Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
ausgesprochen langsam. Warum sehen die mich so erwartungsvoll an. Ich habe die Becher doch schon gefüllt. Ach so, sie warten auf... „Auf die ehrenwerten Meister.“
Und wieder wurde ein weiterer Trunk geleert und Eryns kleine Nüchternheitszauber zeigten kaum mehr Wirkung, wohingegen sich die ehrenwerten Meister immer noch lebhaft unterhielten. „Manchmal ist er ein bisschen ungeschickt und so gutgläubig naiv. Da muss ich mich für meinen Schüler entschuldigen, liegt wohl an seiner Abstammung. Gegen das Blut in den Adern kommt auch die beste Erziehung nicht an.“
„Ich weiß genau wie Ihr das wieder meint, doch an meinem Blut kann das nicht liegen“, hielt der Wassermagier sofort dagegen, dann aber fragte er ernsthaft: „Habt Ihr je in Erfahrung gebracht, wer der leibliche Vater des Jungen ist? Er kann nicht ganz unbegabt gewesen sein.“
Meister Raiden schüttelte den Kopf: „Da sind keine Spuren mehr, denen ich noch nachgehen könnte. Ich persönlich tippe ja auf Nurin.“ Das war ein Witz, über den der Herr von Draegnok laut lachen konnte.
Hingegen Eryn fand das Ganze ziemlich abgedroschen. Aber Meister Savyen fragte ihn prompt nach seiner Meinung zu dieser These.
„Nurin war ein Depp“, lallte er . Noch einen Becher und sie können mich hier hinaustragen .
„Und woher willst du das wissen? Hast du ihn etwa gekannt?“
„Hab ich nur so gehört.“ Ich bin bei der Garde. Ich darf nur das erlaubte Kontingent trinken. Darauf bestehe ich jetzt .
Zum Glück wechselte Meister Raiden nun zu einem ganz anderen Thema: „Ihr habt doch Meister Ador persönlich gekannt? Wie war der große Kriegstreiber denn eigentlich so?“
„Ein Fantast. Er war von seinen Ideen immer sehr überzeugt und er konnte diese Euphorie auch auf andere übertragen. Ich persönlich kam mit ihm ganz gut zurecht. Doch er hat sich stark in seine Forschungen vergraben und man bekam ihn selten zu Gesicht. Meister Ador pflegte mehr Umgang mit den grotesken Wesen als mit Menschen. Diese abartigen Kreaturen, die nun zum Glück fast alle im Nimrod verschwunden sind. So viele Jahre sind inzwischen vergangen, dass man die Vergangenheit fast vergessen hat. Wie es früher war, als Drachen, Hexen, Dämonen und andere Monster frei umherstreiften und die Menschen in Angst und Schrecken lebten. Die paar Seeschlangen und Wyvern, die es jetzt noch gibt, sind ein Witz gegen die damaligen Albträume. Das kann sich keiner mehr vorstellen. Im Grunde genommen können wir für die friedliche Zeit, die wir jetzt erleben, ausgesprochen dankbar sein.“ Diesmal trank Meister Savyen einen großen Schluck aus dem Becher, ohne dass er Eryn dazu aufforderte den Trinkspruch zu zitieren.
Kann ich mir inzwischen gut vorstellen, nach meinen Besuchen im Nimrod. Die Monster, denen wir in der kurzen Zeit begegnet sind, hätten dutzende von Unmagischen vernichten können.
Mit Bestimmtheit stellte der Herr von Draegnok den Becher auf den Tisch zurück: „Langsam wird es für mich Zeit zu gehen. Ich bin die langen Feiern nicht mehr gewohnt. Würdet Ihr die Güte haben, mich zum Torraum zu geleiten?“
„Gerne“, entgegnete Meister Raiden überaus ehrlich und die großen Magier standen auf und ließen den kleinen betrunkenen Magier vergessen am Tisch zurück. Der war sowieso gerade mit dem Kopf auf die Tischplatte gesunken. Ertrunken.
Ein paar Minuten später kam Meister Raiden zurück. „So, die Feier ist zu Ende.“
Eryn, der gerade eingeschlafen war, schreckte hoch und stand auf: „Auf die ehrenwerten Meister.“
„Du kannst den Zirkus jetzt sein lassen.“
Meister Raiden wirkt so nüchtern. Wie macht er das nur? Ich bin sturzbesoffen und er hat doch genauso viel getrunken. Ein großes unergründliches Rätsel.
Doch die Auflösung war denkbar einfach. „Alkohol in Wasser verwandelt. In dem Moment, da das Gebräu die Kehle hinunterrinnt. Ich bin genauso betrunken wie Meister Savyen... nämlich gar nicht. Der alte Fuchs wollte mich ausspionieren und dich dazu, aber sein Plan ist nicht aufgegangen. Meine Schilde haben alles abgeschirmt. Kein Manipulieren, kein Gedankenlesen.“
Eryn lächelte selig. „Das ist aber schön. Ich kann alles denken was ich will. Und als Meister werde ich jetzt ehrebitik behandelt, großwürdig und... nett?“ Mit großen, treuherzigen Augen sah Eryn seinen Meister in Erwartung einer Bestätigung an.
Aber der belegte ihn stattdessen mit einem Bann, der Eryn gleich auf sein Zimmer bringen würde. Denn es sah nicht so aus,
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