Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
machen.
„Das macht nichts, solange du nur wiederkommst. Dort hinten ist ein schönes Fleckchen mit Gras, so weich wie Daunenfedern... und kein Wort zu niemandem. Das ist unser Geheimnis.“ Der ist so dumm, dass er noch dem Nächstbesten davon erzählt.
„Ist unser Geheimnis. Versprochen“, wiederholte er trottelig grinsend.
„Versprochen. Ich warte und nun beeil dich.“ Sie flötete in den süßesten Tönen und der junge Bursche rannte förmlich los. Ich hoffe er überlegt es sich nicht wieder anders.
Als sie alleine zurückblieb, dachte sie über die zahlreichen Haken ihres Planes nach. Zu leicht kann man die Spuren verfolgen. Allein der Karren ist ein Problem. Aber wenn ich das Pferd scheu mache, dann läuft es mit dem Gefährt davon. Sie probierte, ob sie mit Steinen bis zur Straße werfen konnte. Zunächst zufrieden mit dem Ergebnis setzte sie sich wieder in den Schatten der Bäume. Doch dann kamen ihr erneut Zweifel. Die Spuren können später immer noch zu leicht gefunden werden. Und wenn ich ihn bis morgen vertröste? Das ist vielleicht besser. Wenn er heimlich zu mir kommt, wird keiner wissen, wohin er gegangen ist. Kein Karren, keine Spur. Dann wird es selbst für einen Magier schwer werden, ihn zu finden und es dauert auch bis seine Abwesenheit entdeckt wird. Ja, das ist um einiges besser, entschied sie.
Der Bursche kam später als angekündigt zurück und das gab ihr auch einen guten Grund, ihn zu vertrösten. Sie schenkte ihm einen flüchtigen Kuss und meinte, ihr Mann käme nun bald zurück und es wäre viel sicherer, wenn sie sich am nächsten Tag treffen würden. Gleich am Morgen. Das wäre ideal. Und er dürfe kein Sterbenswörtchen zu niemandem sagen. Ungesehen sollte er sich davonstehlen und zu ihr kommen. Sie sah ihm nach, als der Karren in der Ferne verschwand. Ob der Tölpel das hinbekommt?
Während der Nacht kamen die Wellen der Übelkeit häufiger und Ravenor fragte schon besorgt, ob ihr etwas fehle. Sie wimmelte ihn ab und behauptete nur sich den Magen verdorben zu haben. Kein Grund zur Besorgnis. Am nächsten Morgen war sie richtig froh, als er endlich das Haus verließ. Sie konnte die aufwallenden Schübe kaum mehr verbergen. Heute wird es geschehen. Ich spüre es deutlich.
Sie eilte hinunter zum Fluss um auf den jungen Burschen zu warten . Wahrscheinlich schläft der faule Einfaltspinsel noch... Plötzlich wurde sie von heftigen Schmerzen geschüttelt. Nein. Es ist zu früh. Das Bett für meine Eier ist noch nicht fertig. Arg.
Die Schmerzen wurden stärker und sie kniete heftig atmend auf dem Boden. Dann legte sie sich auf den Rücken und zog mit fahrig-zittriger Bewegung das Kleid hoch. Sie presste. Und dann kamen die Eier. Heftig keuchte sie und als der Schmerz nachließ, da rollte sie sich zur Seite und sah nach ihrem Gelege. Eines der Eier war kaputtgegangen, doch das andere strahlte den wunderbaren bläulichen Glanz aus und sie nahm es vorsichtig in die Hände. Ich muss es beschützen. Mein Kind. Der Tölpel, er muss kommen. Die Zeit läuft mir davon. Es wird sonst sterben. Meine und Ravenors kleine Eishexe. So gerne würde ich ihm das sagen, aber er wird es nicht verstehen, dass man Tod für Leben geben muss. Er ist zu gut und ehrenhaft. Wenn er es erfährt, wir er mich verachten. Ich tue es alleine. Ich muss es alleine tun.
Sie spähte über den Fluss, den sie nicht überschreiten konnte und da sah sie ihn endlich kommen. Er lief den Weg entlang und bog gerade auf die Wiese ab. Endlich. Es ist noch nicht zu spät. Genau richtig. Schnell ging sie mit dem Ei zu der ausgehobenen Grube und legte es vorsichtig hinein. Dort ist es am sichersten. Eine Stunde wird es noch leben, dann muss es getan sein.
Einen Moment fühlte sie sich beobachtet und sah sich verstohlen um. Aber niemand war in der Nähe. Bin ich eine kaltherzige Mörderin? Noch nicht. Und es ist nicht das erste Leben, das ich nehme. Tod für Leben. Manchmal ist die Wahl hart. Aber der Tölpel ist so dumm, dass es mir leichter fällt. Die Welt wird ihn nicht vermissen. Und meine Brut wird sein Fleisch essen und wachsen. Sie zeigte sich und winkte ihm zu. Sein dümmliches Grinsen ist abstoßend. Essyia, verrate dich nicht. Lächeln und locke ihn herüber. Die Axt lag bereit und die geschärfte Schneide glitzerte hungrig in der Sonne.
Schon erreichte er den Fluss und machte sich daran einen Weg hinüber zu suchen. Von einem Stein stieg er zum nächsten und der nächste Schritt würde ihn ans Ufer bringen,
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