Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

die Zitadelle. Eryn, komm mit!“
    Wie üblich sagte Eryn als Bestätigung: „Mein Prinz.“
    Doch auch daran fand der Herr von Draegnok wieder etwas auszusetzen: „Meister Raiden, Ihr solltet den Jungen mit seinem neuen Titel ansprechen. Schließlich ist es ein großer Schritt vom Magierschüler zum Meister. Und warum betitelt Euch der Schnösel eigentlich mit ‚Mein Prinz‘? Ich dachte, Ihr wärt sein Meister.“
    Meister Schnösel bitte und Meister Nurin, das zumindest habe ich mir heute verdient .
    Gemessenen Schrittes gingen sie nun ganz unmagisch wieder zurück in die Zitadelle und die Unterhaltung wurde auf diese Art und Weise fortgesetzt. Wobei sich Eryn tunlichst im Hintergrund hielt.
     
    Bei dem Ernennungsmahl saßen nur drei Teilnehmer am Tisch. Meister Savyen, Meister Raiden und Eryn. Da wird diese Feier so großartig – wenn auch nachträglich – angekündigt und besteht nun erstaunlicherweise nur aus uns dreien. Ich würde lieber mit Ravenor und den anderen feiern. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass dies hier besonders lustig wird. Andererseits ist für mich erst einmal das Wichtigste, dass ich die Prüfung geschafft und überlebt habe. Schlimmer kann’s auch nicht werden. Eryn warf einen verstohlenen Blick in die Runde. Dann bediente er sich an den Kleinigkeiten, die
    bereits auf dem Tisch bereitstanden. Auch Meister Savyen griff danach, nicht ohne wieder etwas auszusetzen zu haben: „Ein kärgliches Mahl...“
    „Meister Savyen, das sind lediglich die Vorspeisen. Da folgen noch weitere Gänge, wie es bei einem kultivierten Mahle üblich ist. Oder sind die Sitten in Draegnok anders? Manchmal gibt es da große Unterschiede zwischen den Ländern und mir sind nicht alle Gebräuche geläufig“, kam die Aufklärung, aber dann vermisste Meister Raiden doch etwas Entscheidendes. „Was tatsächlich fehlt, ist der Wein für den obligatorischen Umtrunk. Was für eine Sorte bevorzugt Ihr?“
    „Dieses wässrige Zeug wollt Ihr mir anbieten. Das sieht Euch ähnlich. Ich komme von der Küste, wo der eisige Wind pfeift und einem die Kälte in die Knochen kriecht. Da ist das Einzige, was einen wärmt, ein starker Grog.“ Dem alten Wassermagier schien bei dem Gedanken an einen Grog das Herz aufzugehen, wohingegen Meister Raiden dafür nicht allzu viel Verständnis aufbrachte. „Habt Ihr es schon einmal mit einem Wärmezauber versucht? Das hilft auch wenn es kalt ist. Aber da Ihr heute mein ehrenwerter Gast seid, werde ich Eurem Wunsch entsprechen, auch wenn mir persönlich ein guter Wein besser mundet.“
    Eryn kam sich erneut sehr fehl am Platze vor, aber da das Mahl zu seinen Ehren war, war eine Flucht leider nicht möglich. Wenigstens beharken sich die großen Meister gegenseitig und schenken mir keinerlei Beachtung.
    Leider änderte sich das, als der Grog kam. Die Becher wurden gefüllt und Meister Savyen forderte den frisch gebackenen Meister Eryn auf, den Trinkspruch zu sprechen.
    Was für ein Trinkspruch??? Aber noch bevor er ins Fettnäpfchen treten konnte , half ihm Meister Raiden in seiner Not. ‚Auf die ehrenwerten Meister‘ – so lautet der Spruch.
    Nun stand Eryn auf und räusperte sich: „Trinken wir auf die ehrenwerten Meister.“
    Die Becher wurden gehoben und Eryn trank einen Schluck des hochprozentigen Gebräus und wollte dann den fast vollen Becher wieder auf den Tisch stellen. Brrrr, was für ein ekliges Gebräu.
    „Weiß der Schnösel denn gar nichts? Als frisch gebackener Meister müsst Ihr den Becher komplett leeren. So ist es Sitte“, klärte ihn Meister Savyen auf und stellte dabei seinen leeren Becher auffordernd zurück auf die Tischplatte. Eigentlich wollte Eryn sich nicht so zuschütten, doch um höflich zu sein, tat er was sein Urgroßvater von ihm verlangte. „Jawohl, Meister Savyen.“
    Der aber wandte sich bereits wieder Meister Raiden zu: „Ihr habt dem Jungen ja gar nichts von den guten alten Sitten beigebracht?“
    „Ob diese Sitten so gut sind, wage ich zu bezweifeln. Ich halte die jungen Männer nicht zum maßlosen Trinken an, eher zum Gegenteil.“
    „Es ist nicht ‚maßloses Trinken‘, wenn man einmal einen großen Tag feiert. Es ist doch ein großer Tag für Euch, Meister Eryn?“
    „Jawohl, Meister Savyen.“ Um nicht in den verbalen Krieg zwischen Meister Savyen und Meister Raiden hineingezogen zu werden, hielt Eryn seine Antworten so knapp wie möglich. Was nicht so einfach war, denn abwechselnd forderten die beiden Meister seine Meinung,