Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
ein weiterer Zauber für Erinnerungen wurde gewoben. Das Gelege einer Eishexe bestand aus mehreren Eiern, die kaum größer als Hühnereier waren. Diese wurden mit der Leiche des Mannes verscharrt und schon bald schlüpften Maden aus den Eiern, die sich von dem verwesenden Fleisch nährten. Zunächst wuchs die Made, bis sie eine bestimmte Größe erreicht hatte, dann verpuppte sie sich und ruhte in der Erde. Die Verwandlung dauerte ungefähr fünf Jahre, doch schließlich schlüpften die Eishexen als kleine Mädchen, die genauso aussahen wie Menschenkinder im Alter von acht Jahren und auch ihr Verhalten entsprach diesem Alter. Das Wissen aber, welches sie durch die Zauber während ihrer Zeugung in sich trugen, war weitaus größer. Wissen über Magie und die Rituale, die vollzogen werden mussten, damit das Überleben der Art gesichert war.
Dieses grausige Wissen wurde von den Eishexen geheim gehalten und doch drangen Gerüchte nach außen. Man munkelte, die Eishexen würden Männer töten, sobald sie mit ihnen geschlafen hätten.
Und dann hatte man begonnen die Eishexen gnadenlos zu verfolgen und umzubringen.
Es gab immer nur weibliche Eishexen. Nie schlüpfte ein männliches Wesen. Früher lebten die Eishexen in kleinen Gruppen zusammen und nahmen die jungen Mädchen nach dem Schlüpfen in ihren Kreis auf. Später aber, als man die Hexen erbarmungslos jagte, wurden sie auf nur mehr wenige dezimiert und zu ihrer Sicherheit lebten sie vorwiegend alleine, bis ihre Art nahezu in Vergessenheit geraten war.
Kleine Eishexen konnten auch ohne die Fürsorge ihrer Mutter überleben. So war es Essyia mit ihren zwei Schwestern ergangen und erst später waren sie zu einem Magier gekommen, der sie weiter ausbildete. Mit Beginn des Großen Krieges hatten sich ihre Wege getrennt und als das Mittelland durch den Zauber des Drachen abgeschnitten worden war, hatte sich sowieso alles verändert.
Essyia hatte bisher nur ein einziges Mal Eier gelegt und sie erinnerte sich an das unbändige Verlangen mit einem Mann zu schlafen. Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt und ein Dämonenmensch war ihr unglücklicherweise über den Weg gelaufen. Sie hatte ihn nicht erwählt, weil sie Gefühle für ihn hatte, sondern weil es der richtige Zeitpunkt gewesen war. Die schwarze Magie übernahm dabei die Kontrolle über ihren Geist und leitete sie dabei. Er hat nicht gelitten. Zumindest redete sie sich das ein. Aber nun ist das etwas anderes. Ich habe weder gemerkt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, noch ist Ravenor dabei gestorben. Der Gedanke alleine erschreckte sie. Ich will nicht, dass Ravenor stirbt. Aber für die Brut brauche ich eine Leiche. Denn wenn die Saat gesät ist, dann reifen die Eier schnell und mir bleibt nicht viel Zeit. Können die Rituale nicht vollzogen werden, dann sterben meine Nachkommen. So ist es überliefert. Es ist ohnehin schon ein Wunder, dass Ravenor nicht von der Magie getötet wurde und mich trotzdem geschwängert hat. Dieser Unmagische ist etwas Besonderes und ich möchte ihn nicht verlieren. Abgesehen davon würde ich dann selbst durch den Blutbann sterben. Aber wenn die Eier kommen, dann bleibt nur eine Stunde bis die Magie um sie herum verlischt, dann gehen sie ein... meine Kinder. Essyia erinnerte sich an den weichen blauen Glanz, den ihre Eier ausgestrahlt hatten, bevor sie sie in die Erde gebettet hatte. Die Eishexe wollte sich nicht damit abfinden, dass ihre Brut starb. Und selbst wenn sie ihre Kinder nie kennenlernen würde, drängte sie die Natur dazu, die Art um jeden Preis erhalten zu wollen.
Und wenn ich einen anderen finde... Es wird davor gewarnt, dass das Wissen dann nicht so gut übertragen werden kann. Aber es hat sowieso schon nicht so funktioniert, wie es eigentlich passieren sollte. Zum Glück.
Eine andere Leiche... Es ist in der Vergangenheit schon gemacht worden – wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Dennoch würden meine Kinder und Ravenor leben. Nur wie finde ich hier jemanden? Und die benötigte Magie. Ich kann sie nicht wirken, so verstümmelt wie ich bin. Scheiße, warum musste das gerade jetzt passieren. Ich könnte Meister Raiden um Hilfe bitten. Sie war in Gedanken hin- und hergerissen.
Als ob der Verständnis für Praktiken dieser Art hätte. Obwohl als Schwarzer Magier hat er sicherlich auch schon die eine oder andere Leiche auf dem Tisch gehabt. Essyia entschied sich dann doch dagegen. Nein, der Prinz ist nicht mein Freund. Besser, ich halte es geheim, sonst liefert
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