Offizieren warten.
6:00 Uhr war bereits durch und Eryn gähnte: „Wahrscheinlich kommt er eine Stunde später, weil er ausschlafen musste.“
„Sei froh,
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