Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
ihm das nur den letzten Grund mich an den Drachen zu verraten. Ich muss selbst eine Lösung finden. Ich muss meine Eier in Sicherheit bringen und ich brauche Futter für die Maden, sonst sterben meine Kinder.
Bei dem Gedanken an kleine Eishexen wurde ihr ganz warm ums Herz und sie sah sie vor sich. Mädchen mit rabenschwarzem Haar und Ravenors blauen Augen.
Denk nach Essyia. Und dann hatte sie einen Plan. Er war nicht perfekt, doch es war etwas, woran sie sich klammern konnte. Zunächst ging sie hinunter zum Bach. Dort war der Boden weich und an einer versteckten Stelle begann sie zu graben, bis sie ein Loch ausgehoben hatte, das groß genug für ihr Vorhaben war. Das dauerte seine Zeit und Schweiß rann ihren Rücken hinunter und an ihren Händen bildeten sich Blasen von der schweren Arbeit. Dann wartete sie.
Ravenor kam selten vor Einbruch der Nacht nach Hause. Er übernahm öfters noch zusätzliche Dienste um ihre Kasse aufzubessern. Aber sie wartete nicht auf Ravenor. Die Mühle ist nicht weit und manchmal kommt ein Bauernbursche und bringt Korn zum Mahlen. Oder der Sohn vom Müller liefert Mehlsäcke aus. Die Straße ist ein Stück weit entfernt, aber wenn ich mich bemerkbar mache, dann kommt vielleicht jemand zu mir herüber. Sie hatte eine Axt bereitgelegt. Damit wollte sie es tun. Wieder überkam sie eine Welle der Übelkeit. Es wird nicht mehr lange dauern, mir läuft die Zeit davon. Und dann hatte sie Glück. Ein Wagen rumpelte die Straße entlang und nur eine Person saß auf dem Kutschbock. Das ist ideal.
„Hallo, ich brauche Hilfe. Könnt Ihr kurz herkommen?“ Ja! Er hält an.
Ein junger Bursche mit schwammigem Gesicht sah zu ihr herüber: „Was ist los?“, rief er.
„Ich brauche Hilfe, alleine schaffe ich das nicht. Ich wollte einen Baum fällen, aber bin zu schwach dafür und mein Mann kommt erst heim, wenn es schon stockdunkel ist. Habt Ihr vielleicht ein bisschen Zeit? Für Euch ist das sicherlich keine große Sache, so kräftig wie Ihr gebaut seid.“ Ihre Stimme klang allerliebst und der junge Mann stieg tatsächlich ab und überquerte die Wiese bis er auf der anderen Seite des Baches stand.
„Hmm?“, überlegte er schwerfällig: „Eigentlich bin ich in Eile. Hab vorhin die Zeit übersehen und nun wartet der Müller sicherlich schon auf mich. Welcher Baum ist es denn?“
Essyia klimperte mit den Augen und zeigte auf ein mittleres Exemplar. Wenn der zu anstrengende Arbeit wittert, ist er wieder weg, der faule Knecht. „Du bist ein stattlicher Mann und so stark gebaut. Es wird dich sicherlich nicht lange aufhalten... und mein Mann kommt erst spät heim“, wiederholte sie noch einmal, wobei sie zum vertraulichen Du wechselte.
Er grinste einfältig. Was für ein dümmlicher Hampel, aber seinen Zweck wird er erfüllen.
„Der Baum ist ganz schön groß und ich bin spät dran.“
Ich hätte auf den dünnsten zeigen sollen. Der Trottel ist faul. Dann muss ich ihn halt anders locken. Sie räkelte sich ganz zufällig: „Eigentlich ist es nicht nur wegen des Baumes. Mein Mann ist so selten daheim und ich bin eine vernachlässigte Frau.“ Der Bursche sah sie verständnislos an.
Bei den Göttern, ist der schwerfällig. „Du bist so stattlich gebaut und da dachte ich... du könntest mir vielleicht auch anderweitig helfen... nachdem der Baum erst einmal gefällt ist. Du weißt doch was man so macht, oder bist du noch grün hinter den Ohren?“ Sie leckte sich über die Lippen und dem Bauernburschen schoss die Röte ins Gesicht. „Ähm.“
Na endlich kapiert er es. Nun nicht mehr vom Haken lassen. Es klappt, es klappt . „Ich werde dich verwöhnen und schlimme Dinge mit dir machen“, versprach sie mit verführerischer Stimme.
Nun grinste er noch dümmlicher als zuvor: „Ähm, ich weiß nicht so recht, der Müller wartet.“
Er will, aber ist sich noch unschlüssig. Vielleicht ist es ohnehin besser, wenn niemand mehr auf ihn wartet. „Wenn es nicht ewig dauert, dann kannst du ja auf dem Rückweg vorbeikommen. Ich bin dann immer noch hier. Aber lass mich nicht zu lange warten.“ Man konnte förmlich sehen wie er nachdachte. Na los Hasenfuß, gib dir einen Ruck. Sie spitzte kokett den Mund, sodass ihre Lippen aufreizend voll aussahen.
„Du wartest wirklich?“, brachte er nun hervor.
„Ja, so heiß wie ich bin, halte ich das kaum aus. Aber du musst dich beeilen.“
„Der Müller wird sicherlich ’ne Stunde brauchen“, begann er schon wieder einen Rückzieher zu
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