Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Drachen besonders viel weiß. Nur zu den großen Versammlungen kamen wir nach Elverin und Meister Ador sprach oft über – nennen wir es mal Politik – und sehr selten über seine Forschungen. Ich hatte immer den Eindruck, dass er sein Wissen geheim halten wollte und zu neidisch war, um es mit anderen zu teilen. Meister Savyen nannte ihn immer den ‚großen Geheimniskrämer‘. Er sammelte Wissen wie andere Gold und seine Bibliothek in Elverin war legendär. Wie hilfreich wäre es jetzt, diese Bibliotheken in Elverin durchforschen zu können. Das würde uns sicherlich sehr aufschlussreiches Wissen bieten. Aber Elverin ist zerstört und seine Überreste, wenn es sie denn noch gibt, liegen im Nimrod.“
Ja das wäre es, ein paar Bücher unter dem Haufen Schutt zu finden, die einen zu dem Schlüssel führen... Verstohlen sah Meister Raiden zu Meister Elderon hinüber, ob der gerade die verräterischen Gedanken bemerkt hatte, doch der verlor sich in der Vergangenheit und erzählte weiter: „Und der Große Graue. Nur wenige Male kreuzten sich unsere Wege. Er ist unglaublich mächtig und gegen sein Wissen sind unsere Erkenntnisse nur schwache Schatten. Für ihn waren wir nur kleine, unwissende Magier. Ich empfand ihn immer als sehr herablassend und hatte oft das Gefühl, er macht sich über uns und unsere Probleme lustig. Aber vielleicht ist das auch nur die Art der Drachen. Einmal hat er mir bei einem Problem geholfen und ich war beeindruckt von seiner Genialität. Keiner von uns kann ihm auch nur das Wasser reichen, oder könntest du dir vorstellen etwas so Gewaltiges wie den Nimrodzauber zu wirken?“
Meister Raiden sah bereits wieder auf ihre Aufzeichnungen, damit ihm nicht der Fehler von vorhin erneut unterlief. Beiläufig sagte er noch: „Nein, Meister Elderon. Der Drache muss wirklich genial gewesen sein, so etwas zu erschaffen.“
So vergingen die Tage. Die Sterne zeigten sich bereits am Himmel, als Meister Raiden Aleroth verließ. Jedoch Meister Elderon brütete weiter über den unlösbaren Problemen ihrer Forschung.
Raiden hat uns ein Stück weitergebracht mit seinen Überlegungen, aber der große Durchbruch ist noch nicht gekommen. Hier die Konjunktion und dort die Überschneidungen... Meister Elderon legte die Aufzeichnungen nebeneinander, als Meister Talasin einen Gast telepathisch ankündigte. Eigentlich erwartete der Weiße Magier zu so später Stunde niemanden mehr und so forderte er Meister Talasin leicht verwundert auf, ihm zu berichten.
„Ehrenwerter Meister, da ist jemand, der Euch sprechen möchte. Er wartet schon seit Stunden. Er kommt aus Naganor und hat ein persönliches Anliegen.“
Meister Elderon horchte auf. „Das klingt ungewöhnlich. Schick ihn herein.“
Kurz darauf trat der geheimnisvolle Gast ein. Und im Schutze seiner Zauber scannte Meister Elderon den Neuankömmling. Als er abgesichert hatte, dass der andere nichts Magisches im Schilde führte, fragte er: „Nun, was ist der Grund Eures Besuches?“
Der Fremde wirkte verlegen: „Meister Elderon, ich komme mit einem persönlichen Anliegen zu Euch. Ich bin einer von Meister Raidens Meistern von der Schwarzen Garde und... ich würde gerne nach Aleroth wechseln.“ Es schien dem unerwarteten Gast nicht leicht gefallen zu sein, die rechten Worte zu finden.
„Ich nehme mal an, so wie Ihr zu mir kommt, dass Meister Raiden von Eurem Vorhaben bisher noch nichts weiß?“
„Ich hielt es für klüger, zuerst mit Euch zu sprechen und die Möglichkeiten auszuloten.“
Er hat Angst zwischen zwei Stühlen zu sitzen. „Und was macht Euch so unzufrieden in Naganor?“ Unbehaglich rückte der andere mit der Sprache heraus: „Ich fühle mich übergangen. Dieser junge Magier Eryn wird über alle Maßen bevorzugt und meine Leistung gänzlich übersehen.“
Neid und Missgunst, keine hehren Beweggründe.
„...Außerdem empfinde ich schon seit langer Zeit, dass ich nicht nach Naganor gehöre. Es ist einfach der falsche Turm... und der falsche Meister.“
„Ich nehme mal an, der gute Meister Raiden wäre auch sehr ungehalten, wenn er von Euren Ambitionen wüsste“, mutmaßte Meister Elderon.
„Es könnte mich das Leben kosten. Für ihn wäre es Verrat, zumal er so seine Probleme mit Euch hat.“
Nun horchte der Herr von Aleroth auf: Ich dachte, das würde sich langsam legen, aber Raiden ist andererseits auch nicht zu unterschätzen. Vielleicht verstellt er sich nur gut. Dieser Mann hier kann mir nützlich sein. Und das vorerst
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