Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
herausbringen.“
„Bist du sicher?“, fragte Ravenor nun wieder zaudernd.
Bei den Göttern, es reicht! „ Natürlich bin ich sicher ! Siebzig Jahre Zauberei geben einem schon so etwas wie Sicherheit und was du da beschreibst ist eindeutig. Er wird nicht aufwachen, wenn du ihm nicht einen Stoß versetzt.“
Am liebsten wollte sich Ravenor in diese Sache gar nicht einmischen. Der Alte reißt mir den Kopf ab. „Warum ich?“
Sie sah ihn mit großen Augen an und klimperte mit den Liedern. „Weil ich magisch bin und der Bann auf mich übergehen kann. Aber das Handicap hast du ja nicht. Also gib ihm jetzt endlich einen Stoß und wenn wir Glück haben, dann langt das um ihn aufzuwecken.“
Damals mit Dobrix’ Schwert ist es Harkon so ergangen, erinnerte sich Ravenor. Ich jedoch konnte das Schwert ohne Probleme anfassen. Doch diese Zauberdinge sind heikel und man weiß nie wie es wirklich ausgeht...
Essyia versuchte ihn inzwischen vorwärts zu schieben. „Beeil dich. Es wird nicht besser, wenn Eryn dem lange ausgesetzt ist.“
Endlich bewegte sich Ravenor und versetzte Eryn einen schnellen Stoß an die Schulter. Dadurch kam Eryn zu Fall und wie ein Blitz schoss die Magie mit einem Leuchten davon. Es gab eine Art Explosion und sie fanden sich alle drei auf dem Boden wieder. Etwas benommen und mit einem Klingeln in den Ohren, aber ansonsten unverletzt.
Und das war Eryn passiert, als er etwa eine Stunde zuvor zum Steinaltar gegangen war: Die Adern wölbten sich bereits weit nach oben und Eryn beschloss zu warten. Es kann jeden Moment passieren, dachte er und öffnete seinen Geist.
Auf der anderen Seite wartete Ador ungeduldig . Nicht mehr lange. Nicht mehr lange und wir werden endlich reden. Und der gute Eryn wird verstehen, was er tun muss. Ich umgarne ihn, säusele ihm ins Ohr. Er wird seiner Bestimmung folgen und ich werde frei sein...
Eryn erreichte einen meditativen Zustand. Und da geschah es. Plötzlich wurde er in die graue Welt der Visionen gerissen.
Er befand sich immer noch an demselben Ort, jedoch zurückversetzt in eine längst vergangene Zeit. Am Ort der Macht stand nun kein Altar aus Stein, dafür aber wuchs ein riesiger Baum mit einer mächtigen Krone in den Himmel. Alles präsentierte sich grau in grau. Und Eryn stand nur als Betrachter an der Seite und sah zu, was sich an besagtem Ort abspielte. In einiger Entfernung tauchte eine Prozession auf und kam immer näher. Die Männer trugen altertümliche, einfache Rüstungen und sie führten einen Gefangenen in ihrer Mitte mit sich. Zuerst dachte Eryn, der Mann trüge eine Fellkappe mit Hörnern, doch als sie näher kamen erkannte er, dass die Hörner aus dem Kopf des Mannes wuchsen. Noch nie zuvor hatte er ein solches Wesen gesehen. Auch nicht in Oros’ Werk über die magischen Geschöpfe . Seine Wächter hatten verhüllte Gesichter und gaben einen monotonen Singsang von sich. Als sie dann die Stelle unter dem Baum erreichten, zwangen sie den Gehörnten niederzuknien. Sein Gesicht zeigte keine Furcht. Nur Traurigkeit. Die Männer bildeten nun einen Kreis um ihn und einer trat mit einem Messer hinter den Knienden. Eryn sah das Flackern von Magie auf der Klinge und auch um den Gehörnten lag ein weicher Schimmer, der irgendwie blockiert schien.
„Ihr tötet das Land – Verruchte“, sagte der Gehörnte mit einer dunklen Stimme voller Traurigkeit. Es war das Letzte was er tat, denn der Mann hinter ihm setzte das Messer an und schnitt ihm die Kehle durch. Und als das Wesen starb, da floss ein Bach voll strahlend heller Magie in den Boden. Wo sonst Blut hervorgetreten wäre, da floss nur Magie. Vorwiegend goldene und silberne. Fasziniert starrte Eryn auf den funkelnden Fluss. Er hatte noch nie etwas so Schönes gesehen. Und der Fluss wollte nicht mehr versiegen. Unendlich ergoss er sich. Die Männer gingen und die Leiche des Gehörnten blieb einsam zurück. Doch das interessierte Eryn nicht. Er hatte alleine Augen für den Fluss der Magie und er konnte den Blick nicht mehr abwenden.
Ador merkte, wie die Quelle zu sprudeln begann.
Hallo Eryn. Kannst du mich hören?
Nichts.
Aber er ist doch hier. Steht und wartet.
Die Magie gab Ador ein klein wenig Kraft und er scannte Eryn genauer und las seine Gedanken. Und was er da sah, konnte er schon bald nicht mehr glauben.
Wie verdammt groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Magier genau hier und jetzt eine beschissene Vision der Vergangenheit hat?! Lastet ein Fluch auf mir oder was?
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