Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
neulich.“
„Ravenor, jetzt hör schon auf. Steh einfach über den Dingen. Reicht euch die Hände und schließt Frieden.“ „Bevor ich der die Hand reiche, hacke ich sie lieber ab. Sowas wird nie passieren.“
Eryn nickte nach außen hin zustimmend und behielt sein geheimes Wissen für sich. Hatte er doch ein ganz anderes Bild in seiner Erinnerung.
„Was für ein nobler Ritter unser Sir Ravenor doch ist. Ich muss mich beschimpfen und misshandeln lassen. Ist es das, was ihr mit Verbündeten macht, Meister Eryn? Fehlt bloß noch, dass er wie ein Tier über mich herfällt. Siehst du, wie er mich andauernd lüstern anstarrt.“
„Ha! Wer hat sich da an wen herangemacht. Schon vergessen? Du hättest dich ohne mit der Wimper zu zucken verkauft, nur um die Magieblocker loszuwerden. Nur leider habe ich dich gleich durchschaut. War ja nicht schwer, bei der schlechten schauspielerischen Leistung und dem falschen Lächeln.“
Ob ich meinen Zauber wiederholen sollte? Aber das könnte die Magie des Ortes entladen. Selbst die Sicherheitszauber habe ich äußerst vorsichtig gesetzt . „Aufhören! Alle beide. Fällt euch gar nicht auf, wie kindisch ihr euch verhaltet? Wenn ihr nicht miteinander könnt, dann tut mir wenigstens den Gefallen und redet halt nicht mit dem anderen. Sonst muss ich bald annehmen, dass euch das ewige Genörgle Spaß macht.“ Unter beleidigtem Murren kehrte Ruhe ein und sie aßen schweigend.
Was ist bloß los mit Ravenor? So habe ich den noch nie erlebt. Normalerweise rennt er doch hinter jedem Rock her, aber Essyia keift er bei jeder Gelegenheit an. Dabei ist die doch recht umgänglich, wenn man mit ihr normal redet und dabei noch hübsch anzusehen . „Ravenor, kannst du die erste Wache nehmen?“
„Kein Problem, ich weck dich nach vier Stunden.“ Hab sowieso keine Lust länger am Feuer zu bleiben. Er nahm sich sein Essen mit und ging bis zum äußersten Ende des Felsvorsprungs, wo er sich dann an die Kante setzte und die Füße darüberhängen ließ.
„Ah, wie befreiend“, konnte sich Essyia nicht verkneifen zu bemerken.
Eryn sah sie tadelnd an. „Du beschwerst dich darüber, wie wir dich behandeln und lässt keine Gelegenheit aus, Sir Ravenor vor den Kopf zu stoßen. Ein gefährliches Spiel in deiner Lage. Wären wir andere Männer, dann könnte dich dein Verhalten schnell das Leben kosten.“
Sie grinste ihn vielsagend an. „Seid ihr aber nicht. So gut ist meine Menschenkenntnis. Und außerdem ist er es, der andauernd auf mir herumhackt. Soll ich mir das etwa gefallen lassen?“ Der kleine Magier macht auf Moralapostel. Was geht ihn das überhaupt an?
Der kleine Magier ist nicht dumm, genauso wenig wie mein guter Kumpel Ravenor, also lass die Spielchen. Du liest meine Gedanken? Das ist schändlich.
Mag sein, aber auch sehr informativ.
„Hat dich dein Meister nicht gelehrt, wie unhöflich das ist?“
„Er hat dazu so seine eigenen Ansichten. Aber das tut nichts zur Sache. Können wir zu einer Übereinkunft kommen, die uns allen nützt? Ravenor ist unmagisch, das stimmt. Aber er hat ein großes Herz und ist ein hervorragender Kämpfer. Hör auf, ihn andauernd zu beleidigen und du wirst sehen, dass sich sein Verhalten dir gegenüber auch schnell ändern wird. Du bist gut und gerne dreimal so alt wie ich. Kommen mit dem Alter nicht Weisheit, Geduld, Verständnis und Nachsicht?“
Eigentlich nicht . „Ich denke über deine Worte nach, Eryn.“
Na wenigstens etwas .
Essyia legte sich bald hin zum Schlafen. Sie war müder als sie zugeben wollte. Ihrer Magie beraubt, war alles erheblich anstrengender als gewöhnlich. Kurz dachte sie darüber nach, ob sie fliehen sollte. Doch wer würde sie von den Magieblockern befreien? Nein, in diesem Land konnte man ohne Magie kaum einen Tag überleben. Also bin ich vorerst darauf angewiesen bei den beiden Männern zu bleiben. Und dann ist da noch das verlockende Versprechen, Mittelland verlassen zu können. Ganz traue ich dem Versprechen nicht, aber Eryn hat gesagt, es wäre einfach. So besteht vielleicht die Chance das Geheimnis selbst herauszufinden. Die Nacht über träumte sie viel wirres Zeug und als sie am Morgen erwachte, da erinnerte sie sich noch an den letzten Traumfetzen:
Der blonde Magier stand vor dem Ort der Macht und intonierte. Ständig wiederholte er denselben einfachen Zauber. Die Szene hatte aus einem nicht erklärlichen Grund etwas unglaublich Bedrohendes. Sie aber saß direkt neben diesem unmöglichen Unmagischen und
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