Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
mit dem Ort der Mach interessierten ihn wenig. Vielmehr sah er Essyia an, die wirklich hübsch aussah, wie sie da an dem Bachlauf stand, umgeben von schönen exotischen Blumen. Da bückte sich Ravenor und pflückte eine Blume mit einer herrlich orangefarbenen Blüte, die mit tiefstem Schwarz von der Mitte aus durchzogen war. „Eine schöne Blume für eine schöne Frau, kleine Fee.“ Und mit diesen Worten hielt er Essyia die Blume hin, doch die machte keine Anstalten, das Geschenk entgegenzunehmen.
„Das ist Stechkraut. Man bekommt Ausschlag davon, wenn es die bloße Haut berührt. Ein zu gütiges Geschenk, Sir Ravenor.“
„Oh.“ Umgehend warf Ravenor die Pflanze weg. Zum Glück habe ich noch die Handschuhe an.
„...Da habe ich versehentlich genau die richtige Pflanze für dich herausgesucht. Aber ich verstehe es, wenn du sie nicht annimmst. Manchmal stößt sich Gleiches ab.“
„Zu freundlich wieder einmal...“
„Ja, so bin ich eben. Galant, höflich und unwiderstehlich. Gib zu, du fühlst dich auch zu mir hingezogen.“ Verdammte Poxe, der Bann hat ihn doch getroffen, stellte Essyia erschrocken fest und war nun in einer absoluten Zwickmühle. Ravenor reagierte überhaupt nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte und wenn sie Eryn in dieser missglückten Angelegenheit um Hilfe bat, dann musste sie ihm erklären, was sie gerade getan hatte und warum der Ort der Magie nun entleert war. Das wird Eryn mit Sicherheit nicht besonders gefallen, geschweige denn ihn auf meine Seite ziehen. Sie warf einen Blick in Richtung Eryn.
Der stand immer noch entgeistert da und starrte auf die Quelle. Dabei dachte er darüber nach, was er nun als Nächstes tun sollte. Es hilft nichts, man kann nur in die Zukunft schauen. Dann entschied er: „Ich bezaubere hier einen Torstein und du hältst solange die Augen offen, Ravenor. Da könnten durchaus noch mehr Tageroths in der Nähe sein. Bei der Arbeit kann ich nebenher nicht scannen, aber ich ziehe einen Schutzzauber um diesen Bereich, der uns zusätzlich warnen wird. Für so einen Stein brauche ich etwa eine Stunde.“
„Das habe ich inzwischen auch schon mitbekommen. Was sind die Pläne für danach?“
„Wir gehen erst einmal zurück zur Basis.“
Dagegen hatte Ravenor nichts einzuwenden. „Gut, ich geh dort hinüber, um die Gegend besser einsehen zu können und ich nehme Essyia mit, damit die Hexe dich nicht stört.“
Das ging ja in letzter Zeit einigermaßen gut mit den beiden . „Tu das.“
Halt! „Ich möchte aber hier bei Meister Eryn bleiben“, protestierte Essyia, doch Ravenor ließ keinen Widerspruch gelten. „Scht, kleine Fee, du störst Eryn nur bei der Arbeit. Er mag es nicht, wenn Leute um ihn herumhüpfen während er sich konzentrieren muss. Also komm mit.“ Dann packte er sie an der Hand und zog sie bestimmt hinter sich her.
Scheiße, was habe ich mir da bloß eingebrockt. Sie warf einen hilfesuchenden Blick über die Schulter, aber Eryn beachtete sie gar nicht mehr, sondern hatte bereits begonnen den Stein vorzubereiten.
Zuerst beobachtete Ravenor tatsächlich recht angestrengt das Gelände und Essyia versuchte sich einen Plan auszudenken, wie sie die Magieblocker loswerden könnte. Doch ihr wollte nichts Vernünftiges einfallen und missmutig starrte sie vor sich hin.
„Du bekommst Falten mit der Zeit, wenn du so ein Gesicht machst“, riss Ravenor sie aus ihren Gedanken. „Ich bin über siebzig – wen kümmert’s?“
„Mich. Ich möchte nicht, dass du faltig wirst, kleine Fee.“
Sie schüttelte verärgert den Kopf. „Ich bin keine Fee. Wann geht das endlich mal in deinen dummen Schädel rein.“ Wenigstens tut er mir nichts, solange er unter dem Bann steht und ich brauche mich verbal nicht zurückzuhalten.
Aber auch das war ein Trugschluss. Der kräftige Mann kam drohend auf sie zu und packte sie im Genick. Erschrocken wollte Essyia ihn schlagen, doch seine zweite Hand drehte ihr den Arm auf den Rücken und zog sie zu sich her. „Nenn mich noch einmal ‚dumm‘, kleine Fee, und ich versohle dir den Hintern. Verstanden?“ Sie roch seinen Schweiß und spürte den heißen Atem auf ihrer Wange. „Du würdest eine wehrlose Frau schlagen?“
„Ich würde einer verzogenen Göre Manieren beibringen – das ist ein Unterschied.“
Barbar. Der Liebesbann bringt ihn dazu zu denken, ich wäre sein Besitz, mit dem er nach Gutdünken verfahren kann. Primitiver Barbar. Diese erschreckende Erkenntnis brachte sie dazu
Weitere Kostenlose Bücher