Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

Ansichten in manchen Dingen. Es fängt schon damit an, dass man nur nackt vor ihn treten darf. Der Große Graue findet nichts dabei, weil er ja selbst auch nackt ist und er lacht uns Menschlein aus für unsere Scham. Er nennt Prinz Raiden auch oft... anders und es sind keine allzu schmeichelhaften Bezeichnungen. Ich glaube, ich sollte darüber besser nicht reden. Ihr wisst selbst wie empfindlich der Prinz sein kann.“ Jeder, der lange in Meister Raidens Nähe gelebt hatte, kannte dessen Charakterschwächen nur allzu gut.
    „Tatsächlich? Ich habe das zuerst nicht geglaubt, als Prinz Raiden mir das erzählte. Es war so abwegig, dass ich es für einen Vorwand hielt. Aber wenn der Drache tatsächlich so seltsam ist, dann muss ich auch nicht genauer darüber Bescheid wissen“, lenkte Meister Eriwen ein und wechselte dann das Thema: „Komm, ich übe mit dir draußen das Zielschießen. Schließlich gibt es hier nicht viel zu tun und dann kannst du dich wenigstens auf die Prüfung vorbereiten.“
    Das kam Eryn sehr gelegen. Zielen mit der Magie fällt mir immer noch schwer, auch wenn ich mich bereits erheblich verbessert habe.
    Sie zogen die üblichen Programme durch, als Meister Raiden wiederkam und sogleich die Nase rümpfte.
    „Was soll der Blödsinn?“, fragte er ungehalten und Meister Eriwen erklärte beschwichtigend.
    „Nur eine Übung für Eryn, mein Prinz.“
    „Eryn kann in Naganor genug üben. Seht Euch die Pferde an, die sind total nervös und wer weiß, wen Euer wildes Feuerwerk sonst noch aufgeschreckt hat. Dass mein Schüler nicht viel denkt ist mir klar, aber von Euch, Meister Eriwen, hätte ich überlegteres Handeln erwartet.“ Tatsächlich sprangen die Dämonenpferde wie toll in der Koppel umher und Dorian rollte böse mit den Augen und bleckte die Zähne.
    Der Feuermagier entgegnete eine Entschuldigung, aber der Prinz war gedanklich auch schon beim nächsten Thema: „Ich habe es doch tatsächlich zuwege gebracht, dass der Drache uns seine Helfer schickt, damit sie meine Dämonenpferde versorgen.“ Dass er Meister Eriwen eines geschenkt hatte, schien dem Prinzen hierbei nicht explizit erwähnenswert. „Womit Ihr, Meister Eriwen, wieder nach Naganor kommen könnt, um mich bei den Forschungen zu unterstützen. Unter uns gesagt, dieser Nimrodzauber ist verdammt schweres Zeug. Ich hatte gehofft, der Drache würde mir helfen, aber der denkt in seiner Überheblichkeit nicht im Mindesten daran.“
    Mit aufkommendem Ärger erinnerte sich Meister Raiden an die abfälligen Worte des Erhabenen.
    „Sei’s drum, wir werden auch ohne den Drachen zurechtkommen. Eryn, bring Meister Eriwen gleich zurück und komm mich dann abholen.“
     
    In Naganor schien Prinz Raiden dann bereits wieder vergessen zu haben, dass Eryn sich auf die Prüfung vorbereiten sollte. Mit anderen Worten teilte er den jungen Magierschüler ein, um ihm zur Hand zu gehen. Meister Raiden beschäftigte schließlich Wichtigeres als so eine banale Prüfung, aber Eryn dachte nach wie vor an nichts anderes.
    Zum violetten Kreis habe ich kaum Literatur gefunden. Wie soll ich da weiterkommen? Und Wassermagie. Hätte es nicht Meister Oderon sein können? Ich glaube nicht, dass der schlimmer ist als Meister Savyen. Mir hat die Reise auf seinem Schiff schon gereicht und ein kleiner Zweifel bleibt immer noch, was die Verwandtschaft betrifft. Ich meine, Irrtum ist nicht ausgeschlossen. Ich will mit dem alten Griesgram nicht verwandt sein und auch nicht mit dem derben Rotbart.
    ERYN!! !
    Der bekam fast einen Herzschlag, so hatte ihn die ungehaltene Telepathie aufgeschreckt.
    „Meister Raiden?“, fragte er mit großen Augen und ein vorwurfsvoller Blick traf ihn.
    „Du reagierst ja auf normale Sprache nicht mehr. Hör endlich auf, über diese blöde Prüfung nachzudenken und wende dich Wichtigerem zu. Ich warte schon seit geraumer Zeit auf die Ergebnisse der Tests, die du für mich machen solltest.“
    Ach ja, die Tests . „Entschuldigung, ich bin noch nicht so weit. Mache aber sofort weiter, Meister Raiden.“
    Die Prüfung ist sicherlich nicht so einfach wie Meister Raiden tut. Wie lange werde ich mich noch vorbereiten können. Der Termin...
    ERYN!! ! „So, es langt! Das Gezetere ist ja unerträglich.“ Und dann verspottete er Eryn: „Die Prüfung, die Prüfung, die große, bedrohliche Prüfung! Uuuuhhh... schlimmer als jedes Monster, das je über diese Erde gekrochen ist. Großer Krieger Eryn Eidbrecher zittert vor der Prüfung zur