Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
als ob Eryn noch alleine bis dorthin laufen könnte. „Geh erst einmal schlafen. Wir reden morgen darüber.“
„Meister Prinz, empfehle mich.“ Und selbst unter dem Bann wankte Eryn noch ziemlich.
Meister Raiden sah ihm nach. Es scheint mir noch gar nicht so lange her, da er als Analphabet und verbohrter Esel zu mir kam und nun ist er ein Magier. Wer hätte das gedacht? Wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hat, dann brechen wir ins Nimrod auf. Er, der Unmagische und ich. Die Zeit rückt näher und wir müssen die anderen Orte erst ausfindig machen. Ob die alte Wasserratte etwas ahnt? Zumindest hat er heute versucht mich auszuspionieren. Als ob ich ihm das mit dem Ernennungsfest abgenommen hätte. Den Braten hab ich gleich gerochen und hab sein Spiel nur zum Schein mitgespielt. Nur den armen Eryn musste ich dabei opfern. Der ist in Sachen Trinken doch recht vernünftig, aber er hatte keine Wahl. Und sein Fischfreundvorfahre hat mehrfach versucht, seine Gedanken zu lesen. Aber ich habe immer aufgepasst.
Macht der alte Regenbeschwörer das in eigenem Interesse oder hat ihn Meister Elderon darum gebeten? Es wäre der Sache nicht dienlich, wenn sie wüssten, dass ich ins Nimrod gehen kann. Meister Elderon hatte immer komplett andere Ansichten als ich und wenn er erfährt, dass der Drache mir helfen kann... Egal wie er jetzt redet und wie leid es ihm angeblich tut, dass er den Bann auf mich gesprochen hat, ich bin mir sicher, er wird nicht freiwillig die Kontrolle aufgeben, die er über mich hat. Andererseits, wenn er etwas ahnen würde, dann würde er den Bann benutzen, um die Wahrheit zu erfahren.
In dieser Nacht war Meister Raiden nicht der Einzige, der vor sich hin grübelte .
Eryn ist nun Meister. Nach so kurzer Zeit schon erreicht er die vierte Stufe. Und meine jahrelange hingebungsvolle Arbeit wird einfach übersehen, vergessen, als selbstverständlich erachtet. Das ist nicht gerecht. Wo bleibt die Anerkennung meiner Leistung? Der Prinz denkt wahrscheinlich gar nicht daran. Bin ich nicht einer der wenigen überdurchschnittlich Begabten, die es jetzt noch gibt? Nun gut, nicht so begabt wie Eryn mit seinen zwölf Kreisen. Oh, Meister Eryn, heißt es ja jetzt. Und wie oft habe ich dem Jungen bisher geholfen. Er steigt über meine Schultern empor zur Größe. Nur ob diese Schultern ihn weiter tragen wollen...?
11. Die sechs Orte der Macht: Grau – Braun
Lagebesprechung im Arbeitszimmer des Prinzen. Eryn – oh, Entschuldigung – Meister Eryn brummte grauenvoll der Schädel und selbst alle seine kleinen Hilfszauber konnten nichts daran ändern. Ihm fehlte auch die Erinnerung an einen Teil des gestrigen Abends. Er wusste nur mehr, dass er immer wieder mit den ehrenwerten Meistern trinken musste und dass viel erzählt worden war und dann hörte sein Erinnerungsvermögen langsam auf. Es kann nichts Wichtiges gewesen sein, denn für Meister Raiden ist der Vortag bereits abgehakt und er beschäftigt sich nur noch mit seinen Zukunftsplänen.
„Wir werden erst einmal alle Orte der Macht aufsuchen und mit Toren versehen, dann können wir später an die Stellen zurückkehren, sobald sich die Magie dort sammelt. Jetzt ist eine lange Zeitspanne verstrichen, in der kein einziger Ort mehr gereift ist. Aber nun folgen bald gleich drei Orte unmittelbar hintereinander. Ich möchte endlich in dieser Angelegenheit weiterkommen. Wenn ich die lästigen Amtsgeschäfte hier losgeworden bin, brechen wir sofort auf.“
„Mein Prinz, wie soll ich mit meinem Ausbildungstrupp verfahren?“, wollte Ravenor wissen.
„Erklärt die Übung vorerst für beendet, aber lasst die Herren ruhig im Ungewissen darüber, ob diese Ausbildung nach Eurer Rückkehr nicht doch fortgesetzt wird. Es kann nicht schaden den Herren Offizieren eine aus Angst geborene Motivation zu geben, damit sie sich selbst mehr am Riemen reißen.“
„Jawohl, mein Prinz“, stimmte Sir Ravenor dem lautstark zu und knallte die Hacken zusammen. Dabei meinte Eryn, ihm müsse der Schädel zerspringen. Ravenor war schon zur Tür hinaus, als das Pochen in Eryns Kopf endlich nachgelassen hatte. Kläglich wies er darauf hin: „Meister Raiden, ich befürchte, dass ich heute nicht in der Lage bin, jemanden sicher durch den Tunnel zu bringen. Ich wollte diese Grogs gestern nicht alle trinken – wirklich nicht“, beteuerte er von ganzem Herzen und der Herr von Naganor war erstaunlich verständnisvoll: „Ich weiß das, Eryn. Dein hinterhältiger Ahnherr
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