Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
noch eine unglücklich falsche Richtung einschlagen konnte. Ein Soldat eilte herbei und das Federvieh wurde vom Platz getragen, um seinen letzten Weg in die Küche anzutreten.
Die folgenden Aufgaben waren für Eryn keine großen Herausforderungen mehr. Er sollte es regnen lassen, was bei den vielen Wolken am Himmel keine Kunst war. Anschließend musste er die Feuchte so weit aus dem Boden ziehen, dass der Untergrund weder zu nass noch zu trocken war. Als letzte Prüfung musste er einen Becher mit klarem Wasser füllen. Mehr eine Geste denn eine wahre Herausforderung. Eryns Hand war sehr ruhig, als er den vollen Becher dann Meister Raiden reichte . Ich hab ein ganz gutes Gefühl und viel kann nun nicht mehr kommen.
Meister Raiden nahm einen tiefen Schluck des klaren Wassers. „Erfrischend. Wünscht Ihr auch einen Trunk, Meister Savyen? Ich möchte kein schlechter Gastgeber sein.“
„Zu freundlich, dass Ihr auch einmal fragt. Dennoch lehne ich dankend ab.“
Und schon haben sie mich vergessen. Was kommt jetzt? Eine neue Aufgabe aus dem blauen Kreis?
„So, das wäre alles. Von meiner Seite aus ist die Prüfung beendet. Zauber aus allen Kreisen wurden gezeigt und in der Gesamtheit gut gelöst. Wie ist Eure Einschätzung, Meister Savyen?“
Das war alles und Meister Raiden ist zufrieden, jubilierte Eryn schon, als er sah wie Meister Savyen missmutig die Mundwinkel nach unten zog . Oh je. Er lässt mich durchfallen. Wegen der Pflanze und dem Huhn...
„Meister Raiden, dass Euch zur Wassermagie nicht mehr einfällt, als ein bisschen Regen und das Ausdörren des Bodens, verwundert mich nicht. Und da Magierschüler Eryn Euer Schüler ist, würde es mich nicht verwundern, wenn ihm alle Aufgaben schon im Voraus bekannt gewesen wären.“
Es war gar nichts bekannt! Das ist eine böse Unterstellung, entrüstete sich Eryn gedanklich, aber Meister Savyen war noch nicht am Ende: „Darum würde ich dem Schüler auch gerne ein paar Aufgaben stellen, die ihm sicherlich nicht so leicht fallen werden.“ Eindringlich beobachtete Meister Savyen Meister Raidens Reaktion, aber der schien dagegen keinerlei Bedenken zu haben. „Nur zu. Prüft wie es Euch beliebt. Magierschüler Eryn wird dem gerecht werden, davon bin ich überzeugt.“
Schön, solch Vertrauen in meine Fähigkeiten hat er sonst selten. Aber mehr Zeit um darüber zu philosophieren blieb Eryn nicht, denn schon kam die erste Anweisung des Wassermagiers.
„Bau ein Boot.“
Eryn stöhnte innerlich. Mit den Booten habe ich es generell nicht so. Ist ein Floß ein Boot oder meint Meister Savyen eher so ein längliches mit Kiel? Egal, ich fertige erst einmal ein paar Bretter. Das kann nicht verkehrt sein. Ein Baum in der Nähe musste herhalten. Das verschaffte Eryn die dringend benötigte Zeit zum Überlegen, denn das Problem lag nicht an seinem magischen Können, sondern eher in seinem Unwissen über den Bauplan eines Bootes. Schön, da liegen meine Bretter und was jetzt? Ich schneide aus dem Holz so einen Kiel und biege dann die Bretter in Form. Geschäftig arbeitete Eryn vor sich hin, während die Menge ihm gespannt auf die Finger schaute. Doch das merkte Eryn in seiner Konzentration gar nicht. Die Hölzer mit Holzdübeln fest verbinden. Das hat Ravenor damals bei unserem Floß so gemacht . Und dann das Ganze außen mit Teer abgedichtet, damit kein Wasser eindringt. Na wo ist denn etwas Teer? Oh, das ist ja weit weg . Mit großer Anstrengung zog sich Eryn den Teer aus einem Fass im Dorf. Ist das nun Diebstahl oder Schwund? Es war einfach notwendig, würde ich sagen und der Besitzer merkt es vielleicht gar nicht.
Sehr zufrieden mit sich begutachtete Eryn sein ungefähr drei Meter langes Boot, während er noch zwei Ruder fertigte. Das gibt vielleicht Zusatzpunkte, wenn ich das Boot auch noch bewegungsfähig mache.
Schließlich verkündete Eryn. „Meister Savyen, ich bin fertig.“
Der sah mitleidig auf das Gebilde. „Wie soll eine Landratte auch wissen, wie ein richtiges Boot auszusehen hat? Mast, Segel, Pinne, Anker... schon mal was davon gehört? Aber es mag für den Zweck genügen. Steig hinein und dann erwehre dich allem, was da kommt.“
Mit einem flauen Gefühl im Magen stieg Eryn in seinen Kahn. Kampfzauber in Blau. Sowas wird’s jetzt wohl werden, mutmaßte er und ergriff seine Ruder, nur um sich an etwas festzuhalten. Aber zunächst kam erst einmal Wasser. Sehr viel Wasser, denn sein Urgroßvater zog förmlich die gesamten Wolken vom Himmel. Mit
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