Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
übermäßigen Sorge, Lord Boron. Gestern fand ich die Männer in geselliger Runde vor und da wollte ich heute selbst einmal prüfen, was die jungen Offiziere taugen. Ich habe ihnen ein paar kleinere Aufgaben gestellt und jeder, der vorzeitig die Übung abbrechen musste, wurde von mir unter einem Bann zurückgeschickt. Sie sollten bis zu meiner Rückkehr warten und über ihre klägliche Leistung noch einmal intensiv nachdenken. Dabei wollte ich verhindern, dass sie unnützes Zeug miteinander plaudern. Das versteht Ihr sicherlich.“ Lord Boron nickte. „So etwas in der Art habe ich mich auch schon gedacht.“
Prinz Raiden drehte sich nun zu den heimgekehrten Offizieren um:
„So, meine Herren, dann werden wir mal die Tagesleistung auswerten.“ Dabei hob der die Banne auf. Das lange Knien hatte die Durchblutung gestört und die Männer kamen nur sehr mühsam auf die Beine. In den Gesichtern zeigten sich die Entbehrungen. Bleiche Haut, Ringe unter den Augen und ein stumpfer Blick.
„Sie können sich denken, dass ich mit den abgelieferten Leistungen nicht zufrieden bin. Als Offizier haben Sie in jeder Hinsicht ein Vorbild zu sein. Davon konnte ich heute jedoch nicht viel erkennen. Ihre körperliche Verfassung genügt den Anforderungen bei Weitem nicht und darum werden Sie Gelegenheit erhalten intensiv daran zu arbeiten. Sir Ravenor wird Sie täglich zwei Stunden drillen, bis Sie Ihre körperliche Fitness zurückerhalten haben. Seinen Anweisungen werden Sie absolut Folge leisten. Ich hoffe, Sie sehen die Notwendigkeit dieser Maßnahme alle ein?“
„Jawohl, mein Prinz“, kam es zurück, nur Sir Askir wisperte mit allem was seine Stimme noch hergab: „Leck mich am Arsch.“ Aber es war so leise, dass es unter den anderen Worten nicht weiter auffiel.
Die Ansprache Ravenors zur ersten Übungseinheit war kurz und knapp: „Meine Herren, nehmen Sie es nicht persönlich, ich erfülle nur meine Pflicht.“ Und dann ging es auch schon los. Ravenor wusste, wie man Männer in Form bringt, verfügte er doch selbst über einen sehr austrainierten Körper. Seine Aufgabe erfüllte Sir Ravenor mit Eifer, aber ohne seine Position auszunutzen. Obwohl es ihm große Genugtuung bereitete, genau diese acht Mann nun unter seinem Kommando zu haben.
Eryn hingegen wünschte sich manchmal, er könnte einfach mit den anderen stumpfsinnig über die Felder laufen. Er saß nämlich nun stundenlang in seinem Zimmer und lernte ohne Unterlass. In den wenigen Stunden, die er schlief, suchten ihn wirre Albträume heim, in denen Meister Savyen und Meister Raiden für Furcht und Schrecken sorgten.
10. Die Prüfung zur vierten Stufe
In den letzten Tagen musste Eryn Meister Raiden mehrfach ins Nimrod bringen und dann wieder zurück. Kaum in der Hütte angekommen, sprang dann der Herr von Naganor durch das Tor und war über einen längeren Zeitraum verschwunden. Was er tat, sagte er weder Meister Eriwen, dem Hüter von Hütte und Pferden, noch Eryn.
Besagte Hütte war inzwischen zu einem ansehnlichen Gebäude geworden, denn auch Meister Eriwen hatte in seinem Nimrodexil die Zeit genutzt und gleich mehrere Räume angefügt.
Über Eryns Gesellschaft in den letzten Tagen freute sich der Feuermagier nun sehr.
„Was machen deine Studien, Eryn?“, fragte er interessiert.
„Es geht voran, aber ich fühle mich immer noch nicht fit für die Prüfung und Meister Raiden schweigt sich über den Termin bisher aus. Aber wie geht es Euch hier, Meister Eriwen?“
„Die Dämonenpferde sind erstaunliche Tiere und der Hengst ist ein ziemliches Biest, trotzdem wird die Zeit manchmal lang. Ich hatte gehofft, den Drachen zu Gesicht zu bekommen, aber die Anweisungen des Prinzen sind deutlich und hierher ist der Drache bisher nie gekommen.“
Allein in der Hütte zu verweilen, muss doch sehr langweilig sein . „War wenigstens Ruok hier?“, fragte Eryn weiter, aber Meister Eriwen verneinte. „Der Dämonenmensch, von dem der Prinz erzählt hat? Nein. Niemand. Nur ich und die Pferde. Fast dachte ich schon, dass man mich hier vergessen hätte, aber dann seid ihr ja vor ein paar Tagen wieder aufgetaucht. Ich wüsste zu gerne, was Meister Raiden hier tut.“
Ich auch. Aber Eryn hatte keinen blassen Schimmer. „Er hat mir nichts gesagt. Vielleicht geht er zum Drachen und redet mit ihm. Da möchte er nicht so gerne andere dabeihaben.“
„Warum eigentlich?“, wollte Eriwen verwundert wissen und Eryn erklärte: „Der Drache hat so komische
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