Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

andersherum. Er wob den Bann und dann öffnete er den Käfig mit einem dosierten Feuerstrahl. Sobald der Weg frei war, stolzierte das Huhn direkt zu ihm herüber, bis er es neben seinem Bein anhalten ließ. Erwartungsvoll sah Eryn zu Meister Raiden, wie es nun weitergehen sollte.
    „Und jetzt bezaubere das Huhn, damit es sich voller Liebe dem Schwein zuwendet. Und vergiss nicht den Beherrschungsbann zu lösen.“
    Wäre auch zu einfach gewesen, das Huhn mit dem Bann aus dem Kreis Silber zum Schwein laufen zu lassen, stellte Eryn fest und dann wurde ihm heiß und kalt: Kreis Violett. Scheiße .
    Das war die erste Aufgabe, die ihn komplett blank erwischte. Er hatte keine Ahnung davon, wie das Sich-Verlieben zu bewerkstelligen war. Im Grunde genommen empfand er es als Betrug, wenn man in einer Beziehungssache den violetten Kreis benutzte. Lieber eine ehrliche Antwort – auch wenn es schmerzt, als diese Betrügerei. Die Einstellung half ihm aber jetzt nicht weiter. Da wartete das Huhn und in zehn Metern Entfernung stand das Schwein mit einem Strick um den Hals. Den hielt Ravenor fest in der Hand, damit das Schwein auch an Ort und Stelle blieb und nicht grunzend davonrannte.
    Alle warten. Also gut, Kreis Violett. Ich öffne ihn einfach und schicke die Magie auf das Huhn und das Schwein. Gesagt, getan. Immerhin ist es besser irgendetwas zu versuchen als gleich zuzugeben, dass man nichts weiß.
    Als die Magie gewirkt war, löste Eryn den Bewegungsbann und das Huhn lief tatsächlich in Richtung Schwein davon . Ja, es wird, freute er sich schon insgeheim. Das Schwein rieb sich gerade an Ravenors Bein, der bestrebt war, es mit einem Ruck an dem Seil davon abzubringen. Dann erreichte das Huhn die beiden. Nur wandte sich das Federvieh nicht dem Schwein zu, sondern gackerte lauthals. Flatterte dann auf Ravenors Schulter und rieb seinen Kopf drollig an dessen Wange. Der Anblick sorgte für lautes Gelächter, welches der Prinz mit einer gemeinen Bemerkung noch schürte: „Sir Ravenor, wieder einmal habt Ihr mit Eurem Charme die Damenwelt betört. So scheint es, dass Euch ein fettes Schwein und ein dummes Huhn hoffnungslos verfallen sind. Wen von beiden wollt Ihr nun ehelichen?“
    Die Röte schoss Ravenor ins Gesicht, während das Gelächter auf seine Kosten um ihn herum noch anschwoll. Der Bastardsohn des Prinzen versuchte erfolglos Schwein wie Huhn zu verscheuchen und selbst Meister Savyen musste lachen.
    „Bei der dreiköpfigen Seeschlange, das nenne ich einen gelungenen Spaß. Unzweifelhaft einer Eurer Abkömmlinge als Spiegelbild Eurer selbst.“
    Die Bemerkung veranlasste Meister Raiden ganz schnell dazu einzugreifen und die Magie aufzuheben.
    Dann forderte er von Eryn: „Und nun töte das Huhn und erwecke es als Zombie.“ Anschließend winkte er knapp in Richtung Ravenor. „Das Schwein brauchen wir nun nicht mehr.“
    Aufgrund eines unsanften Trittes von Sir Ravenor hatte das nämlich auch noch laut zu quieken begonnen. Der gab den Befehl und den Strick mit dem Schwein umgehend an einen der anwesenden Soldaten weiter.
    Unterdessen war Eryn damit beschäftigt seine Aufgabe zu meistern. Zuerst holte er das Huhn wieder zu sich. Je unbeschädigter die Leiche ist, umso leichter ist die Erweckung. Er nutzte ‚falsche‘ Heilmagie und das gebrochene Herz des armen Flatterviehs hörte auf zu schlagen. Dann erweckte Eryn den Vogel, wobei er seine sehr dünne Ader Schwarz mit seiner goldenen Ader immens verstärken musste und ihm Schweißtropfen auf die Stirn traten. Aber endlich schlurfte das Zombiehuhn eigenständig und ziellos über den Platz.
    „Passt auf, Meister Raiden, das Huhn wird sich nun einen neuen Liebhaber suchen, nachdem sein Herz zersprungen ist. Und was ist für ein Nekromantenhuhn anziehender, als jemand mit einer fetten, schwarzen Ader?“, dabei lachte der Wassermagier ausgiebig über seinen eigenen Witz.
    „Vielleicht ein faltiger, alter Mann voller Boshaftigkeit. Glaubt mir, das finden die Toten auch sehr anziehend“, blieb Meister Raiden nichts schuldig.
    „Ihr vergreift Euch im Wort, wie schon so oft, Meister Raiden. Abgesehen davon ist mein Alter reif und ehrwürdig, wohingegen Ihr fast noch grün hinter den Ohren seid. Aber das versteht Ihr erst, wenn Ihr die hundert überschritten habt.“
    Prinz Raiden entgegnete: „Ich habe lediglich eine allgemeine Erfahrung wiedergegeben. Auf wen Ihr das beziehen wollt, ist Eure Sache.“ Und dann erlöste er das Huhn von seinem untoten Dasein, bevor es doch