Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
herum.“
Eigentlich sollte dies ein dezenter Hinweis sein, doch Ravenor entgegnete: „Dann räum es halt auf, wenn es dich stört, kleine Fee.“ Es brauchte einen Moment, bis Essyia das geistig sortiert hatte. Pha, sie wollen mir nicht helfen, die faulen Ratten. „Ich dachte, jeder kümmert sich um seins...“, meinte sie ärgerlich, doch Ravenor grinste sie breit an. Mit seinem Ich-liebe-dich-über-alles-Grinsen erklärte er es ihr:
„Eryn kümmert sich um die Magie, ich mich darum, dass keine wilden Tiere auftauchen und du kümmerst dich um das bisschen Geschirr und die anderen Arbeiten im Haus. So wie immer. Und sei froh. Das hier ist ja nur ein kleines Lager. Da gibt es nicht viel zu tun.“
Essyias Mund klappte auf und wieder zu. Schließlich ging sie schmollend an die Arbeit. In der Beziehung ist Ravenor echt faul. Na warte, das werde ich dir später austreiben du... du blöder Unmagischer. Die zwei kümmern sich gerade um gar nichts. Sie unterhalten sich nur, während ich die Drecksarbeit mache.
Die Nacht über hielten sie abwechselnd Wache und gegen Morgen hatte Essyia ihren Groll wieder vergessen und setzte sich zu Ravenor. Zusammen sahen sie sich den Sonnenaufgang an und Ravenor hatte seinen Arm um sie gelegt. Eine Zeit lang saßen sie nur schweigend beieinander und genossen den Moment, dann begann Essyia vor sich hin zu träumen. „Wir könnten hier im Mittelland bleiben und uns ein Schloss bauen.“
„Ja, das wäre schön. Ein eigenes Schloss und Land. Aber solche Träume liegen in weiter Ferne. Im Augenblick haben wir nur Schulden und eine kleine Holzhütte.“
Bei dieser kleinlichen Ansicht Ravenors musste Essyia lachen. „Denk nicht immer so unmagisch. Wir können alles haben, wenn ich diese elenden Fesseln los bin. Ich habe euch geholfen. Ich habe Meister Raiden geholfen. Ist es da nicht an der Zeit, dass ich endlich wie eine Verbündete und nicht wie eine Gefangene behandelt werde?“
„Das liegt nicht in meiner Macht. Das weißt du. Ich behandele dich immer wie eine Königin.“ Und er küsste sie zärtlich auf den Mund.
Es sei denn, es geht um die niederen Arbeiten des Aufräumens, mein König. „In Naganor kann ich nicht bleiben. Die Leute stellen jetzt schon Fragen und irgendwann werden sie herausfinden, dass es Geheimnisse um mich gibt. Geheimnisse, die der Herr von Naganor gerne für sich behalten möchte. Und wenn das passiert, dann werde ich zum Risiko und was dann...?“
Vehement behauptete Ravenor: „Er wird dir nichts tun. Ich lasse das nicht zu.“
Sie strich ihm mit der Hand über die Wange. „Du wirst es nicht verhindern können. Und dein Vater hat eine Kälte und Härte, die dir zum Glück fehlt. Aber wenn er mir meine Magie wiedergibt, dann kann ich gehen, wohin es mir beliebt und du kannst mit mir kommen. Wir können uns wirklich ein Schloss bauen...“
Er verlor sich wieder in dem Traum. „...und viele kleine Feen haben und einen Sohn. Ja, ich möchte wenigstens einen Sohn.“
Die Erinnerung schmerzte und eine dunkle Wolke legte sich über ihr Gemüt. „Ja, irgendwann werden wir Kinder haben“, sagte sie und fuhr dann schnell fort: „Und viele Diener, die uns treu ergeben sind.“
„Das hört sich gut an“, stimmte er ihr zu. „Aber wo bekommen wir die her? Und wie bezahlen wir sie?“
Essyia lachte. „Schon vergessen? Ich kann Magie wirken. Und hier im Mittelland ist alles ein bisschen anders als in deinem Ardeen. Hier gibt es nur Herren oder Diener. Wenn du stark – vor allem magisch stark – bist, dann kannst du Schwächeren Schutz bieten und dafür dienen sie dir. Man kann die Schwachen auch magisch binden oder sich Golems erschaffen. Aber Golems sind oft zu ungeschickt und machen mehr Schaden, als dass sie nützlich sind.“
Das war allerdings ein etwas anderes Weltbild: „Oh und du? Hattest du Diener?“, wollte Ravenor nun wissen.
„Eine Zeit lang. Mal mehr, mal weniger. Aber seit ich mich vor dem Drachen verstecken musste, hatte ich keine mehr.“ Das war der Haken bei ihrem Plan und auch Ravenor erkannte das sofort.
„Und wie löst du das Problem mit dem Drachen?“
„Tja, weiß ich auch noch nicht. Ich könnte ihm aus dem Weg gehen. Vielleicht kann man mit ihm verhandeln. Schließlich liegt ja alles schon lange Zeit zurück. Und der Drache besitzt wahre Größe... sagt man zumindest.“
„Morgen, ihr Turteltauben“, grüßte Eryn, als er zu ihnen herüberkam. „Störe ich?“
„Es geht so“, bemerkte Ravenor ehrlich.
Weitere Kostenlose Bücher